Das Controlling spielt kaum eine Rolle im Messegeschäft

Wenn es ums Geld für den Messeauftritt geht, lassen ausstellende Unternehmen ihre Finanzwächter außen vor. Entscheidend ist das Votum der Geschäftsleitung.

Zu Unrecht verteufelt? Wenn in den vergangenen zwei Jahren über zurückgehende Messebudgets geklagt wurde, dann war angeblich immer häufiger das Controlling schuld. "Wir würden ja gerne", klang es allzu oft aus den Marketingabteilungen von Unternehmen. Aber es regiere der Rotstift und da werde eben auch beim Messeauftritt abgespeckt.
Ganz anders stellt sich die Situation dar, wenn man die aktuelle Umfrage des m+a reports betrachtet. Der Rotstift mag ja kreisen, aber wenn es um die Budgetzuteilung für den Messeauftritt geht, dann entscheidet in fast 90 % aller Fälle die Geschäftsführung über die Gelder. Oft ist auch das Marketing mit einbezogen (siehe Tabelle). Aber bei mehr als 10 % aller Befragten ist es das Marketing allein, das die finanzielle Hoheit über den Messeauftritt besitzt. Überhaupt keine Rolle spielt anscheinend das Controlling. Kein Unternehmen legte die Verwaltung und Zuteilung der Messegelder in dessen Hände.
Nicht ganz so homogen in der Aussage, aber durchaus erfreulich für den Messebau beantworteten die Teilnehmer die Frage danach, wer in ihrer Firma die Markenbotschaft und auch das Corporate Design aus dem Printbereich in den Messebau überträgt. Hier liegen die Messebauunternehmen mit 77,8 % weit vorne, gefolgt von Agenturen und Designern mit je knapp 30 %. Allerdings setzten die Unternehmen dabei in weniger als der Hälfte aller Projekte auf nur einen Dienstleister. Am meisten geschätzt, wenn es darum geht, die eigene Markenbotschaft auf der Messe zu verbreiten, ist das Gespann Messebauunternehmen und Agentur, für das sich 33 % der Auftraggeber entscheiden. Immerhin 22 % setzen darauf, dass Designer zusammen mit Messebauunternehmen die ideale Besetzung sind.
Allerdings: Wenn der Stand erst einmal existiert, dann trennen sich Unternehmen nicht gerne von ihm. Ein einmal entwickeltes Messekonzept kann durchaus einige Jahre Bestand haben. So setzen zwar über 40 % der Befragten ihre Messekommunikation lediglich ein bis zwei Jahre um, aber immerhin 37 % halten drei bis vier Jahre am einmal Bewährten fest. Über 22 % setzen das Konzept sogar fünf bis zehn Jahre lang ein.
Überraschend gering ist bislang auch der Einfluss der EU-Osterweiterung auf das Messe- und sonstige Geschäft der Befragten. Fast 90 % spüren überhaupt keine Auswirkungen. Aber wenn, dann ist auch der Messeauftritt betroffen. So hat sich die Zielgruppe für ausstellende Unternehmen erweitert. Auf den wachsenden Besucherstrom aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten muss auch in der Messekommunikation reagiert werden. Zusätzlich steigt die Zahl der relevanten Auslandsmessen. Außerdem: Während auf der einen Seite das Geschäft einfacher wird, zum Beispiel beim Einholen verschiedenster Genehmigungen, sind nun noch mehr Köche am Werk. Ein Befragter schilderte den Fall, dass die Entwicklung in Frankreich stattfinde, der Auftrag aus Österreich komme, die Lieferung aus Tschechien und die Rechnung letztlich aus den Niederlanden. Das alles macht die Abwicklung eines Auftrages nicht leichter.

m+a report Nr.3 / 2005 vom 27.04.2005
m+a report vom 27. April 2005