Die richtigen Leute am richtigen Ort

Kundenbindung beginnt mit dem guten Produkt. Aber muss sie damit auch enden? Unternehmen rund um den Messeauftritt gehen neue Wege, um ihr Klientel zu erreichen und außerhalb des Verkaufsgeschäftes zu versammeln.

Global branding in Taunusstein: Wer jetzt denkt, es geht um eine weltweite Produktkampagne, liegt daneben. Für den Systemhersteller Expotechnik ist es nicht damit getan, Interessenten und potenziellen Käufern zu versichern, dass das Unternehmen seine Kunden auf jeder Messe bestens beim Markenauftritt unterstützt. Zwar spielten die Produkte bei Expotechnik eine tragende Rolle, aber in erster Linie als Raum und Kulisse für die abwechslungsreiche Veranstaltung "Future Trends in Global Branding". Denn bei diesem Event ging es weniger ums Verkaufen, sondern darum, die richtigen Leute zu erreichen und eine neue Plattform für Kommunikation zu bieten.
Rund 60 Gäste aus dem In- und Ausland fanden Anfang Februar den Weg in den Taunus, um einen Tag zu erleben, der dank spannender Vorträge und einem runden Programm Einblicke in neue Denkweisen erlaubte. Eine gelungene Premiere, wie Anne Spielberg versichert. Als Leiterin Global Marketing and Communication war sie es, die Gäste und Referenten in Taunusstein zusammenbrachte. Zusammen mit den Geschäftsführern Heinz und Peter Soschinski sowie Kristian Willand freute sie sich über die durchweg positive Resonanz, die Expotechnik bestärkt, den neu eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. "Uns ist es einfach wichtig, dass die ,richtigen' Leute mehr über uns erfahren," unterstreicht Anne Spielberg das Ziel der Veranstaltung. So könnten die Taunussteiner auch zeigen, dass es ihnen um mehr als den Messebau geht: "Wir wollen für guten Messebau stehen, aber auch beweisen, dass mit uns die Kommunikation und die Markenstrategie eines Unternehmens auf hohem Nieveau erfolgen kann." Dazu gehört es auch, nicht nur Lieferant, sondern Partner des Kunden zu sein.
Als Partner präsentierte Expotechnik dann den Gästen und Kunden bestes Edutainment: Zukunftsforscher Matthias Horx stellte vor, wie ökonomisches Handeln in globalen Märkten seiner Meinung nach zukünftig funktionieren wird. Megatrends die Horx ausmacht, sind das rasante Wachstum der asiatischen Märkte und auf Schwellenländer und das steigende Konsumbedürfniss seiner Bewohner abgestimmte Produktentwicklungen. Nicht zuletzt prophezeit er das Erwachen des schwachen Geschlechts - Frauen, so Horx, seien auf dem Vormarsch und dies nicht in den Industrieländern, sondern in Märkten, in denen sie bislang gar nicht im öffentlichen Leben in Erscheinung traten. Mehr bodenständig ging es im zweiten Teil des Tages zu. Mit Anja Graulich, Director Marketing bei Sabre Deutschland, kam eine Kundin von Expotechnik zu Wort, die anhand der Neupositionierung der Marke Sabre, die für ein weltweites Hotelbuchungssystem steht, zeigte, wie stringente Markenführung aussehen kann. Bei Sabre ist alles bis hin zum Messeauftritt aus einem Guss. Dennoch wird gerade in der Bildsprache auf Befindlichkeiten verschiedener Märkte und Traditionen im weltweiten Handel Rücksicht genommen.
Zur runden Sache machte Kristian Willand, Geschäftsführer von Expotechnik, die kleine Vortragsreihe. Er präsentierte eine Umfrage, bei der sehr detailliert Unternehmen verschiedenster Größe zu ihren kommenden Messeaktivitäten befragt wurden. Auch dabei kristallisierte sich zum Beispiel heraus, dass Asien als Markt immense Bedeutung für die verschiedensten Branchen hat.
Vom Erfolg überzeugt, will Expotechnik die Veranstaltung auf jeden Fall weiter ausbauen. Auf der einen Seite sei dies eine gute Gelegenheit, Entscheider aus Unternehmen zu erreichen, auf der anderen Seite sollen aber auch konkrete Lösunggen angeboten werden. Angedacht ist für die nächste Runde das wichtige Thema Erfolgsmessung von Messeauftritten, so Anne Spielberg.
Auch andere Unternehmen haben den Wert von Eigenveranstaltungen längst erkannt. Zu einem regelmäßigen Branchenforum soll zum Beispiel das Kundentreffen und Markenpräsentation der Messearchitekten WengerWittmann aus Haar bei München werden. Die Orange Academy 01 zog 2003 rund 80 Kunden, Partner und Agenturmitarbeiter nach München, die neben dem Ideenaustausch mit Kollegen die Möglichkeit hatten, von einer Reihe interessanter Vorträge profitierten. Im März 2004 lancierte WengerWittmann dann das Kundenmagazin "raumbrand". Angebunden an das Magazin ist das raumbrand.Forum, das einmal im Jahr stattfinden soll und die Orange Academy ablöste. Das Forum soll zum Dialog auffordern zwischen Messegesellschaften, Marketingleitern der Industrie, Kreativen und Kommunikationsexperten. Premiere hatte es im Mai 2004 auf der Münchener Praterinsel.
Auch das Octanorm-Kompetenz-Forum schließt sich an die Reihe der Veranstaltungen, die Mehrwert für den Kunden bieten wollen. Es ist nach vier Ausgaben ebenfalls etablierte Kommunikationsplattform für Messeplaner und -gestalter, Aussteller, Agenturen und Studenten. Mit dem Verlauf zufrieden, steht für Octanorm-Geschäftsführer Hans Bruder bereits fest, dass er erneut ein Kompetenz-Forum abhalten will, auch wenn es aus Zeit- und Termingründen eine Pause gab. Sozusagen neu auf dem Markt ist Nomadic Display aus Heusenstamm mit seinem gerade beendeten ersten "ExpoSuccess"-Workshop in Deutschland. Dieser richtete sich ebenfalls an Aussteller. Sie erfuhren dort aus erster Hand, wie Messe-Management systematisch zum Erfolg führt: Strategie, Planung, Mitarbeitermotivation, Kundenkontakt und Messenacharbeit waren die Themenschwerpunkte des eintägigen Messeseminars in der Nähe von Frankfurt am Main, bei dem es eher praxisorientiert zuging.

m+a report Nr.2 / 2006 vom 24.03.2006
m+a report vom 24. März 2006