Auslandsmessen legen zweistellig zu

Die deutschen Veranstalter gehören zu den Gewinnern der Globalisierung und profitieren in hohem Maße vom stark wachsenden Handel zwischen Europa und Asien, aber auch zwischen der EU und Russland.

Unter die Lupe genommen hat der AUMA erstmals die Kennzahlen der Auslandsmessen deutscher Veranstalter im Jahresvergleich. Schließlich entwickeln sich die Auslandsmessen in zunehmenden Maße zum "zweiten Standbein". Mit ihnen erwirtschaften die deutschen Veranstalter bereits heute über 10 % ihres Gesamtumsatzes.
Im Jahr 2005 wurden auf den 166 Messen, die die deutschen Messegesellschaften im Ausland veranstalten, rund 1,35 Mio. m2 Standfläche vermietet, 30 % mehr als 2004. Gründe sind die steigende Zahl der Messen, das Wachstum der einzelnen Veranstaltungen, aber auch der Turnus der Messen. Sie verzeichneten fast 54 000 Aussteller - das ist ein Zuwachs von 18 % gegenüber dem Vorjahr. Auch die Besucherzahl ist gestiegen: Nach 3 Millionen 2004 kamen 2005 bereits 3,4 Millionen.
In diesem Jahr wollen die Mitglieder des AUMA rund 200 Messen auf allen Kontinenten durchführen. Die wichtigsten Zielländer sind China (63), Russland (28), Indien (14) und die Vereinigten Arabischen Emirate (13). Die wichtigsten Städte: Shanghai (37 Messen), Moskau (25), Dubai (13) und Peking (12). "Die deutschen Veranstalter profitieren in hohem Maße vom stark wachsenden Handel zwischen Europa und Asien, aber auch zwischen der EU und Russland. Außerdem hat die wirtschaftliche Liberalisierung in Osteuropa und Ostasien die Durchführung von Auslandsmessen erheblich erleichtert", begründet Thomas H. Hagen, Präsident des Ausstellungs- und Messe-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (AUMA), die stürmische Entwicklung.
Die Globalisierung stärkt auch deutsche Messen. So hat sich laut AUMA-Untersuchungen etwa die Zahl der Aussteller und Besucher aus der VR China auf deutschen Messen in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. "Der Messeplatz Deutschland ist also gleichzeitig Absatz- und Beschaffungsplattform für China. Es wachsen nicht nur die chinesischen Exporte nach Deutschland; der deutsche Export nach China hat sich in den letzten fünf Jahren ebenfalls annähernd verdoppelt", so Hagen. Von der Tendenz her seien ähnliche Entwicklungen auch für die Beziehungen zu Indien oder Russland festzustellen, wenn auch nicht in gleicher Größenordnung. "Wären die Messen in Deutschland nur auf den nationalen oder den EU-Markt konzentriert, hätten sie in erheblichem Umfang Aussteller und Besucher verloren." Das überdurchschnittliche Wirtschaftswachstum in Osteuropa und Ostasien habe dazu beigetragen, dass die deutschen Veranstalter ihre Auslandsmessen leichter zum Erfolg führen konnten.
Die Internationalität bürge für Qualität. Qualitätsdenken sei auch notwendig, um dauerhaft im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Die deutschen Veranstalter seien hierfür grundsätzlich stark genug. Veranstalterfusionen und deutliches Kapazitätswachstum in anderen Ländern stärkten nach Ansicht Hagens nicht per se deren Position im Messemarkt. "Die Fähigkeit, international hochklassige Messen zu entwickeln und zu pflegen, ist zunächst nicht mit der Unternehmensgröße oder bestimmten Eigentümerstrukturen verbunden, sondern eher mit der Langfristigkeit von Strategien und dem Gespür für die Entwicklung von Märkten." Wobei auch er zugeben muss: "Eine entsprechende Finanzkraft erleichtert natürlich die Realisierung solcher Konzepte." Die starke Position sei aber nur dann zu halten, wenn der nationale Messewettbewerb nicht zur gegenseitigen Schwächung von Messen und Messeveranstaltern führe.

m+a report Nr.4 / 2006 vom 15.06.2006
m+a report vom 15. Juni 2006