Zustrom vom Baltischen Meer

Tom Beyer, Chef der StockholmsMässan und amtierender UFI-Präsident über Chancen und Schwächen der Messelandschaft im Norden Europas, ihre Besonderheiten und Perspektiven.

Was wird in Skandinavien getan, um lokale Messen global zu vermarkten?
Es gibt eine Anzahl international bedeutender Messen in Skandinavien. Insbesondere innerhalb der Sektoren, in denen wir traditionell stark sind wie Design, Mode, Biotech, dem Anlagenbau und der Zellstoff- und Papierindustrie. Ausstellungen dieser Bereiche sind nicht nur lokal bedeutsame Messen, sondern internationale Events, die international vermarktet werden. Die anderen sollen die skandinavischen Märkte bedienen und sind auf sie ausgerichtet. Sie werden entsprechend vermarktet.

Will sich ein deutscher Aussteller über ein Messeland informieren, geht er zum AUMA. Über Skandinavien liegt dort nichts vor. Wo bekommt er für ihn relevante Infos?
Alle wichtigen Details, die er braucht bekommt er von FairLink, dem skandinavischen Verband der Messeveranstalter. FairLink erfüllt dieselben Aufgaben in Skandinavien wie der AUMA in Deutschland.

Wie hoch ist der Anteil skandinavischer Messen am Weltmarkt?
Das ist schwer zu sagen. Auf einigen Gebieten sind wir sehr stark wie ich bereits erwähnte. Aber es ist kaum in Prozentzahlen auszudrücken, welchen Anteil vom Weltmarkt wir abdecken.

Nimmt die Bedeutung des Mediums Messe in Nordeuropa eher zu oder ab?
Das face-to-face Marketing gewinnt meiner Ansicht nach zunehmend an Bedeutung im skandinavischen Marketingmix. Wir wissen, dass heute rund acht Prozent des Marketingbudgets nordischer Unternehmen für Messen und Ausstellungen ausgegeben werden. Wir glauben, dass dieser Anteil wachsen wird. Vor allem sind wir aber überzeugt davon, dass in unseren Ländern Messen, die mit Kongressen kombiniert werden, weiterhin zulegen und so auch unser Anteil am Weltmarkt insgesamt betrachtet wächst.

Aussteller und Besucher welcher Länder werden in Skandinavien hauptsächlich begrüßt?
Der Löwenanteil beider Gruppen kommt aus Skandinavien. Eine zunehmende Anzahl von Besuchern allerdings registrieren wir aus der Region rund um das Baltische Meer. Auf vielen Messen wächst die Aussteller- und Besucherzahl aus Russland, Polen und dem Baltikum. Vertreter dieser Länder spielen eine immer wichtigere Rolle und wir wollen, dass noch mehr Unternehmen dieser Nationen den Weg auf unsere Messen finden.

Können Sie veränderte Aussteller- und Besucherströme feststellen?
Betrachte ich die Entwicklung innerhalb meines Unternehmens, den Stockholm International Fairs, ist eine deutliche Zunahme auf Aussteller- wie auch auf Besucherseite auf den Verbraucherausstellungen zu verzeichnen. Wachsendes Interesse ist auch an den Fachmessen des Konsumgüterbereichs festzustellen. Die Wirtschaft ist stark in Skandinavien und das spiegelt sich im Aufwärtstrend der Konsumgütermessen wider: Die Leute haben Geld und wollen es ausgeben. Beispiele sind Veranstaltungen wie die Design- und Geschenkartikelmesse Formex oder die Stockholm Furniture Fair.

Im Vergleich zu anderen Messemärkten, die Sie als UFI-Präsident kennen: Welches sind die Stärken, welches die Schwächen der nordischen Messelandschaft?
Die Schwäche des skandinavischen Marktes ist, dass es ein ziemlich kleiner und dazu noch saturierter ist. Seine Stärke ist, dass er Teil der wachsenden Märkte rund um das Baltische Meer ist. Rund 100 Millionen Menschen zählen zu unserem Einzugsgebiet. Das ist eine großartige Chance für uns.

Von welchen Themen lebt der skandinavische Messemarkt?
Von den Messen der starken Industriesektoren sei es von der Nor-Shipping in Lilleström, die wieder im Juni 2007 stattfindet, der Fashion Show in Kopenhagen, der Stockholmer Furniture Fair oder der Elmia, einer bedeutenden Forstwirtschaftsmesse, die alle vier Jahre in Jönköping durchgeführt wird. Daneben tragen die Verbrauchermessen das Geschäft.

Haben Sie als UFI-Präsident etwas Besonderes für die Messewelt des Nordens erreicht?
Als Präsident des internationalen Messeverbandes UFI muss man für die gesamte Messewirtschaft arbeiten. Ich hoffe, dass während meiner Amtszeit die UFI den skandinavischen Unternehmen wie auch denen anderer Länder viel Mehrwert gebracht hat.
Interview: Christine Seizinger

m+a report Nr.5 / 2006 vom 14.08.2006
m+a report vom 14. August 2006