Messemarketing on air - via Fernsehen zum Kunden

Mode, Reisen und Essen sind leichte Kost für die Messeberichterstattung. Doch bewegte Bilder können mehr, nämlich Imagewerbung für den Standort Deutschland sein.

Die CPD-Macher haben es gut. Ähnlich wie die Grüne Woche in Berlin ist die Düsseldorfer Veranstaltung ein gefundenes Fressen für die Medien. Vor allem für Fernsehmacher ist die bunte Welt des schönen Scheins auf der weltgrößten Modemesse immer wieder ein willkommener Anlass zur Berichterstattung - und das international. Alles in allem zählte die Veranstalterin, Igedo Company, für die Messe im vergangenen Jahr 66 Stunden Berichterstattung verteilt auf 827 Beiträge. Ob der Designernachwuchs der Modeschule Halle im MDR den großen Messeauftritt feierte, oder der Sender 3sat den Fashion-Victims mit einer fünfstündigen Modenacht Appetit auf neueste Kreationen machte - die Bühne für solche Übertragungen stand auf der cpd. Mit Beiträgen, die zum Teil weit über den üblichen Dreiminuten-Zusammenschnitt hinaus gehen, schafft es die Igedo Company, das Thema Mode im öffentlich-rechtlichen sowie im privaten Fernsehen jedes Jahr gut zu platzieren.

Kein Wunder, dass sich Margit Jandali, Geschäftsführerin der Modemedia GmbH und Pressesprecherin der Igedo Company freut: "2003 hatten wir wieder einen enormen Anstieg der Ausstrahlungen im Funk und Fernsehen mit Trendberichten." Als Messeveranstalter sieht sich die Igedo Company daher auch als Mittler in Sachen Mode für den Konsumenten. Die Messe als Modemotor solle stimulieren und letztlich auch dazu beitragen, dass die auf der cpd georderte Kollektion dann auch in den Einzelhandelsgeschäften Begehrlichkeit weckten.

Vor allem da es bei der cpd für Otto Normalverbraucher heißt: "Wir müssen leider draußen bleiben." Modische Beiträge im Fernsehen trügen zu höherem Kaufinteresse bei, sagt Jandali. Wenn dadurch die Wirtschaft angekurbelt werden könne, so sei dies positiv für Aussteller und Einzelhändler, die sich auf der Fachmesse präsentieren und ordern.

TV-Kontakte werden gepflegt wie die übrigen Medienarten. In den über 55 Jahren ihres Bestehens habe sich die Igedo Company eine Position als Modeautorität geschaffen. "Spezielle Themen werden inzwischen sogar von Funk- und Fernsehsendern nachgefragt", erklärt Jandali. Zur Messe reisen zahlreiche Kamerateams aus dem In- und Ausland an. "Diese machen zwar ihre eigenen Interviews, haben aber weder die Kapazität noch die Zeit, mit mehreren Kameras zum Beispiel einzelne Modeschauen zu begleiten", ergänzt Christina Grell, die für die Fashionmesse die Fernsehteams betreut. Für diese gibt es einen besonderen Service: Die TV-Sender werden zum Beispiel mit Betacam-Material von den verschiedenen Modenschauen ausgestattet. Fertige Beiträge werden allerdings von der Igedo Company nicht erstellt. Dies erfolgt dann durch dfa/messein Zusammenarbeit mit der Veranstalterin. Ein System mit Erfolg: Seit Januar wird von der Modemedia, einer Tochter der Igedo Company, auch die Pressearbeit für die GDS, die Leitmesse für Schuhmode in Düsseldorf, durchgeführt. Die über Jahre gewachsenen Kontakte sollen nun auch forciert für diese Messe eingesetzt werden.

Produktionsfirmen haben längst erkannt, dass sich mit der Messeberichterstattung Geld verdienen lässt. Macher wie zum Beispiel die creatv Fernsehproduktions GmbH, Hürth, produzieren sonst für RTL, Pro7, den MDR und andere Sender bekannte Sendungen wie "Die Oliver Geissen Show" oder "Ein Fall für Escher." Messeberichterstattung ist eine ganz andere Herausforderung. Vor allem, wenn man weg möchte von den boulevardträchtigen Rennern wie Mode, Reisen oder Essen. Aber Investitionsgütermessen interessieren bislang wenig, obwohl dort die weltweit wirklich großen Geschäfte gemacht werden. "Eine Eisenwarenmesse ist für die Berichterstattung leider wenig attraktiv," sagt Michael Langenberg, Geschäftsführer von creacc. Ein Manko, den die Veranstaltung mit anderen deutschen Leitmessen verschiedener Branchen gemeinsam hat.

Langenberg möchte daher das Thema Messefernsehen ganz anders angehen. Dem Mann, der auch die Geschäfte von Messe.TV, einer Kooperation von creatv und creacc, leitet, schwebt ein "Messeplatz Deutschland" im Fernsehformat vor, den alle deutschen Messen zur Vor- und Nachberichterstattung, zu Werbezwecken und nicht zuletzt für eine redaktionell gut aufbereitete Messeberichterstattung nutzen können. Hintergrund: "Der Messeplatz Deutschland muss seine Attraktivität auch in Zukunft gegenüber anderen europäischen Ländern behaupten können", so Langenberg. In Zeiten, in denen ein Messebesuch dank Billigcarriern in Stundenschnelle zu Minimalpreisen praktisch in ganz Europa möglich sei, müssten deutsche Messen durch gezieltes Marketing ihre Kompetenz verbreiten - und das auch über TV.

Die Strategie ist weit mehr als eine Utopie. Mit dem Nachrichtensender n-tv gibt es konkrete Gespräche über das neue Format, das sich vor allem an Entscheider aus der Wirtschaft richten wird. Gedacht ist sogar an eine internationale Verbreitung über den n-tv-Partnersender CNN, der ebenfalls Interesse signalisiert hat. Annic Effertz

m+a report Nr.2 / 2004 vom 18.03.2004
m+a report vom 18. März 2004