Bayern machen Bahrain zur Plattform

Die NürnbergMesse bringt zwei Spezialmessen an den Persischen Golf und will dort noch weiter expandieren.

Werner Lang ist zufrieden, als er das Shaikh Isa bin Ali-Gebäude in Muharraq betritt. Zärtlich streicht er über die meterdicken Wände aus Korallenstein, Lehm und Gips, die dafür sorgen, dass es tagsüber kühl und nachts warm ist. In einem kleinen Turm, der himmelwärts geöffnet ist, bleibt er stehen, verschränkt die Arme über der Brust und lässt die duftendweiche Luft durch die Lungen fluten. Der Turm ist so konstruiert, dass er immer eine frische Brise in das Hausinnere lenkt, weiß Lang - egal von wo der Wind kommt. Von den Baumeistern des 19. Jahrhunderts könne man lernen, meint der Architekt. Er muss es wissen, gilt er doch als internationale Koryphäe für intelligentes energiesparendes Bauen.
Gemeinsam mit der NürnbergMesse hat er jetzt in Manama, der Hauptstadt Bahrains, eine Messe genau zu diesem Thema an den Start gebracht: die Intelligent Building Middle East. Nur fünf Autominuten sind es von Muharraq zum Messegelände, vorbei geht es vor allem an Baustellen, denn anders als hierzulande boomt der Baumarkt in Bahrain. Allein das Vorzeigeprojekt des Golfstaats präsentiert sich in gewaltigen Dimensionen: Auf einer Fläche so groß wie 50 Fußballfelder entsteht mit dem "Financial Harbour" ein neues Finanzzentrum für 1,3 Milliarden Dollar. Schon jetzt schwingen sich die Rohbauten der 53-stöckigen "Dual Towers" in die Luft wie die überdimensionierten Taktstöcke eines Dirigenten. Bereits Ende dieses Jahres soll der Großteil des Geländes bezugsbereit sein.
Doch so elegant die neue, smaragdgrüne Fassade auch gegen das dunkelblaue Meer anglänzt, ihr zugrunde liegt ein energietechnisches Baukonzept aus den 80er Jahren, wie Lang weiß: "Richtig gemacht, könnte man dort Energie um den Faktor vier sparen", sagt der Experte, äußert aber Verständnis für das noch unterentwickelte Nachhaltigkeitsbewusstsein der Bahrainer. Schließlich habe man in Deutschland ähnliche Probleme in den 70er Jahren gehabt. "Seitdem haben wir aber in Forschung investiert und innovativere Materialien entwickelt - und mit der Intelligent Building haben wir jetzt endlich den gemeinsamen Marktplatz, um das gesamte Spektrum abzubilden."
Dieses präsentierten zum Jahresende 117 Aussteller aus 14 Ländern auf einer Fläche von rund 2500 Nettoquadratmetern. Fast die Hälfte der Aussteller kam aus Deutschland, allein am bayerischen Gemeinschaftsstand beteiligten sich 28 Firmen aus dem Freistaat. Mit Schüco International aus Bielefeld und Josef Gartner aus Gundelfingen fehlten aber zwei der internationalen Marktführer im Bereich Gebäudehüllen. "Bei einer Erstveranstaltung kriegen sie die Marktführer nur in seltenen Fällen", sagt Herta Krausmann, Geschäftsführerin von Nürnberg Global Fairs und gibt sich zuversichtlich, die beiden Firmen bei der Intelligent Building Ende dieses Jahres mit an Bord zu holen. Immerhin zeigte der Bauspezialist Wicona aus Ulm bereits Flagge auf der Intelligent Building.
Dem Vernehmen nach beteiligten sich einige der Branchengrößen auch deshalb nicht als Messeaussteller, weil Lizenzpartner in der Region Angst vor Kannibalisierungseffekten hatten. Dass sich unter den 2800 Fachbesuchern Beobachter der Marktführer befunden haben, kann allerdings als sicher gelten.
Generell dürfte die Besucherzahl eher am unteren Rand der Erwartungen der Messeveranstalter gelegen haben. Allerdings muss sich die Messe erst noch etablieren und hat mit der Big 5 in Dubai einen potenten Konkurrenten: Die Baumesse lockt nach Veranstalterangaben jährlich knapp 2000 Aussteller in die Vereinigten Arabischen Emirate. Entsprechend unterstreicht Architekt Lang vor allem die gute Qualität der Gespräche auf der Intelligent Building: "Das war hier mehr als die traditionelle Übergabe von Visitenkarten, viele Gespräche haben bis zu einer Stunde gedauert." Auch die zweite Messe, welche die Nürnberger in Bahrain veranstalten, muss in erster Linie durch die Gesprächsqualität überzeugen. So kamen zur dritten Wassertechnologiemesse Water Middle East nur rund 2500 Besucher, auf der Erstveranstaltung vor drei Jahren waren es noch knapp 2900. Auch die Ausstellerzahlen weisen keine positive Tendenz auf und gingen von 185 Unternehmen vor drei Jahren und 140 Ende 2004 auf nur noch 111 Unternehmen im November 2005 zurück. Dennoch scheinen die Franken gut gewirtschaftet zu haben: Der Break-even sei bei beiden Veranstaltungen schon jetzt erreicht, heißt es.
Zudem soll das Engagement der Bayern in Bahrain noch längst nicht zu Ende sein: Vier bis sechs Messen wollen sie am persischen Golf an den Start bringen, "wenn wir das nicht ins Laufen kriegen, ziehen wir uns wieder zurück", sagt Krausmann. Vor allem im Bereich Finanzen, Bildung und Medizintechnik sieht die Global-Fairs-Chefin noch Potenzial. Auch der Kauf von Veranstaltern in der Region sei möglich. Zur Zeit würden Gespräche mit verschiedenen Organisatorengeführt. Da sich die Scheichs derzeit verstärkt Gedanken über den Ausbildungsstand der Bevölkerung machen, scheint dieses Thema naheliegend - wenn es denn als messetauglich eingestuft wird. Markus Ridder

m+a report Nr.3 / 2006 vom 28.04.2006
m+a report vom 28. April 2006