Mehr Mittel für Mittelstand

Ankurbelung: Auftritte kleiner und mittlerer Unternehmen in den alten und neuen Ländern der EU will der Bund künftig stärker fördern.

Damit sollen die Auslandsgeschäfte von Mittelständlern im besonderen von handwerklichen Unternehmen weiter gefördert werden. Der Anteil der im Ausland tätigen Handwerksunternehmen beispielsweise hat sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre mehr als verdoppelt: von 3,1 % in 1994 auf heute etwa acht Prozent. Jeder zweite der im Ausland tätigen Betriebe hat seinen Export gesteigert. Damit wurden 120 000 Arbeitsplätze im deutschen Handwerk neu geschaffen oder gesichert.
"Im Bundeswirtschaftsministerium hat ein Umdenken eingesetzt", sagte Wirtschaftsstaatssekretär Dietmar Staffelt im Rahmen des ,Außenwirtschaftstages Handwerk’ auf der Messe I.H.M. in München. "Wir dachten immer, Mittelständler gingen ohnedies auf die europäischen Messen." Dem sei wohl nicht so, habe man sich vom Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) belehren lassen. Jetzt soll es den Großen an den Kragen gehen, denn Beteiligungen von Großunternehmen an Überseemessen sollen weniger bezuschusst werden.

"Die Millionen sind bislang Beute der Industrieverbände ZVEI und VDMA", kritisierte Franz Reisbeck, designierter Vorsitzender der Geschäftsführung der Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM), die Vergabepraxis der Fördergelder. Die exakte Höhe der Fördersumme wollte Staffelt nicht nennen. Die Gelder würden dann zur Verfügung gestellt, wenn entschieden sei, wofür sie eingesetzt werden sollten. An der Höhe der Bundesmesseförderung von insgesamt circa 35 Mio. EUR wolle man 2004 unverändert festhalten. "Ich gehe davon aus, dass keine Kürzungen in diesem Bereich vorgesehen sind", so Staffelt.

Bereits im Januar hatte das Bundeswirtschaftsministerium dem ZDH angeboten, in 2004 mit einem Pilotprojekt die Beteiligung von Handwerksbetrieben an Messen im europäischen Ausland gezielt zu unterstützen. Dafür sollte der ZDH drei Veranstaltungen benennen, die für Gemeinschaftsbeteiligungen von circa 12 bis 15 Firmen in Frage kämen. Das ist bis dato nicht geschehen. "Wir wollen die Außenwirtschaftsberater der Kammern befragen, die uns Messen vorschlagen sollen", erklärte Rainer Neumann von der ZDH-Gewerbeförderung. Derzeit käme vor allem die Herbstmesse in Bozen, Italien, in die engere Wahl. Dort stellt schon seit Jahrzehnten eine große Gruppe bayerischer Handwerksbetriebe aus. Wird hier eine Konkurrenz aufgebaut? "Nein, aber wir wollen auf bewährte Strukturen zurückgreifen", so Neumann. Er versicherte, dass man die Vorschläge der Kammerexperten sehr bald dem Bundeswirtschaftsministerium vorlegen werde.

Handwerksunternehmen, die sich auf Messen im Ausland präsentieren wollen, bräuchten spezifische Unterstützung, damit ihr Auftritt im Ausland ein Erfolg werde, so Reisbeck.
Der Chef der Gesellschafts für Handwerksmessen (GHM) empfiehlt:
- Die Exportberatungsstellen sollten die Firmen bei ihren Messeaktivitäten von Anfang an begleiten und bei jedem Schritt eingebunden sein.
- Bevor sich Betriebe für eine Beteiligung an einer ausländischen Messe entscheiden, sollten sie den betreffenden Markt zuvor bei einer Unternehmerreise testen.
-Die Veranstaltung sollte zunächst als Besucher begutachtet werden, ob sie sich als Plattform für die eigene Firma eignet.
-Gemeinschaftsstände sollten überschaubar sein.
-Die Messeteilnahme sollte sich auf nahe liegende Märkte fokussieren.
-Messen sollten als Kontaktbörsen für die Partnersuche betrachtet werden. Ohne Partner vor Ort haben Mittelständler wenig Chancen, auf fremden Märkten Fuß zu fassen. Petra Schmieder

m+a report Nr.3 / 2004 vom 23.04.2004
m+a report vom 23. April 2004