Luminale 06 das Licht-Kultur-Spektakel

Wieder hat sich die Zahl der Teilnehmer an der Luminale fast verdoppelt. Zum dritten Mal in Folge. 165 Lichtprojekte finden sich im April zum Licht-Festival in Frankfurt Rhein-Main parallel zur Light + Building zusammen. Neben Frankfurt leuchten nun auch unter anderem Mainz, Wiesbaden und Darmstadt.

Rund um die international bedeutendste Messe der Branche hat sich eines der größten Design-off-Events in Deutschland etabliert. Ein Muss - nicht nur für Produktdesigner, sondern vor allem für Architekten und Stadtplaner, die umworbene Kernzielgruppe der Light + Building in Frankfurt.
Die Luminale unterscheidet sich von allen vergleichbaren Veranstaltungen. Sie promotet keine Messeauftritte außerhalb eines Messegeländes, sondern bietet den Anbietern ein Forum, ihre Produkte in der praktischen Anwendung zu zeigen. Kein "cleanes" Marketingambiente, sondern die raue Wirklichkeit des urbanen Raums. Und die Initiative für die Luminale-Ereignisse geht überwiegend von den Nutzern und Anwendern aus, die bei den Herstellern Equipment nachfragen. Dabei verfügt das Projektbüro Luminale, das von der Konzeptfindung bis heute bei Westermann Kommunikation, Ingelheim, liegt, über keinerlei Etat, um einzelne Programmbeiträge zu unterstützen oder zu ermöglichen. Die Messe Frankfurt finanziert die Organisation, die Veranstaltungswerbung (soweit nicht gesponsort) und die Buslinie, die in Frankfurt die einzelnen Highlights miteinander verknüpft. Das erstaunt die meisten, ist aber inzwischen Teil der unvergleichlichen Identität dieses Festivals. Risiko- und Leistungsbereitschaft stehen am Anfang jedes Luminale-Projekts. Vor allem bei den jüngeren Teilnehmern ist es längst Gewissheit: Schöne Einfälle gibt es genug, wahre Kreativität erweist sich erst bei der Verwirklichung der Ideen.
Konsequenterweise liegt der Luminale-Fokus nicht ausschließlich auf dem Etablierten und Anerkannten, sondern auf dem Experiment, der Probebühne und dem Unkonventionellen. Frankfurt als Architekturstadt der Moderne liefert dafür ein ideales Umfeld. Eine Messestadt ist ohnehin offen für das Neue und Unerwartete.
Die Wiederentdeckung des Stadtraums ist das dominierende Thema der Luminale 06. Allein vier Häfen sind Spielstätten der Luminale. Vom Westhafen zum Osthafen in Frankfurt verkehrt ein Luminale-Schiff entlang der gerade vollendeten Illumination des Stadtraums Main. Im Offenbacher Hafen trifft sich die Off-Szene, im Mainzer Zollhafen werden die Entwicklungsperspektiven dieses städtebaulichen Areals inszeniert. Urban Lighting und Public Design sind die Stichworte auch für die drei Parkprojekte der Luminale. Im Frankfurter Palmengarten, im Wiesbadener Kurpark und auf der Mathildenhöhe in Darmstadt werden Konzepte der Illumination im Grünen erprobt.
Zu den großen Experimenten, für die die Luminale den Raum schafft, gehört das Lichtdach über der Kaiserstraße im Frankfurter Bahnhofsviertel. Es soll den Bahnhof und die Innenstadt miteinander verklammern und den Imagewandel eines verkannten Quartiers sichtbar machen. Rund um den Bahnhof haben sich eine ganze Reihe von Hochschulprojekten angesiedelt, die den Freiraum Luminale dazu nutzen Unkonventionelles zu erproben.
Zum weithin sichtbaren Wahrzeichen der Luminale dürfte die Illumination des Kraftwerks am Westhafen gehören. Die lichte Industrieanlage wird das Panorama der Bürohaus-Skyline um eine neue Facette erweitern. Auch die Hochhäuser Gallileo, Skyper, mainBuilding und FBC werden Luminale-Inszenierungen bieten.
Drehscheibe des nächtlichen Flanierens ist der inszenierte Börsenplatz vor dem Sitz der IHK Frankfurt. Von hier aus lässt sich auch die Entdeckungsreise mit dem Luminale-Shuttlebus bequem starten, zum Beispiel zur Designmeile Hanauer Landstraße oder zu den Lichtkunstprojekten von Siegrun Appelt, Mischa Kuball oder Brigitte Kowanz. Helmut M. Bien

m+a report Nr.2 / 2006 vom 24.03.2006
m+a report vom 24. März 2006