Auf dem Weg zur Reife

Anthony de Taranto, neuer FDA-Vorsitzender, sieht große Chancen für seinen Verband und deutsche Architekten und Designer auf internationalem Parkett.

Herr de Taranto, Sie wurden im Herbst zum neuen Vorsitzenden des FDA - Forum Design und Architektur unter dem Dach des FAMAB e. V., Rheda-Wiedenbrück, gewählt. Wie haben Sie die erst knapp fünf Jahre alte Interessenvertretung der Messearchitekten und -designer vorgefunden und was sind Ihre Pläne?
Als eines der Gründungsmitglieder des FDA war ich von Anfang an mit dabei und hatte somit die Chance in jeder Hinsicht einzuwirken und mitzugestalten. Wir sind noch eine recht kleine Gruppe, die jedoch innerhalb des gesamten Verbandes eine wichtige Rolle spielt. Nur mit den Komponenten Design und Architektur mit an Bord kann der FAMAB das komplette Spektrum der Messewelt in angemessener und attraktiver Form abdecken. Unsere Zukunftspläne zielen auf eine stärkere Vernetzung aller Sparten des FAMAB und eine somit attraktivere und umfassendere Angebotspalette aus Sicht der Kundenwelt. Das deutsche Messewesen ist weltweit führend, in Qualität und Quantität, und es gilt, auch dieses Produkt noch intensiver zu einem Exportschlager werden zu lassen.

Im Dezember belohnte der FAMAB zum fünften Mal herausragende Messeauftritte mit einem ADAM. Inwieweit sehen Sie Ihre Mitglieder und Kollegen hierbei repräsentiert?
Grundsätzlich soll der ADAM dem gesamten Messewesen in Deutschland dienen. Wir begrüßen also auch die Beiträge von Design-Teams außerhalb des FDA, denn nur wenn man sich dem offenen Wettbewerb stellt, steigt die Qualität einer derartigen Veranstaltung. Externe Kontakte ermöglichen es weiterhin, weitere Designer mit geeignetem Profil zu finden, die für Frische und Erweiterung des FDA sorgen.

Gibt es Pläne für eine Art "jungen ADAM" als Auszeichnung für aufstrebende junge Kreative?
In vergangenen Sitzungen wurde dieses Thema mehrmals angesprochen und es findet sich ausreichend Enthusiasmus, um hier einen Preis für den Nachwuchs in Kürze einzuführen. Es muss entschieden werden, ob eine Standardauszeichnung sinnvoll wäre oder aber eine flexiblere Lösung in Form eines Sonderpreises oder Ähnlichem.

Sehen Sie die Ausbildung des Nachwuchses an Messearchitekten hinreichend gesichert?
Es geht nichts über gut qualifizierte Arbeitskräfte. Das gilt für alle Sektoren einer modernen Gesellschaft. Das Messewesen bietet noch ein enormes Potenzial zur Verbesserung des allgemeinen Standards. Wir alle wissen, dass auf jeder Messe der Großteil der Präsentationen im Mittelmaß feststeckt. So gesehen besteht ein erheblicher Bedarf an besser ausgebildeten Messedesignern. Man sollte sich jedoch vor einer Institutionalisierung der Ausbildung hüten, um zu vermeiden, dass - wie bereits im Hochbau - eine Architektenschwemme entsteht, für die unsere Gesellschaft nicht genügend Aufgaben bieten kann oder die wiederum zu einem ruinösen Wettbewerb führen kann. Eine allgemeine Architekturausbildung ist für junge Talente auf alle Fälle einer zu frühen Spezialisierung vorzuziehen.

Wie schätzen Sie den Stellenwert deutscher Messearchitekten auf internationalem Parkett ein?
Circa zwei Drittel der 150 Leitmessen in der Welt finden in Deutschland statt. Der Design-Standard ist hier unübertroffen. Das weiß auch das Ausland. Vom deutschen Messearchitekten erwartet man nicht nur eine gewisse ästhetische Souveränität, sondern weiß auch die eher klischeehaften Qualitäten wie Verlässlichkeit, Pünktlichkeit, Präzision und so weiter zu schätzen. Funktion und Ästhetik - der deutsche Messearchitekt verkörpert beides; das eine schließt das andere nicht aus!

Der FAMAB hat vor einem Jahr ein International Chapter als Hilfestellung für seine Mitglieder und Partner im Ausland ins Leben gerufen. Inwieweit ist das FDA an dieser Stelle aktiv?
Zugegebenermaßen sind die FDA-Mitglieder hier noch ein wenig zurückhaltend. Dennoch ist die internationale Vernetzung im Zeitalter der Globalisierung überlebenswichtig, insbesondere unter dem bereits erwähnten Gedanken des "Exportschlagers deutsches Design". Gleichwohl werden wir noch etwas auf nationaler Ebene reifen müssen, um dann den richtigen Zeitpunkt zu finden, auch international zu handeln.
Interview: Anja Wagner

m+a report Nr.1 / 2006 vom 13.02.2006
m+a report vom 13. Februar 2006