Transparenz in Europa erreicht solides Niveau

Nach dem Ende der Planwirtschaft nahmen es viele Veranstalter bei der Veröffentlichung von Daten nicht immer sehr genau, jetzt wird zunehmend ermittelt und geprüft.

Wer noch vor gut zehn Jahren Messen in Mittel- und Osteuropa bewerten wollte, stocherte oft im Nebel. Nach dem Ende der Planwirtschaft nahmen es viele Veranstalter bei der Veröffentlichung von Daten nicht immer sehr genau, wenn es darum ging, die Messen im ungewohnten Wettbewerbsumfeld zu platzieren, oft regierte die Phantasie. Heute dagegen werden in Polen, Rumänien, der Slowakei, Tschechien, der Ukraine und Ungarn die Kennzahlen von jährlich 240 Messen nach einheitlichen Regeln ermittelt und geprüft.
Wie war diese Entwicklung in relativ kurzer Zeit möglich? Bereits Mitte der Neunziger Jahre suchten die großen Messeveranstalter im östlichen Mitteleuropa - Posen, Brünn Budapest und Bratislava - den Kontakt zur deutschen Gesellschaft zur freiwilligen Kontrolle der Messe- und Ausstellungszahlen (FKM), um sich über die Funktionsweise einer Prüforganisation für Messezahlen zu informieren. Sie waren selbst zu der Überzeugung gekommen, dass Messen im marktwirtschaftlichen Wettbewerb nur dann dauerhaft akzeptiert werden, wenn sie ihren Kunden zuverlässige und vergleichbare Daten über ihre Veranstaltungen anbieten. Darüber hinaus hatten diese Länder großes Interesse, sich an der Euro Fair Statistics zu beteiligen, die mehrere europäische Prüforganisationen unter Federführung der FKM jährlich herausgeben.
Aus dieser Interessenlage gründeten die Messegesellschaften aus Bratislava, Brünn, Budapest und Posen die Centrex als zentraleuropäische Prüforganisation, die 1997 ihre Arbeit aufnahm. Die Regeln zur Ermittlung der Aussteller-, Flächen- und Besucherzahlen orientieren sich weitgehend an den FKM-Regeln. Auch das Prüfverfahren - Kontrolle der Zahlen durch einen Wirtschaftsprüfern - wurde übernommen. Bereits im ersten Geschäftsjahr ließen die Centrex-Mitglieder 120 Messen prüfen. 2004 waren es bereits doppelt so viele. Die Zahl der Mitglieder stieg auf 13, auch die Zahl der beteiligten Länder wuchs - die Ukraine und Rumänien stießen hinzu. Heute hat die Centrex ihr Aufgabenspektrum über die Funktion als Prüforganisation hinaus deutlich erweitert. Sie betreibt Messeforschung, positioniert das Medium Messe und engagiert sich in der Aus- und Weiterbildung.
Die Verbesserung der Messetransparenz in Mittel- und Osteuropa beschränkt sich aber nicht auf die Centrex. Bereits seit 1996 sind Messeveranstalter aus Kroatien und Slowenien Gastmitglieder in der FKM-Austria, einer Schwesterorganisation der deutschen FKM, die nach nahezu denselben Regeln arbeitet. Der Wirtschaftsprüfer der Österreicher ist auch für die Kontrollen in Zagreb und Celje verantwortlich. Insgesamt werden dort rund 15 Messen pro Jahr geprüft.
Auch in Russland verbessert sich der Zugang zu vergleichbarem und zuverlässigem Datenmaterial. Zum einen ist die Messegesellschaft MVK aus Moskau seit 2003 Gastmitglied der FKM und lässt jährlich 5 Messen prüfen. Außerdem hat der russische Messeverband IUEF zu Beginn des Jahres 2005 ein eigenes Prüfsystem in Betrieb genommen; die Regeln wurden in enger Abstimmung entwickelt. Bereits in diesem Jahr sollen rund 50 Messen geprüft werden.
Gerade für die deutsche Exportwirtschaft, die sehr stark auf Russland setzt, verbessert sich damit die Möglichkeit, die dortigen Messen nach gewohnten Maßstäben zu bewerten.
Die Messetransparenz in Europa hat damit ein solides Niveau erreicht. Die Euro Fair Statistics, die im Herbst 2005 zum 17. Mal erscheint, wird rund 1500 Messen enthalten, die nach weitgehend identischen Regeln ermittelt und geprüft werden. Außerhalb Europas bestehen jedoch erhebliche Probleme bei der Vergleichbarkeit von Messestatistiken. Deshalb haben sich die deutsche und andere Prüforganisationen sehr intensiv bei der Entwicklung eines neuen UFI-Standards für Messestatistiken engagiert. Diesen Standard, der im Juni 2005 vom Board of Directors des Messeweltverbandes verabschiedet wurde, werden künftig viele, auch außereuropäische, Länder bei der Ermittlung von Aussteller-, Flächen- und Besucherzahlen verwenden, hoffen die Initiatoren. Harald Kötter

m+a report Nr.6 / 2005 vom 23.09.2005
m+a report vom 23. September 2005