Sieben Nägel für die Kommunikation im Raum

Im zweiten Jahr können die Einreicher der noch jungen ADC-Award-Kategorie schon richtig absahnen. Lob gab es für die Qualität der eingereichten Projekte.

"In der Krise steigt die Bedeutung der Kreativität", unterstrich Sebastian Turner, Vorstandssprecher des Art Directors Club für Deutschland die gewachsene Qualität der über 7000 Beiträge für den diesjährigen ADC-Wettbewerb. 147 Medaillen - die heiß begehrten Nägel - wurden Mitte März vergeben. Darunter 11 mal Gold, 48 mal Silber und 88 mal Bronze. Spannend für den Messebau und alle aus dem Eventgeschäft war vor allem das Abschneiden von Kollegen und Konkurrenz in der erst im vergangenen Jahr neu eingeführten Kategorie "Kommunikation im Raum". Gold zum Thema Messeauftritt holten die DaimlerChrysler AG zusammen mit dem Frankfurter Atelier Markgraph in der Untergruppe der kommerziellen Arbeiten. Ebenso Gold ging an realities:united für ihre eindrucksvolle Arbeit Kunsthaus Graz "BIX Licht- und Medienfassade" im Bereich kulturelle Arbeiten.

Silber nahmen die Sportive Werbeagentur GWA GmbH & Co. Absatzidee KG für das BMW Luftraumobjekt "Take off" und die Atelier Markgraph/Kauffmann Theilig & Partner Freie Architekten BDA für den DaimlerChrysler-Messeauftritt "Software-Driven Space" (beides Kategorie kommerzielle Arbeiten) mit nach Hause.Bronze ging in dieser Kategorie an die Totems Communication GmbH für den Bertrandt-Messestand "Slow down", Atelier Markgraph für die Tourismus + Congress Licht- und Medienskulptur "Schiff der Ideen" (kulturelle Arbeiten) sowie das Büro Uebele Visuelle Kommunikation für das DGF Stoess Orientierungssystem "Sublimierung, Ort, Verweis"(Orientierungs- und Infosysteme).

Die Spitze werde etwas breiter, die Ideen werden etwas menschlicher und der ADC etwas strenger, fasste Turner die Ergebnisse des Wettbewerbs zusammen. In vielen Kategorien stünden wieder Menschen im Mittelpunkt. Einen Funken Sinnlichkeit bescheinigte Jury-Chairman Werner Butter den Arbeiten. Die Kreativen scheinen also wieder zur Freude am Leben zurückgefunden zu haben. Bei etwas mehr Einsendungen als im Vorjahr vergab die strengere Jury 10 % weniger Medaillen und 20 % weniger Auszeichnungen. Damit folgte der ADC der vorangegangenen Kritik an seinem inflationären Medaillensegen. Die Strenge hat dem Wettbewerb gut getan. Was die Ausstellung mit ihren 36 Kategorien auf dem Berliner Flughafen Tempelhof zeigte, war bemerkenswert. Immerhin sei dies auf 6000 m2 - so stolz die Veranstalter - "die größte Kreativschau der Welt".

Dass dort die Kommunikation im Raum zu Recht ihren Platz gefunden hat zeigt der Goldauftritt von Mercedes-Benz auf der IAA 2003. Eine scheinbar schwebende, medial bespielte architektonische Ringfigur mit 1600 m Lamellenfassade aus einer speziell entwickelten Variante der LED-Technologie prägte den Markenauftritt. Die Halle bot ein überraschendes Kommunikationserlebnis und trug atmosphärisch wirksam die zentralen Technologiethemen des Unternehmens in den Raum. Auf ungewöhnliche Weise vermittelte der Auftritt die Kompetenz der Marke und schaffte einen starken Rahmen für zwei Pkw-Weltpremieren."Wir bekommen jetzt schon die besten Arbeiten", freut sich Nikolaus Hafermaas, Juryvorsitzender der Kategorie "Kommunikation im Raum", über das "exzellente Niveau" der 46 Einreichungen. Das liege daran, dass der ADC Kommunikation und Design, also nicht allein Architektur, bewerte. Die beiden Goldarbeiten seien Mediatecturen, die zu neuen Bildsprachen führten. Der Messestand von Mercedes-Benz wirke als Gesamtkunstwerk. Dies sei "trotz hohem Budget" eine international herausragende Leistung.

Derzeit wird diskutiert, auch eine Kategorie Event einzuführen. "Der ADC-Qualitätswille würde der Eventbranche gut zu Gesicht stehen", gibt sich Hafermaas selbstbewusst. Wolf-Dietrich Groß

m+a report Nr.3 / 2004 vom 23.04.2004
m+a report vom 23. April 2004