Special Eventlocations mit TÜV-Siegel

Die Tagungs- und Kongressverbände wollen Eventlocations eine Heimat geben. Damit nicht jeder Veranstaltungsort automatisch Mitglied werden kann, sind Qualitätskontrollen angesagt.

Die Bedeutung von Marketingevents nimmt in der Unternehmenskommunikation einen immer höheren Rang ein, wie das Forum Marketing-Eventagenturen (FME) im vergangenen Jahr durch eine Befragung herausfand. Und schon hat der Meinungsstreit begonnen, ob diese Entwicklung nun zu Lasten der klassischen Werbung oder beispielsweise der Messen geht. Doch das ist nur ein Scheingefecht, denn Messen und Events sind in ihrer Wirkungsweise nicht vergleichbar. Auch die Location kann diese Streitfrage nicht entscheiden. Messen sind im Zweifel selber Events, ohne immer attraktive Locations herzugeben. Vielfach werden Messen für Events genutzt, nicht weil sie als Locations an Attraktivität nicht zu überbieten wären. Im Gegenteil - Events erhöhen ihren Aufmerksamkeitswert. Aber auch dieser Trend scheint mittlerweile schon wieder zu bröckeln. Zukünftig könnte auf Messen die neue, alte Sachlichkeit ohne Eventzauber einkehren.

Locations sind also vielmehr das Sahnehäubchen. Ersetzen können sie ein gutes Konzept nicht. Entscheidend ist, ob die Gäste ihr Event zufrieden verlassen, ob sie also in überzeugender Weise angesprochen und einbezogen worden sind. Der Eventerfolg braucht beides: Stimmen Konzept und Location, dann hat die Location am Gelingen großen Anteil.

Immer häufiger suchen Unternehmen und Verbände nach ausgefallenen Veranstaltungsorten. Es soll etwas wirklich Besonderes sein, am liebsten noch unentdeckt und unerprobt, aber solide und ohne Risiken. Doch ein TÜV-Siegel für Eventlocations gibt es noch nicht. Stattdessen drohen immer wieder höchst unliebsame Überraschungen, wenn die Basisinfrastruktur nicht stimmt, wenn kein Wasser vorhanden ist oder die Heizung fehlt. Das könnte jetzt anders werden. Seit kurzem mischen das German Convention Bureau (GCB) und der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC) im Eventreigen mit. Damit reagieren beide auf das wachsendes Interesse aus dem In- und Ausland. Beim GCB, der zentralen Marketingorganisation für das Kongressland Deutschland, seien in den letzten Jahren viele Anfragen aus dem Ausland nach zum Teil außergewöhnlichen Locations eingegangen. Deren Zahl wächst in Deutschland stetig, betont Lutz P. Vogt, Geschäftsführer des GCB. Ob Zugspitze, alte Minen, Burgen oder Schlösser, gerade für ausländische Veranstalter hält Deutschland eine Fülle attraktiver Locations bereit.

Doch der Deutschlandvermarkter sah sich in der Zwickmühle. Einerseits werden nur die GCB-Mitglieder in Sachen Tagungen und Kongresse beraten, andererseits will das Frankfurter Büro auch international eine professionelle Visitenkarte abgeben, denn, so Vogt, "wir müssen für Deutschland insgesamt einen guten Eindruck vermitteln. Also müssen wir die Locations zu Mitgliedern machen". Und so öffnete sich das GCB auf seiner Mitgliederversammlung am 3. September in Leipzig den Event- und Incentive-Dienstleistern. Auf Vorschlag von Vogt wurde die Spartenstruktur erweitert. Die Eventlocations finden sich nun in der Sparte "Städte und Kongresszentren", Incentive- und Eventagenturen rangieren unter "PCO´s und sonstige Kongressdienste". Außer konkreten Anfragen dürfte für die potenziellen Neulinge das internationale Networking von größtem Interesse sein. Können sie doch als Mitglieder auf den professionellen Marketingspuren des GCB mitwandeln. Allerdings soll die Mitgliedschaft an konkrete Bedingungen gebunden werden. "Jeder Hinterhof nennt sich heute Eventlocation", da müsse ein Qualitätsriegel vorgeschoben werden, sagt Vogt. Ausstattung und Infrastruktur seien die Messlatte, Vortragstechnik und mindestens 100 Sitzplätze sollten vorhanden sein. Im übrigen gelten dieselben Kriterien wie für die Kongresshäuser: Gegen die Versammlungsstättenverordnung geht gar nichts. Auf dieser Grundlage müssen nun die ersten neuen Mitglieder her. Zum Potenzial mag sich der GCB-Chef nicht äußern. Dabei denkt er allerdings nicht an Quantität, daher sei auch nicht mit erheblichen Mehreinnahmen zu rechnen. Bei den Eventagenturen sieht Vogt derzeit eine Phase der Marktbereinigung, denn "die Eintagsfliegen verschwinden von der Bildfläche".

Eine Verbandsheimat für Eventlocations möchte der EVVC schaffen. Angeregt von der Nachfrage, hat die Anzahl von Special Eventlocations, mit denen sich gutes Geld verdienen lasse, enorm zugenommen, beschreibt EVVC-Präsident August Moderer, die Entwicklung. Anders als beim GCB sollen nur die Mitglieder über diese neuen Locations-Informationen verfügen können. Deshalb wurde ein spezieller Fachbereich gegründet, der der Weiterentwicklung der Mitgliedschaft im Sinne von Bürgerhäusern und Stadthallen als Eventlocations dient. "Damit liegen wir im Trend", untermauert Moderer die Zielrichtung. Die Akquisition ist bereits in Form einer Umfrage unter den Mitgliedshäusern nach Special Eventlocations in der jeweiligen Stadt angelaufen. Knapp zehn Mitglieder gibt es bereits: sie gehörten wie beispielsweise die Phoenixhalle in Mainz immer schon dazu. "Wir hoffen, im kommenden Jahr 50 bis 100 neue Mitglieder aufnehmen zu können", formuliert Martina Engert, Geschäftsstellenleiterin des EVVC, eher behutsam die Zielsetzung. Damit könnte sich dann die Mitgliederzahl insgesamt der 400-Marke nähern. Dass die Neuen reichlich Nutzen von ihrer Zugehörigkeit hätten, steht für Engert außer Frage. Gemeinsame Marketingaktivitäten, Messeauftritte unter einem Dach, die sich einzelne kleinere Häuser sonst kaum leisten könnten, Marketingseminare, Lehrgänge, Erfahrungsaustausch und Networking prägen das Spektrum der EVVC-Verbandsleistungen. Im zweiten Schritt sollen auch Infrastrukturdaten der einzelnen Häuser abrufbar sein. Moderer ist optimistisch, weil schon jetzt bei Veranstaltern und Agenturen großes Interesse zu registrieren sei. Das dürfte sich dann auch auf der Einnahmenseite positiv niederschlagen, auch wenn die meisten der neuen Mitgliedshäuser mit unter 1200 Plätzen in Reihenbestuhlung wohl in die Kleinstkategorie AG 1 mit einem Jahresmitgliedsbeitrag von 710 EUR fallen werden. Wolf-Dietrich Groß

m+a report Nr.7 / 2003 vom 29.10.2003
m+a report vom 29. Oktober 2003