"Meilenstein für Stuttgart"

Bestürzung in Sinsheim: Die Firmengruppe Schall wechselt mit ihrem Portfolio ab 2007 in die Landesmetropole und kooperiert langfristig mit der SMK.

Die Stuttgarter Messe- und Kongressgesellschaft (SMK) und der private Messeveranstalter Paul Eberhard Schall arbeiten künftig zusammen. Die langfristige Kooperation sieht vor, dass die Firmengruppe Schall als Gastveranstalter ab Herbst 2007 Zug um Zug ihr komplettes Messeprogramm von Sinsheim in die Neue Messe Stuttgart verlagert. Dies geschieht mit ausdrücklicher Unterstützung der baden-württembergischen Landesregierung und wurde eine Woche vor Grundsteinlegung der Neuen Messe Stuttgart, Mitte Juni, publik gemacht. Baden-Württemberg ist das exportstärkste deutsche Bundesland und die Messe Stuttgart hat mit dem Neubau die Chance, den Rückstand in Sachen Messeinfrastruktur aufzuholen.

Für die Öffentlichkeit in Sinsheim kam die Nachricht überraschend. Dennoch ist der Schritt logisch, den die Schall-Messen Motek und Control konnten dort nicht mehr wachsen. Sinsheim ist mit 40 000 m2 am Ende seiner Kapazität, es müsste weiter ausgebaut werden. Und auch die dortige Infrastruktur stößt bei vielen auf Kritik. So waren es in erster Linie Aussteller der beiden großen Messen, die auf den Umzug drängten. Diesen Forderungen schlossen sich angesichts des neuen Messegeländes in Stuttgart und der dadurch verstärkten Wettbewerbssituation auch die Vertreter kleinerer Veranstaltungen an.
Das heißt: Nach gegenwärtigem Stand wechseln zehn Veranstaltungen nach Stuttgart. Neben den bereits genannten Messen Control und Motek sind es die technischen Fachmessen Microsys, Blechexpo, PaintTech, sowie Druck & Form sowie die Publikumsausstellungen Car & Sound, Faszination Modellbau, Faszination Motorrad und das Echtdampf-Hallentreffen.
Stuttgarts Messechef Ulrich Kromer bezeichnete die Kooperation mit der Firmengruppe Schall, die bereits von 1964 bis 1981 Messen in Stuttgart veranstaltet hatte, als "Meilenstein für die Weiterentwicklung des Standorts". Das Paket der zehn nach Stuttgart wechselnden Messen umfasst derzeit rund 3500 Aussteller und 220 000 Besucher. Zum Vergleich: Im Jahr 2004 zählte die Messe Stuttgart 10 701 Aussteller und eine Million Besucher.

Wichtiger indes als die Zahlen sind Qualität und inhaltliche Ausrichtung vor allem der technischen Fachmessen der Schall-Gruppe. Kromer: "Die passt optimal in unser Portfolio und wird stark dazu beitragen, das Profil der Neuen Messe Stuttgart als Standort für Hightech und Innovation national und international weiter zu schärfen." Control und Motek zum Beispiel verfügen heute schon über "Ableger" in Frankreich, Italien und China.
"Wir planen, bereits im Herbst 2007 mit der Motek nach Stuttgart zu gehen - und wir werden auf jeden Fall ab 2008 alle anderen Messen in Stuttgart durchführen", so Paul Eberhard Schall. Über Jahre hinweg sei das Messegelände in Sinsheim der ideale Standort für seine Messen und Ausstellungen gewesen. Das Gelände an der A6 sei mit großem Aufwand ausgebaut und weiter entwickelt worden. Aber jetzt ginge es nicht mehr. Schall hält es "unternehmerisch unsinnig und unverantwortlich", gegen die Interessen der Aussteller an bisherigen Strukturen festzuhalten. Er wolle mit dieser Entscheidung auch zeigen, wie stark er als Unternehmer dem Wirtschaftsraum Baden-Württemberg und seiner Heimatregion Stuttgart verbunden ist.
Was Sinsheim beträfe, wolle die Firmengruppe Schall bis 2008 alles tun, um die Qualität ihrer Veranstaltungen und Dienstleistungen dort für ihre Aussteller zu sichern und im Rahmen der Möglichkeiten auszubauen. Was mit den Gelände geschieht, ist derzeit noch unklar.

m+a report Nr.5 / 2005 vom 12.08.2005
m+a report vom 12. August 2005