Brot und Spiele

Public-Events stehen gerade im Jahr der Fußballweltmeisterschaft landesweit auf der Agenda. Und immer mehr fungieren Kommunen und Gemeinden als Veranstalter. Aber wer bezahlt das Spektakel und wer hat etwas davon?

Die aktuelle Event-Klima-Studie des FME zeigt, dass Public-Events Hochkonjunktur haben und in Zukunft den stärksten Wachstumsmotor der Branche bilden. Dazu trägt insbesondere bei, dass immer mehr Stadt- oder Regionen-Marketer verstanden haben, dass ihr "Produkt" auf der Straße emotional aufgeladen werden, dass man hier Kunden, also Einwohner oder Touristen, gleichermaßen packen kann. Verbunden mit einer durchdachten PR-Arbeit sind über die Public-Events große Markeneffekte für die Kommunen zu erzielen.
Und so gehts: Zuerst die große Idee: "Wir müssen ein Event schaffen, der die ganz großen Emotionen weckt, der uns einzigartig darstellt, der im öffentlichen Raum wirkt und Bilder um die Welt kreisen lässt, die uns unvergessen machen." Soweit Konsens. Dann einen Kreativwettbewerb gestartet - tolle Ideen generiert. Begeisterung. Doch das Wasser im Wein: Auch diese Form von Marketing kostet Geld und wer hat schon genügend davon?
Die Zauberformel: Gemeinsam ist man stark. Warum die monetäre Last alleine schultern, wenn es auch im Team geht. Public-Events der öffentlichen Hand bieten für viele Unternehmen und Marken eine sinnvolle Plattform, um ihre originären Zielgruppen zu erreichen. Man ist da, wo die Menschen sind - mitten in der Stadt. Wenn Städte, Kommunen und Gemeinden nicht auf den Kopf gefallen sind, dann denken sie über das Erheben von Gebühren für Promotion oder Veranstaltungen auf öffentlichen Wegen und Plätzen hinaus und beachten die Bedürfnisse der Unternehmen um Präsenz und Kontaktmöglichkeiten.
Viele Eventkonzepte nützen nicht nur dem originären Auftraggeber, zum Beispiel über die kulturelle Aufwertung eines Platzes, die Erlebniskomponente für die Bürger oder bei großen Ideen auch über den positiven Imagetransfer für die Stadt allein, sondern auch für den "Gastspieler" fallen positive Effekte ab.
Events im öffentlichen Raum, oft mit kulturellem oder sportlichem Anspruch, kommen gut an. Die Gäste gehen offen mit den Angeboten um und die Kommunikation auch eingebundener Marken fällt oft leichter, als wären sie selber die Initiatoren des Events. Ob Sportevents wie Triathlon mit den städtischen Versorgungswerken, Sportartikelherstellern, einer Krankenkasse, Versicherung oder eine Kulturveranstaltung auf öffentlichen Plätzen, die neben der Präsenz der städtischen Kulturbehörde auch Raum für Industrie-Sponsoring lässt - erlaubt ist, was sinnvoll ist und Synergien beim Imagetransfer wie bei der Kostenaufbringung schafft.
Nun reicht es aber nicht, hier mal ein Logo auf dem Plakat einzuklinken, dort mal ein Banner eines Markenartiklers aufzuhängen. Dann ist der Katzenjammer programmiert. Die Parteien müssen sich als Partner sehen, die gemeinsame Ziele verfolgen, denn hier wird ein harmonisches Miteinander durchaus bei den Zielgruppen wahrgenommen und vice versa. Also gemeinsame PR für den Event, sinnvolles Zusammenspiel auf dem Event, möglichst funktionsgebend, dann kann so eine Zusammenarbeit als Win-Win-Situation auch eine Nachhaltigkeit erreichen.
Dass Unternehmen mittlerweile ein fester Bestandteil solcher Veranstaltungen sind, ist breit akzeptiert, zumal sie oft einen Mehrwert für die Teilnehmer anbieten. Ob in der Programmgestaltung, begleitende Informationen zum Kernthema der Veranstaltung oder reine Serviceleistungen rund um den Event. Gelernt ist das Engagement beim Besucher allemal.
Die nächste Großbaustelle in Sachen Public-Events steht vor der Tür - die FIFA-Fußball-WM in Deutschland. Hier werden wir erleben, welche Städte, egal ob offizielle Ausrichterstadt oder nicht, sinnvolle Konzepte erarbeitet haben, um sich in den vier Wochen dieses Mega-Spektakels profiliert zu präsentieren. Es geht hier nicht nur um die Gastfreundschaft während der Zeit der Spiele und um sinnvolle Beschäftigung der internationalen Fangruppen. Vielmehr steht auch ein positiver Imageaufbau über die Fernsehbilder, die um die Welt gehen werden, auf der Agenda. Wer sich als attraktives Tourismusziel oder als mögliche "Heimatstadt" in Szene setzen will, muss faszinieren. Wer faszinieren will, muss auch ins Säckel greifen. Da ist natürlich die Einbindung von Marken und Unternehmen ein probates Mittel, um den Menschen zu geben, was sie erwarten - begeisternde Eventformate, die Deutschlands Städte zu wirklich guten Gastgebern machen.
Wer diesen Ernstfall schon geprobt hat und dabei seine Erfahrung mit der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Industrie bei Public-Events gemacht hat, der wird am Ende nicht nur in der Aufmerksamkeitsskala ganz weit oben stehen, sondern auch seinen Steuerzahlen befriedigende Bilanzen in Bezug auf das "Stadtsäckel" präsentieren können. Stefan Rössle

m+a report Nr.7 / 2005 vom 27.10.2005
m+a report vom 27. Oktober 2005