Von Irkutsk bis Nishni Novgorod - eine Reise

Die Bedeutung regionaler Messezentren steigt, obwohl die Standards Moskaus und St. Petersburgs längst nicht überall erreicht sind. Aber daran wird hart gearbeitet.

St. Petersburg steht auf der Messerankingliste an zweiter Position nach der Hauptstadt: Auf dem St. Petersburger Messegelände Lenexpo finden 75 % aller Messen und Ausstellungen im Nordwesten der Russischen Föderation statt. Gegenwärtig umfasst das Gelände 25 000 m2 Hallen- und 60 000 m2 Freifläche. Im Herbst 2004 wurde mit dem Bau eines weiteren Pavillons begonnen, der jetzt im September seiner Bestimmung übergeben werden soll. Mit einer Investitionssumme von 10 Mio. US$ entstehen zusätzlich 15 000 m2 Ausstellungsfläche. Wichtige überregionale Veranstaltungen sind die Baufachmessen Interstroyexpo und BalticBuild (siehe Bild oben), die Energie- und Elektrofachmessen Energetika and Elektrotechnika, die Ausstellungen für die Nahrungsmittelherstellung und -verarbeitung sowie Verpackungstechnik InterFood/Prodtech, und die Autofachmessen Auto+Automechnika sowie die Schifffahrtsmesse NEVA. Mit dem Gütesiegel des Weltmesseverbandes UFI ist die Konsumgütermesse Baltika versehen.
Die wichtigsten Veranstalter in St. Petersburg sind der organisierende Teil der St. Petersburger Messe Lenexpo JSC und Restec JSC. Aus dem Ausland sind insbesondere der britische Veranstalter ITE Group Plc., London, sowie sein deutsches Tochterunternehmen GiMA aus Hamburg aktiv.

Auch in Sibirien, an der Wolga und in den großen Industriegebieten im Osten des Landes entstehen neue Märkte. Der Reichtum an natürlichen Ressourcen, die Produktionsstätten und das wissenschaftliche Potenzial der meisten Regionen Russlands machen die überwiegend regionalen Messen auch für in- und ausländische Unternehmen attraktiv. Der Informationsumfang zu den einzelnen Städten ist allerdings recht begrenzt. Die Qualiät der Websiten der einzelnen Veranstalter ist durchwachsen. Besonders statistische Angaben zur Anzahl der durchgeführten Veranstaltungen, Aussteller- und Besucherzahlen sollten mit Vorsicht behandelt werden.
Der Irkutsk International Exhibition Complex SibExpoCenter ist beispielsweise mit seinen 4500 m2 Hallenfläche ein bedeutender Messeplatz in Ostsibirien. Das Gelände wurde in Kooperation mit amerikanischen, deutschen und kanadischen Unternehmen erbaut. Der gleichnamige Veranstalter hat jährlich etwa 30 Messen in seinem Portfolio. Die bedeutendste Veranstaltung der Region: die Universalmesse Irkutsk Fair im Herbst jeden Jahres. Des Weiteren werden mit den Messen von SibExpoCentr die Bereiche Wald- und Forstwirtschaft, Holzverarbeitung, Autoservice, Bildung, Bau, Gesundheit und Tourismus abgedeckt.

Die Krasnoyarsk Fair, Krasnoyarskaya Yarmarka, feierte im November 2004 ihr 12-jähriges Bestehen. Seit 1992 wurden insgesamt mehr als 260 Ausstellungen auf dem Messegelände veranstaltet. Mit rund 25 Messen jährlich deckt der gleichnamige Veranstalter die Bereiche Bau, Automobile, IT/Computertechnologie, Holz und Kosmetik ab. In 2004 eröffnete die Krasnoyarsk Fair deutsche Auslandsvertretungen in Essen und München.
Die 1989 gegründete Siberian Fair in Novosibirsk ist das bedeutendste Messezentrum östlich des Urals mit einer Hallenfläche von 6500 m2. Der gleichnamige Veranstalter listet rund 90 Messen, wobei die MedSib (Medizin), ProdSib (Nahrungsmitteltechnologie), SibConsumo (Konsumgüter), SibComputer, StroiSib (Bau) und die AutoSib zu den wichtigsten zählen. Der Veranstalter unterhält Büros in Moskau, St. Petersburg, Omsk und Kemerovo. Bis 2007 plant die Siberian Fair in Kooperation mit den lokalen Behörden den Bau eines neuen, multifunktionalen Messe- und Kongresszentrums. Ein weiterer Schritt, um sich als eines der bedeutendsten russischen Messezentren aus dem Schatten der Hauptstadt zu bewegen.

Omsk liegt etwa auf halber Strecke zwischen Novosibirsk und Ekaterinburg und ist die siebtgrößte Stadt Russlands. Zum Portfolio der Messegesellschaft InterSib, die 1994 gegründet wurde, gehören die Bereiche Lebensmittel, Bau, Möbel, Leichtindustrie, Erdöl/Erdgas, Transport und Energie. Obwohl sich die Entwicklung der Messewirtschaft in Ekaterinburg (früher Sverdlovsk) seit Ende der Sowjetära von den anderen russischen Messestädten unterscheidet, versucht die Stadt an der Grenze zu Asien und Europa den Anschluss nicht zu verpassen. Im Gegensatz zu Moskau, St. Petersburg, Kazan, Ufa oder anderen russischen Städten hatte Ekaterinburg praktisch keine Ausstellungshallen, bis zur Einweihung des neu gebauten World Trade Centres im letzten Jahr. Mit zwei Ausstellungshallen über 1400 m2 beziehungsweise 1900 m2 und einem Konferenzsaal mit 500 Plätzen liegen die Flächenkapazitäten zwar noch weit hinter den Spitzenreitern aus Moskau oder St. Petersburg. Dennoch entstand mit dem WTC ein hochmodernes Gebäude, das dringend benötigt wurde.

Anfang der 90er Jahre wurde in Ekaterinburg der erste Messeveranstalter im mittleren Ural gegründet. 2003 schloss sich das bis dahin als UralExpoCentre geführte Unternehmen zu einer Holding aus Messeveranstalter und -dienstleister zusammen. Etwa 90 % der von UralExpoCentre Ltd. veranstalteten Messen sind Fachmessen, wie die UralBuild und die AGRO. Jährlich werden rund 30 Messen durchgeführt.
In Ekaterinburg gibt es vier messeveranstaltende Unternehmen, die aber keine eigenen Hallen besitzen. Lediglich die UralExpoCentre Ltd. veranstaltet ihre Messen im gleichnamigen Ausstellungsgelände, das sie von der regionalen Regierung dauerhaft gemietet hat. 2003 wurden etwa 135 Messen und Ausstellungen durchgeführt. Mit 54 organisierten Veranstaltungen lag die Uralskie Wystawki-2000 an der Spitze, gefolgt von UralExpoCentr mit 36 und KOSK Rossija mit 20 Veranstaltungen.
Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der Anteil der Fachmessen 2003 um 20 % auf 80 %. Messen mit landwirtschaftlichen Themen belegten am meisten Fläche gefolgt von Bau- und Nahrungsmittelmessen. Gewachsen sind auch Veranstaltungen für Metallurgie, Maschinenbau, Druck, Möbel, Holzverarbeitung und Sport. Etwa 50 bis 80 % der Aussteller kamen 2003 aus den Regionen rund um den Ural.

Permskaya Yarmarka in Perm umfasst eine überdachte Ausstellungsfläche von 4800 m2 in zwei Pavillons und ein Freigelände von 3000 m2. Jährlich werden dort 25 Messen angeboten. Wirtschaftliche Grundlage der Region sind die Erdöl- und Gasindustrie, Elektroenergie, Metallurgie, der Maschinenbau und die Forstwirtschaft. Das spiegelt sich im Messekalender des Veranstalters wider.
2003 wurden in Kazan 60 Messen durchgeführt. Größter und einziger Messeveranstalter mit eigenem Gelände ist seit Mitte der 90er Jahre die Kazanskaya Yarmarka. Das gleichnamige Messegelände ist mit einer Hallenfläche von 6700 m2 in drei Pavillons und einem Freigelände von 15 000 m2 das größte in der Republik Tatarstan. Seit 1997 führt die Kazanskaya Yarmarka jährlich etwa 45 Messen durch. Geprägt durch Industrie und Wirtschaft der Region sind vor allem Messen zu den Themen Erdöl/Erdgas, Chemie, Energie, Möbel/Holz, Maschinenbau und Landwirtschaft interessant. Ähnlich wie in den anderen Städten plant Kazan die Modernisierung und den Ausbau des Messegeländes. Neben einem Kongresszentrum soll unter anderem eine weitere Halle von 15 000 m2 Ausstellungsfläche und ein internationales Business Center erbaut werden. Die bereits bestehenden Hallen werden modernisiert.

Von Kazan nach Ufa, wo 1993 die BashExpo gegründet wurde. Das Messegelände hat eine überdachte Fläche von 4000 m2 über drei Hallen und ein Freigelände von 2000 m2. Primär finden Fachmessen zur Öl- und Gasindustrie, Chemie und zum Maschinenbau statt. 2003 wurden von den Mitgliedern der IUEF in Ufa 51 Messen organisiert.

Bis 2008 soll dort ein neues Ausstellungsgelände für eine Gesamtsumme von 20 Mio. US$ entstehen. Geplant ist ein Komplex aus 10 000 m2 überdachter Ausstellungsfläche sowie Hotelneubauten auf einer Fläche von 18 000 m2. Insgesamt steht den Bauplanern eine Fläche von 43 000 m2 zur Verfügung.
Wolgograd: Das Messezentrum Zarizynskaya Yarmarka existiert seit 1994. Der Name des gleichnamigen Veranstalters ist abgeleitet von Zarizyn, bis 1925 die alte Bezeichnung Wolgograds. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Zarizyn Ausstellungen zu bestimmten Zeiten durchgeführt und verkörperten eine Form der Handelsbeziehungen. Von den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts bis zu den 90ern fanden hier praktisch keine Ausstellungen mehr statt. Seit ihrem Bestehen hat die Zarizynskaya Yarmarka rund 150 Messen zu unterschiedlichen Themen durchgeführt - für das Jahr 2005 stehen etwa 20 auf dem Programm. Diese werden im Sportpalast veranstaltet und decken die Bereiche Bau, Energie, Metallurgie, Maschinenbau, Medizin/Gesundheit und Möbel/Holz ab.

Rostow am Don ist eine der größten Städte im europäischen Teil der Russischen Föderation. Seit 1996 veranstaltet das Yushno-Rossiski ExpoCentr seine Messen in der Stadt, die auch auf Grund ihrer südlichen Lage das Tor zum Kaukasus genannt wird. Ab 2005 werden alle Veranstaltungen im neu errichteten MegaCentr auf einer Fläche von 5000 m2 durchgeführt.
Von Rostow am Don geht es nordöstlich weiter nach Nishni Novgorod, dem Sitz des russischen Messeverbandes IUEF. Messen und Ausstellungen haben in Nishni Novgorod bereits seit 400 Jahren Tradition.
1991 firmierte sich der Veranstalter Nishegorodskaya Yarmarka, der mit seiner Monopolstellung mittlerweile rund 50 Messen im Jahr durchführt. Das Messegelände erstreckt sich über 32 000 m2, von denen 12 000 m2 überdacht sind. Die Nishegorodskaya Yarmarka gehört zu 70 % der Region und Stadt Nishni Novgorod. Neben dem Maschinenbau finden sich im Messeplaner des Veranstalters Fachmessen zum Bauwesen, der Automobilindustrie, Wasser/Umwelt, Energie und Medizin.
Für die Zukunft sollten Messemacher und Aussteller ein wachsames Auge auf die weiten Regionen Russlands haben, um beim vorherrschenen Moskau-Boom nicht den Anschluss zu verpassen. Natalja Winges

m+a report Nr.5 / 2005 vom 12.08.2005
m+a report vom 12. August 2005