Deutschland unter Dach

Zeltbauer und -verleiher haben Hochkonjunktur. Zur WM entstehen nicht nur rund um die Stadien ganze Zeltlandschaften für VIP- und Fanveranstaltungen.

Vom Zelt für den Fanartikelverkauf bis zum zweistöckigen Luxuspalast - temporäre Bauten für die WM sind in ganz Deutschland gefragt. Nicht nur rund um die zwölf Austragungsstätten, sondern überall wo Fußballfreunde zusammenkommen, sollen sie entsprechend gut "behütet" feiern und zuschauen können. Zelte sind auch ein ideales Gestaltungselement, um hochwertige VIP-Bereiche zu kreieren und ein abgeschlossenes Areal zu schaffen, ohne dass es die Gäste überhaupt registrieren. Zur Weltmeisterschaft soll es natürlich auch rund um die Spiele extravagant zugehen. Daher steigt die Nachfrage nach dem Besonderem.
De Boer etwa ist offizieller Partner für das iSe-Hospitality-Programm und stellt Zelte für Sponsoren. Das Unternehmen ist an allen zwölf Spielstätten aktiv. Das erste Mal zum Einsatz kommt dabei eine neuartige Doppeldecker-Konstruktion und eben "alles, was nicht normal ist", beschreibt es Stefan Bartosch, Geschäftsführer von de Boer. Allein in Berlin werden 35 000 m2 überdacht. Seit einem Jahr laufen die Vorbereitungen für das deutsche Großevent. Wobei de Boer auf eine lange Erfahrung im Zeltbau für sportliche Großereignisse zurückblicken kann. Der Confederations-Cup als Generalprobe gehörte ebenso zu Projekten der Zeltebauer aus Recklinghausen, wie auch die Asien-Games in Doha, deren Dimensionen die der WM sogar noch sprengten. Dennoch, bei allem business as usual, mit dem ein global agierender Betrieb die Aufträge meistern kann, ein paar Besonderheiten zur WM gibt es dennoch. Die Bauabnahme, der Brandschutz sowie die Umsetzung aller Sicherheitsbestimmungen seien schon außergewöhnlich, so Bartosch. Auch Röder Zelt- und Veranstaltungsservice aus Büdingen ist als Partner von der iSe-Hospitality Production GmbH beauftragt, vier Spielorte mit Zeltlandschaften für VIP-Hospitality auszustatten. Es sei mit der größte Einzelauftrag, den Röder je auszuführen hatte, selbst für die Olympischen Spiele 2004 in Athen wurde nicht so viel Material verarbeitet. Bei einem Auftrag dieser Größenordnung komme es auf die gute Zusammenarbeit bereits im Vorfeld an, um einen reibungslosen Ablauf beim Auf- und Abbau als auch während der Events zu gewährleisten. Besonders gefragt sind Party- und Festzelte und für den Einsatz an den Spielorten Großzelte in allen Varianten. Röder Zeltkonstruktionen werden an den Stadien in Dortmund, Frankfurt, Gelsenkirchen und Köln insgesamt mehr als 41 000 m2 Fläche - teilweise doppelstöckig - überspannen.
Über eine Umsatzsteigerung durch das WM-Geschäft freut sich auch Alexander Eschenbach, Mitglied der Geschäftsleitung von Eschenbach Zeltbau aus Bad Königshofen. "Es gibt allerdings auch erhebliche Investitionskosten sowie eine sehr lange Materialbindung von bis zu zwölf Wochen an den WM-Standorten", gibt er zu bedenken. "Denn in verschiedensten Bereichen sind wir mit über 45 000 m2 Zeltfläche in zahlreichen Großstädten Deutschlands im Einsatz. Dennoch: Die Nachfrage sei immer noch sehr groß, viele Agenturen, Veranstalter und Gemeinden befänden sich noch in der finalen Planungsphase für Projekte, die während der WM laufen sollen.
"Jedoch haben wohl viele unterschätzt, dass der Run auf Zelte schon lange im Gange ist." Doppelstockzelte, aber auch einfache Pagoden- und Party- sowie Festzelte sind sehr gefragt. "Mehr und mehr kommt Opaque-Material in den Zeltdächern zum Einsatz. Es ist lichtundurchlässig und senkt die Wärmeentwicklung im Zelt und ist Standard bei Zeltbauten an den FIFA-Stadien."
Neben dem aufwendigen Logistik-Management und dem erheblichen Aufwand beim Akkreditierungsprocedere durch den Einsatz eines strengen Sicherheitskonzepts der FIFA liegt für Eschenbach die Herausforderung bei der parallelen Errichtung von zig-tausenden Quadratmetern Zeltfläche für Hospitality, Merchandising, Catering und weitere andere temporäre Bauten an Stadien, Innenstädten und WM-Festen. Darüber hinaus finden ja noch andere Events in der WM-Aufbauphase statt. Dazu komme, dass nahezu alle Partner neu in diesem Geschäft oder in ihrem jeweiligen Projekt seien, oder ausführende Agenturen noch nie ein Fan-Fest veranstaltet hätten und es daher schlicht keine Erfahrungen gebe.

m+a report Nr.3 / 2006 vom 28.04.2006
m+a report vom 28. April 2006