Wohltuend anders

Moderne Bodenbeläge verknüpfen Strapazierfähigkeit mit Individualität und werden so zu einem wichtigen Teil des Standkonzepts.

Direkt in das Kommunikationsdesign mit einbezogen wurde der Boden am Stand von Schwan Stabilo auf der Paperworld 2004 in Frankfurt. Unter dem Motto "The Hall of Shape" wurde nicht nur das neue Produkt - ein Kuli-Füller -, sondern auch die gesamte Standarchitektur einschließlich des Untergrunds gebogen. Der Bodenbelag, ein Standardprodukt eines italienischen Herstellers aus weichem Gummigranulat, erhielt wellenförmige Wölbungen und sorgte durch das ungewohnte Gehgefühl, unterstützt durch eine spürbare Rückfederung, für eine "abgehobene" Atmosphäre. Entworfen und realisiert wurde der Stand von Expotechnik, Taunusstein.Dass ein Boden nicht nur stimmig, sondern auch prägend und erinnerungswürdig sein kann, wurde damit bewiesen. Hierbei genügt es, die Dimension des Gewohnten zu durchbrechen. Sei es durch ein tatsächliches Austreten aus der Zweidimensionalität wie bei Schwan Stabilo, sei es durch eine unerwartete Motivik. Schwarze Löcher im Boden des neuen Kunstmuseums im spanischen Salamanca wirken auf den ersten Blick alarmierend auf die Besucher. Denn sie sehen die entsetzten Mienen von Menschen, die wie von einer unsichtbaren Kraft ins Nichts herabgezogen werden. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich, dass es sich um einen digital bedruckten Bodenbelag handelt, der dem Auge in realistischer Optik eine dreidimensionale Tiefendimension vorgaukelt. Dank einer speziellen Verarbeitungstechnik setzt der britische Anbieter Marley Floors, Lenham, individuelle Gestaltungswünsche fotorealistisch und mit Raumwirkung um. Trends können schnell aufgegriffen und als jeweils passende Bodenlösung realisiert werden, ganz individuell.
Originell und frisch wirkt auch der liquide Fußboden von creaworld, Bellach/Schweiz. Er sieht aus jeder Perspektive anders aus und verändert sich durch das Spiel der eingearbeiteten Luftblasen unablässig. Diese besondere Eigenschaft lenkt den Blick der Besucher nach unten und weckt ihre Neugier. Eingesetzt werden kann der Bodenbelag auch für Deko- und Regalflächen aller Art.

Dass Kreativität bei der Gestaltung des Bodens Beachtung findet, beweist der "contractworld.award 2004", der in diesem Jahr zum zweiten Mal Projekte in der Kategorie "Bodenbeläge als gestalterisches Element" auszeichnete. Die Jury des internationalen Architekturpreises für innovative Raumkonzepte hatte hier 40 Wettbewerbsbeiträge zu bewerten. Gewinner des im Rahmen der Domotex Hannover im Januar verliehenen Preises waren formgeber-berlin mit dem Linoleumbelag Marmoleum der Forbo Werke, Paderborn, GRAFT, Berlin mit Premium Rubber Granules, Blue Tartan (American Recycling Center, Linwood/USA), J. Mayer H., Berlin mit dem Belag Opus Romano von Bisazza und das planungsbüro berresheim + kuvik aus Frankfurt mit dem Einsatz von Welano, einem geschliffenen Gussasphalt von Welke, Christinendorf.
Die Leitmesse der Bodenbelagsbranche selbst zeigte mit weit über 1000 Ausstellern, was sich tut in diesem Bereich. Bei den textilen Bodenbelägen reichte die Palette von klassischer Auslegware in Beige über kunstvolle Objekte bis hin zu knalligen Flowerpower-Teppichen. "Der Trend geht zu höherwertiger Ware", so Vorwerk-Marketingleiter Thomas Weber, Hameln. Sein Unternehmen hat sich "Kommunikation, Farbe, Design und Innovation" für 2004 auf die Fahnen geschrieben. So präsentierte der Teppichhersteller auf der Domotex wie auch auf der Heimtextil in Frankfurt bereits seine neuen Strategien, Produkte und Zukunftsprojekte. Ein Beispiel ist dabei eine Forschungskooperation mit Infineon zur Entwicklung "intelligenter Teppichböden", so Geschäftsführer Johannes Schulte zum Start des Verkaufsjahres.
Aktuelle Highlights sind vor allem die neuen "Pieces", eine Weiterentwicklung im Sortiment der abgepassten Teppiche. Im Frühjahr wird die Kollektion um zehn weitere Designs erweitert. Dabei setzt Vorwerk auf hochwertige Autorenware. So finden sich unter den neuen Pieces ostasiatisch geprägte gestalterische Entwürfe des aus Hamburg stammenden, international renommierten Designers Peter Schmidt oder Entwicklungen aus der Werkstatt der Wiener Architektur-Avantgardisten Coop Himmelblau. Runde Formen und weiche Linien bestimmen das Bild der ersten persönlichen Kollektion des Vorwerk-Chefdesigners Erhard Gennrich. Einen besonderen Effekt vermitteln Hochgewebe in Metallglanzoptik rein mit textilen Mitteln. "Setho gloss", "Nandou design gloss" und "Idea design gloss" heißen die neuen Qualitäten. Für die Zukunft setzt Vorwerk auf fluoreszierende Farben. Ein entsprechender Boden ist zurzeit in Entwicklung.
Elastische Bodenbeläge zeigte die objectflor Art Design Belags GmbH aus Köln-Rodenkirchen. "Expona art & design collection" ist ein intelligentes Designprogramm mit sehr dekorativen Gestaltungsmöglichkeiten, Sie untergliedert sich in zwölf Serien mit insgesamt 101 Farben. Das Holzthema umfasst alle gängigen Optiken einschließlich gekalkter, farbiger und gebleichter Ausführungen, darunter auch unterschiedliche Parkettvarianten. Im Rahmen eines Design-Baukastensystems kann die gesamte Farbpalette auf Basis der Standardabmessungen in allen Formaten vorgefertigt gegliedert werden.

Premiere auf der Domotex hatten in diesem Jahr die Natursteinanbieter. Naturstein ist längst nicht mehr teuer und kann dank unterschiedlicher Oberflächenbehandlung individuell gestaltet werden. Die Sonderschau "Naturstein live" zeigte die Wertigkeit, Natürlichkeit, ökologische Unbedenklichkeit und technische Besonderheit des Materials. Bei einer zeitgemäßen Behandlung verlieren die Steine die ihnen noch oft zugewiesene Bedeutung schwer und kostbar, teuer oder gar pompös zu sein. Entsprechend bearbeitet steht Naturstein heute für Begriffe wie Funktionalität, Sachlichkeit bei gleichzeitig hoher Wertigkeit und Eleganz.

Das Unternehmen Schulte Räume, Rüthen-Meiste, ist technisch vorn mit dabei, wenn es um das Verlegen von Natursteinböden geht: Statt des bisherigen Wuchtens der schweren Platten erlaubt sein schwimmend zu verlegender Boden, die edle Optik und Belastbarkeit des Steins mit der einfachen Verarbeitung eines herkömmlichen Bodensystems zu verbinden. Durch moderne Fertigungsverfahren sind die circa 10 mm starken Steinplatten mit einer spezialverleimten HDF-Trägerplatte und einem stabilen Gegenzug verbunden. Selbst auf schwierigen Untergründen, auf denen das Verlegen von Natursteinböden bisher nur mit erheblichem Aufwand möglich war, kann das Produkt mittels der Uniclic-Technik verlegt werden. Der Untergrund muss lediglich mit einer Schaumfolie zur Dämmung ausgelegt werden.

Die 30 x 60 cm großen Fliesen gibt es mit Granitoberfläche in den Farben Padang Cristallo, Nero Impala, Juparana Colombo - alle mit polierter und geschliffener Oberfläche. In der Farbe Dune Creme gibt es zusätzlich eine Marmoroberfläche mit mediterranem Charakter im Programm von Schulte Räume. Für den Einsatz bei Messen und Veranstaltungen reicht es, den Boden schwimmend ohne Verfugung zu verlegen. Durch die Uniclic-Technik kann er mehrfach wieder aufgenommen und neu verlegt werden. Auf dem eigenen Messestand hatte das Unternehmen im Cateringbereich den Boden zur Demonstration auf etwa 80 m2 ausgelegt. Auf der imm cologne kam der Boden bereits für einen Kunden zum Einsatz.

m+a report Nr.2 / 2004 vom 18.03.2004
m+a report vom 18. März 2004