Bauen mit Licht

Licht lenkt die Aufmerksamkeit. Aber es kann noch mehr: Atmosphäre schaffen, Räume verändern oder sogar selbst zur Architektur werden. Das eröffnet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten bei der Konzeption von Messeständen und Events.

Mit mehr als 300 RGB-Leuchtsystemen illuminierte die LK Aktiengesellschaft, Essen, die textile Architektur der DATEV Informationstage 2005 in Nürnberg. So entstand eine abwechslungsreiche, in den CI-Farben der DATEV leuchtende Ausstellungslandschaft. Auch das im Herzen der Ausstellung befindliche Showforum musste in die Planung mit einbezogen werden. Ein besonderes Highlight stellten die DL1-Projektoren dar, die an unterschiedlichsten Positionen lichtstarke Bilder und Filme projizierten. Werbe- und Messebau Walbert-Schmitz aus Aachen entwarf und realisierte die Ausstellung mit einer Gesamtfläche von über 10 000 m2.
RGB-Leuchtstofflampen machten auch den 3500 m2 großen Messestand des Möbelherstellers himolla, inszeniert von tennagels Medientechnik, Düsseldorf, auf der imm cologne im Januar schon von weitem sichtbar. Umlaufend auf 340 m Länge entstand eine 5,5 m hohe gewölbte Lichtwand, die langsame wie auch schnelle Farbverläufe in der horizontalen wie vertikalen Achse erzeugen konnte und den Messestand einrahmte. Die Startubeleuchten hingen an 4,5 m langen Stahlbändern. Sie wurden über sieben DMX-Kreise à 512 Kanäle mit dem Matrix-Modul der Sunlite-Software 2004 angesteuert. Dem Betrachter konnten sich langsam verändernde Farbeffekte und bis zu 25 ms schnelle Lichtverläufe geboten werden (Stroboskop-Effekte). 2400 farbige Leuchtstofflampen wurden mit einer zusätzlichen Farbfolie beklebt, um eine bestmögliche Farbmischung bis hin zu reinem Weiß herzustellen. Über 800 RGBW-Startube-Lichtwannen mit 3200 DMX-Kanälen waren im Einsatz. Es gab eine gesamte Lichtoptik von über 2000 m2 (Konstruktionsfindung und Stahlbauausführung: Grote Eventsupplies; technische Umsetzung der Lichtwände: Seybold, Düren; Messebau: Steenbreker, Oberhausen; Lichtinszenierung: tennagels medientechnik, Düsseldorf).
Seit einigen Jahren experimentiert der Designer Achim Jungbluth, LFF Licht Form Funktion, Solingen, unter anderem mit den Phänomenen des Lichts, der Spektralfarben und der additiven Farbmischung. Heutige LEDs erzeugen genau das Rot, Grün und Blau, mit denen ein nahezu tageslichtidentisches Weiß erzeugt werden kann. Die in der Vergangenheit verwendeten Halogenglühlampen oder Gasentladungslampen dominierten jeweilig im warmen, roten Farbbereich oder im kalten, blau-grünen Farbbereich. Grundsätzlich war es das Ziel die roten, grünen und blauen Leuchtdioden so dicht wie möglich zusammenzubringen, damit sich das Licht additiv mischt. Idealerweise wurden 3-chip-LEDs verwendet.
Sichtbar wird das Licht jedoch erst bei direkter Sicht auf die LEDs oder wenn das Licht reflektiert wird. Ordnet man die dreh-schwenkbar gelagerten roten, grünen und blauen LEDs in jeweilig definiertem Abstand an, mischt sich das Licht additiv, bei kongruenter Stellung der Lichtkegel auf eine Reflektionsfläche, genauso zu Weiß. Wenn man in diesem Dreifachlichtstrahl Schatten erzeugt, zeigt sich dieser im Brennpunkt als gewöhnlicher schwarzer Schatten. Direkt daneben zeigen sich die Schatten in allen Farben des RGB-Farbraums.
Diese Entdeckung war Grundlage für die Lichtinstallation in der ehemaligen Bundesbahndirektion in Köln. Vom 16. bis 22. Januar hatte Stylepark zum dritten Mal in das Gebäude am Kölner Rheinufer geladen. Ein etwa 30 m langer Gang mit Rundgewölbedecke wurde mit extra für dieses Event entwickelten LED-Leuchten ausgerüstet, die vom Boden diagonal durch den Raum zur Decke strahlten. Die Lichtkegel wurden genau übereinander gestellt und Rot, Grün und Blau leuchteten mit gleicher Leistung. Der Gang zeigte sich in weißem Licht. Sobald Menschen den Gang betraten, entstand das Schattenspiel und überdimensional große Schatten huschten über Wände und Decke. Über 34 000 Besucher wandelten durch diesen Gang, der von den Farben regelrecht geflutet wurde.
Um die emotionale Wirkung der Installation zu steigern, waren die Leuchten mit einer separat schaltbaren Beduftungskomponente ausgerüstet. Viele Menschen waren fasziniert, so simpel mit den Grundlagen der Physik spielen zu können und durch ihren Schatten die Farben des Regenbogens zu erzeugen.
LEDs brauchen aber nicht unbedingt konzeptbestimmend sein. Sie können auch genutzt werden, um einzelne Elemente zu betonen oder eine gewünschte Hintergrundstimmung zu schaffen. Sprinz, Ravensburg, stattet beispielsweise Lichtdecken und Glaskörper mit moderner Leuchttechnik und LED aus und macht sie so zum Blickfang oder gar zur eigenständigen Lichtskulptur, wie beispielsweise für die Messeauftritte von Volvo (Messebau: Ambrosius, Frankfurt).
Mit Licht und Farbe können Stimmungen erzeugt werden. Schon mit 10 mm starkem Einscheiben-Sicherheitsglas lassen sich auf engstem Raum attraktive Displays oder ganze Wände realisieren. Mit Motiven versehen, hinterleuchtet oder mit moderner LED-Technik ausgestattet, entstehen ausgefallene Inszenierungen. Im Boden eingelassene Lichtpunkte mit einer Glasabdeckung aus satiniertem Glas, die je nach Ausführung teilweise auch befahrbar sind, sind eine weitere kreative Idee von Sprinz.
"Prepare your senses" - unter diesem Motto stand im vergangenen Jahr der Volkswagen-Händlerkongress in einer restaurierten Sandsteinhöhle auf Mallorca. Lichtgestalter und Geschäftsführer Lutz H. Kleine-Herzbruch der rgb studio für lichtgestaltung gmbh, Essen, zeichnete verantwortlich für die lichtgestalterische Inszenierung. In Zusammenarbeit mit den Eventagenturen De Vries + Partners und De Otter Creators wurde ein auf die einzelnen Programmpunkte Businessmeeting und Abendprogramm abgestimmtes Ambiente geschaffen, das den Besucher in die Nacht und in das "Innere der Erde" führte.
Das Herz der Veranstaltung bildete die Haupthöhle, in der das künstlerische Programm auf vier in die Steinmauern eingelassenen Bühnen stattfand. Live-Performances mit Tanz, Musik und Schattenspielen galt es in die Rauminszenierung einzubetten. Mit eigens für das Event entworfenem modernen Inventar wurde die Höhle in wechselndes Licht getaucht und unterschiedlichen Raumaromen ausgesetzt, so dass der Zuschauer das sich stets wandelnde Ambiente "mit allen Sinnen" erleben konnte.
Ein besonderer "Blickfang" bildete dabei der Lichtgang, der die beiden Programmpunkte Businessmeeting und Abendveranstaltung inhaltlich voneinander trennte und gleichzeitig die beiden "Veranstaltungshöhlen" miteinander verband.
Für den diesjährigen Messeauftritt von Saab auf der NAIAS in Detroit entwickelte CT Germany, Nürtingen, das weltweit erste LED-Mietmodul, das multifunktional als Decken-, Wand- oder Bodenelement eingesetzt werden kann. Die VersaPIX-Module wurden in Detroit erstmalig als 250 m2 großes LED-Deckenelement in das komplette Standkonzept integriert und schufen mit den LED-Wänden aus Barco I-Lite 6 XP und den langjährig bewährten VersaLightguide-Modulen ein besonderes Raumerlebnis.
Auf einer Fläche von über 240 m2 sorgten die eigens hierfür programmierten Grafikinhalte für faszinierende Lichteffekte auf dem Stand. Dabei erlebten die Besucher über sich am Himmel zum Beispiel Flugzeugformationen, erzeugt durch VersaPIX-Effekte, die sich zusätzlich noch im Glasboden des Standes widerspiegelten. Auf dem Stand wurden fünf LED-Wandelemente installiert, wovon vier eine Kombination aus hochauflösenden Barco ILite 6XP und VersaLightguide-LED-Modulen waren und eines komplett mit diesen gebaut wurde.
Im Sinne der Unternehmensphilosophie "Mehr Leben mit Licht" von Philips Lighting war es Ziel der Beteiligung an der EuroShop 2005 in Düsseldorf, die Lichtprodukte szenisch in ihrer Anwendung zu zeigen. Ein besonderes Beispiel dafür ist die Lichtfassade, das Big X des Philips Lighthouse, welches basierend auf einer LED-Innovation des Unternehmens entwickelt wurde. Dynamisch gingen dort die Lichtstimmungen ineinander über. Die bauliche Architektur trat völlig in den Hintergrund zugunsten von Licht als der eigentlichen Fassade des Messestands. "Lichtoberfläche und der bauliche Körper verschmelzen miteinander, so dass eine Lichtskulptur mit hohem Aufmerksamkeitswert entsteht", erklärt Jochen Höffler, Geschäftsführer der D'Art Design Gruppe, Neuss, die den Messestand konzipierte.

m+a report Nr.2 / 2006 vom 24.03.2006
m+a report vom 24. März 2006