Ohne Qualitätsanspruch sind Caterer chancenlos

Eventcaterer können auch in diesen Zeiten nur durch Exzellenz überzeugen. Denn Liebe geht durch den Magen, trotz einer äußerst angespannten Wirtschaftslage.

Der enorme Kostendruck im Eventbereich ist auch an denen nicht spurlos vorbeigegangen, die mit ihren kulinarischen Künsten ganz entscheidend zum Gelingen einer Veranstaltung beitragen. Eventcatering-Unternehmen sind in den Zeiten des Booms wie Pilze aus dem Boden geschossen. Jeder etwas größere Party-Service bot auf einmal Eventcatering an und konnte damit gutes Geld machen - jedoch nicht immer mit der erforderlichen Qualität. Im Eventbereich sind die fetten Jahre nun schon eine ganze Weile vorüber - durch die flaue Wirtschaftslage und die harten Gesetze des Wettbewerbs hat sich auch beim Essen die Spreu vom Weizen getrennt. Wie das häufig bei solchen Prozessen vorkommt, blieben viele "schwarze Schafe", aber leider auch einige sehr gute Anbieter, in diesen harten Zeiten auf der Strecke. Sie waren dem mörderischen Preiskampf nicht gewachsen. Der wachsende Kostendruck seitens der Auftraggeber ist eine harte Nuss, die es zu knacken gilt. Haben die Unternehmen deswegen ihr Speisenangebot oder den Service verändert, verändern müssen? Wie weit können Caterer dem Kostendruck noch nachgeben oder ist das "Ende der Fahnenstange" nun erreicht?

Als eine "immense Durststrecke" bezeichnet Michael Balzer, Michael Balzer Lifestyle & Dining, die letzten Jahre. Im gesamten Eventcatering habe sich das Volumen in den Auftragsbüchern deutlich reduziert. Dennoch bearbeitet das Team von Balzer jetzt Anfragen für Herbst und Winter sowie bereits für das Jahr 2005, was im Vergleich zum Vorjahr, als die Anfragen höchstens "tröpfelten", optimistisch stimme und Hoffnung mache, dass die schlimmste Phase vorbei sei. Doch auch in den harten Zeiten der jüngsten Vergangenheit hat man bei Michael Balzer Lifestyle & Dining "in keiner Weise die Qualität vernachlässigt." Das erfordert viel Durchhaltevermögen und Mut. "Ich habe immer daran festgehalten und darauf hin gearbeitet, dass Qualität und Kreativität sich durchsetzen werden und diese beiden Faktoren haben sich durchgesetzt. Es sind unsere Erfolgsfaktoren. Niemals hätte ich sie außer Kraft gesetzt", so Balzer kategorisch. Dem Kostendruck könne er so gut wie gar nicht nachgeben, um die Qualität zu halten. "Und die Qualität finden Sie nicht nur in den Rohprodukten der Speisen, sondern auch in der Zubereitung und Vorbereitung des Caterings, in der Speisenpräsentation, in der Tisch- und Tafelkultur, im Servicepersonal und in den Dekorationen." Daher hat sein Team, gerade auch um sich "von der Konkurrenz abgrenzen können", die Qualität der Speisen getoppt und den Service individueller zur Betreuung des Gastes ausgerichtet, um auch den Charakter des inhabergeführten Hauses noch zu verstärken.

An den Dumpingpreisen, die derzeit in der Branche üblich sind, kann und will sich auch der Lufthansa Party Service nicht beteiligen. "Wir haben hier eine ganz klare Vorgehensweise, indem wir Lösungsvorschläge für eine Kostenreduzierung aufzeigen. Sollten wir in diesem Prozess keine Lösung finden und wenn absehbar ist, dass unser Aufwand nicht gedeckt ist, können wir den Auftrag nicht ausführen", sagt Ullrich Eckert, Vice-President des Lufthansa Party Service. Er setzt stark auf die Stammkunden, die wissen, was sie erwarten können. "Doch auch Neukunden versuchen wir natürlich davon zu überzeugen, dass Qualität Geld kostet. Jedes Unternehmen, das auf dem Markt bleiben und Qualität produzieren will, muss einen Gewinn erwirtschaften. Man wird nicht auf Dauer überlebensfähig sein, wenn man nicht saubere Qualität abliefert. Wir haben an uns einen sehr hohen Anspruch und wir wissen, dass die Kunden das auch von uns erwarten." Die Mitbewerber, die meinen, sich durch Preisdumping Vorteile zu verschaffen, denken nach Ansicht von Eckert relativ kurzfristig. "Der Kunde freut sich zwar über günstige Preise, aber er freut sich nicht mehr, wenn das Catering nicht gelungen ist".

Auch beim Eventcatering-Team des InterConti Frankfurt waren Abstriche in Sachen Qualität nie ein Thema: "1a-Qualität ist für uns und unsere Kunden selbstverständlich - sie hat oberste Priorität", so Guido Nitze, Director of Catering Sales, Catering's Best by InterContinental Frankfurt. Entscheidend sei allerdings für beide Seiten das Preis-Kosten-Leistungsverhältnis, gerade dann, wenn man die "Leistungen eines 5-Sterne-Caterers mit 1a-Qualität und höchsten Ansprüchen an Qualität von Speisen und Service" biete. "Hier müssen wir als Anbieter mitunter auch mal Grenzen setzen".

Die Qualität guter Eventcaterer dokumentiert sich auch in der Fähigkeit Trends zu erkennen und zu setzen. Einer der Trends sei nach wie vor Fingerfood. Ullrich Eckert: "Es ist ein Trend, der natürlich auch geboren ist aus einem Spartrend. Beim Fingerfood muss man weniger Geld für Personal, das Tischeindecken, Besteck, Servietten und Dekoration rechnen. Zusätzlich hat es natürlich noch einen ganz enormen Nebeneffekt: Es fördert ungemein die Kommunikation. Man ist nicht gebunden an einen runden Tisch, wo man ein Menü ,erdulden' muss, sondern kann kommunizieren, viel mehr Leute kennenlernen, wandern und mehr an der Veranstaltung teilhaben." Gerade Fingerfood biete den besonderen Charme, einmal alteingesessene Sachen zum Beispiel auch aus der deutschen Küche neu aufzubereiten und Trend orientiert zu gestalten. Eckert: "Das ist eine große Möglichkeit, sich wieder neu am Markt aufzustellen und mit ein paar frischen Ideen und schönen Anrichteweisen zu punkten".

Wenn das Gespräch auf Trends kommt, sieht sich Michael Balzer ganz in seinem Element. Ihn fasziniert es, "dass man an den außergewöhnlichsten Orten Qualität wie in einem hoch dotierten Restaurant darstellen kann." Daher haben er und sein Team es sich zur Maxime gemacht, "dem höchsten Anspruch kulinarischer Inszenierungen gerecht zu werden. Unser Handwerkszeug sind die Ideen und Erfahrungen, die wir ständig mit uns führen. Individualität ist für uns das Wichtigste. Jeder Gastronom sollte seine eigene Handschrift prägen, man muss nur den Mut dazu haben." Einen Trend "Back to the roots" sieht Guido Nitze. Und zwar oft in Form einer Rückkehr zu heimischen beziehungsweise regionalen Produkten - und das in edelster Qualität, kreativ und fein zubereitet. Dabei legt er allerdings ein großes Augenmerk darauf, dass sich das Thema der gesamten Veranstaltung wie ein roter Faden durch die Speisenkreationen, den Service, die Dekoration und allen weiteren Leistungen zieht. "Qualität, Qualität, Qualität ...", so lautet die Devise der wirklich professionellen Eventcaterern, nicht nur, aber gerade auch in diesen Zeiten. Antje Peters-Reimann

m+a report Nr.3 / 2004 vom 23.04.2004
m+a report vom 23. April 2004