"Rho-Pero beeindruckt jeden"

Mailand rühmt sich eines Geländes der Superlative. Auch wenn in Sachen Infrastruktur noch nicht alles rund läuft sieht Messechef Piergiacomo Ferrari die Chancen, die der gelungene Neubau bietet.

Wie haben Sie den Umzug aus der City ins neue Messezentrum geschafft?
Die Messen zogen nach und nach im Herbst 2005, als die ersten großen Veranstaltungen liefen, um. Das Feedback war in zweierlei Hinsicht sehr befriedigend: einerseits wegen der positiven Bewertung unserer Kunden, andererseits gefiel uns die Erscheinung und Größe unserer Messen, die bedeutende Zuwächse verbuchten. Gestärkt durch diesen Erfolg laufen wir seit 2006 auf vollen Touren: Macef Primavera und die Mostra Convegno Expocomfort füllten die Hallen ganz wie auch die im April stattfindende Internationale Möbelmesse.
Der Umzug unserer Büros, von denen immer noch rund ein Drittel in der City ist, ging im Dezember über die Bühne. Einige Kollegen arbeiten noch in der Stadt und stellen sicher, dass auch dort der Messebetrieb reibungslos funktioniert.

Welche Messen bleiben denn in der Innenstadt?
Rund ein Drittel des traditionellen Ausstellungskomplexes in Mailand wird weiterhin Messen zur Verfügung stehen, wobei wir hier über 115 000 bis 120 000 m2 Bruttoausstellungsfläche sprechen. Diese bleibt für "lightweight" Veranstaltungen wie Mode-, Kunst- und Antikmessen erhalten, die logistisch einfacher zu handhaben sind und deswegen auch in der City durchgeführt werden können und deren Veranstalter das sogar gerne wollen.

Hat Ihnen der Neubau bei der Akquise neuer Themen geholfen?
Seit über einem Jahr unternimmt die Messe Mailand Anstrengungen ihr Veranstaltungsportfolio durch die Akquise neuer Messen aufzuwerten, zum Beispiel durch die Zusammenführung von Veranstaltungen mit gleicher oder ähnlicher Ausrichtung. Einige von ihnen feiern in 2007 im neuen Komplex Premiere: die Tuttofood, eine Landwirtschafts- und Lebensmittelmesse und die Build Up Expo, eine umfassende Architektur- und Baumesse, die gleichzeitig zur Intel, der internationalen Fachmesse für Elektrotechnik, Elektronik, Beleuchtungstechnik, Industrieautomation und Komponenten, läuft. In beiden Fällen handelt es sich um Veranstaltungen, die ökonomisch und strategisch von Bedeutung sind: Beide Sektoren waren zuvor von uns nicht besetzt.

Welches sind die größten Vorteile des neuen Geländes?
Natürlich die Größe des Komplexes, verbunden mit höchster Flexibilität und Funktionalität. Alle Hallen, zusammen bieten sie 345 000 m2 brutto, sind ebenerdig bespielbar. Außerdem können nun 60 000 m2 voll ausgestattete Freifläche genutzt werden. Logistikabläufe sind auf den Messebau abgestimmt und wir haben einen eigenen U-Bahn-Anschluss mitten auf dem Gelände. Ab 2008 werden wir dann auch an die Hochgeschwindigkeitsstrecke Turin - Mailand angeschlossen sein.

Gibt es auch Nachteile?
Wir haben noch Probleme mit der Erreichbarkeit: Die Autobahnausfahrten und der Bahnanschluss sind noch nicht betriebsbereit. Wir sind uns des Problems voll bewusst und arbeiten daran. Vermutlich klappt dann alles reibungslos ab Herbst. In der Tat waren wir sehr viel früher fertig als geplant. Ursprünglich war angedacht im Sommer 2006 dort durchzustarten.

Welche Messen lasten bisher das neue Gelände voll aus?
Mit 200 000 m2 Hallen- und 60 000 m2 Freifläche in Rho-Pero belegen nur die wenigsten Veranstaltungen das Gelände komplett. Die einzige, die es schaffen wird, ist die Internationale Möbelmesse, welche zusätzliche Flächen außen beansprucht. Die Hallen ganz gefüllt haben auch die Macef Primavera 2006 und die Mostra Convegno Expocomfort.

Macht sich der Umzug bereits in Ihren Zahlen bemerkbar und was prognostizieren Sie?
Unsere Erwartungen sind sehr positiv, nicht zuletzt, weil großes Interesse am neuen Zentrum gezeigt wird und in geraden Jahren alle großen Biennalen stattfinden. Wir haben uns ehrgeizige Managementziele gesteckt für das noch bis zum 30. Juni laufende Geschäftsjahr: konsolidierte Umsätze von mindestens 341 Mio. EUR und ein Brutto-Betriebsgewinn von mindestens 58 Mio. EUR. Die Zahlen bis heute bestätigen dies.
Interview: Christine Seizinger

m+a report Nr.2 / 2006 vom 24.03.2006
m+a report vom 24. März 2006