Viel Neues im Westen

Die EMECA-Messeplätze investieren, erweitern und fahren meist gute Ergebnisse ein. Ihre wirtschaftliche Lage zeigte sich 2004 weitgehend stabil.

Das Messewesen in ganz Europa ist in Bewegung. Mitglieder der European Major Exhibition Centres Association (EMECA) melden Innovationen: Lyon weiht seine neue Halle 66 ein, die Messe Schweiz Aktiengesellschaft erzielt positive Ergebnisse und Mailand macht als Großmesseplatz vor allem Hannover und München kräftig Konkurrenz.

Auch im südwestlichsten Zipfel Europas laufen die Geschäfte gut. Die Messe Lissabon meldete für 2003 einen Zuwachs bei Ausstellern um 25 %, bei Besuchern um 3 % und beim Umsatz um 4,5 %. Für das abgelaufene Jahr erwartete Lissabon mit Blick auf die stagnierende Wirtschaftslage nur eine Steigerung von bis zu 3 %. In Spanien konkurrieren die Plätze Valencia, Madrid und Barcelona. Um 9 % zugenommen hat die Zahl der Ausstellungen in Valencia im Zeitraum 2001 bis 2004, die verkaufte Nettofläche erhöhte sich um knapp 3 %. Auf den Messen in Barcelona haben 2004 mehr Aussteller teilgenommen, die verkaufte Fläche ist stabil geblieben und zu den Messen kamen mehr Besucher.
Die IFEMA in Madrid feierte letztes Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum und erhöhte mit 43 Ausstellungen im ersten Halbjahr ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12 %. Nicht verschont blieben die zwei besucherstärksten Messen von den Auswirkungen der Attentate am 11. März 2004, die Gesamtbesucherzahl war niedriger als im Vergleichszeitraum 2002. Gleichwohl schloss die Messe das Jahr 2004 mit einem Umsatzplus von 15 % gegenüber 2002. Madrid zählt zu den am schnellsten wachsenden Messeplätzen in Europa, eine zweite Ausbaustufe ist geplant.

Das Messejahr 2003 bescherte Paris Nord Villepinte 1 028 000 Besucher und 21 000 Aussteller. Beide Kenndaten sind im Vergleich zu den Vorjahren leicht rückläufig. Das Messezentrum Eurexpo in Lyon indes feierte 2003 den besten Umsatz seiner 20-jährigen Geschichte. Im Oktober 2004 wurde die neue "Hall 66" mit 12 800 m2 eingeweiht. Lyon hat damit die 100 000 m2-Schallgrenze erreicht. Derzeit wächst vor allem das Eventgeschäft. Auch für das vergangene Jahr - turnusmäßig ein schwächeres - war eine weitere positive Entwicklung des Gewinns zu vermelden.

Dynamisch und professionell entwickelt sich das Messewesen in Italien. Hier schreitet die Privatisierung voran. Die Messe Rimini konnte im vergangenen Frühjahr eine Kapitalerhöhung auf 19,7 % erreichen, die Privatisierung geht jetzt in die zweite Runde. Im letzten September wurden zwei neue Hallen (13 000 m2) eingeweiht. 2003 betrug der Umsatz 51,2 Mio. EUR, bei den 23 Veranstaltungen wurden 590 000 m2 verkauft (2002: 700 641 m2), es nahmen 7713 Aussteller teil (2002: 9163), das Besucheraufkommen erhöhte sich auf 927 868 (2002: 896 655). Der Zehnjahresplan sieht ein Umsatzwachstum auf 95 Mio. EUR vor.
Bologna berichtete von einer leichten Zunahme der verkauften Nettofläche. Die Kenndaten seien im Schnitt alle positiv, das Geschäft laufe gut, so Verkaufs- und Marketingleiter Mauro Malfatti von BolognaFiere.
Die Firmengruppe Messe Mailand steigerte ihren Umsatz Mitte des Jahres 2004 von 219 Mio. EUR auf 291 Mio. EUR. Der EBIDTA stieg von 36 auf 57 Mio. EUR. Ende März 2005 wird das neue Messegelände eröffnet.

Den Schweizer Messegesellschaften brachte das Messejahr 2004 keine nennenswerten Steigerungsraten. Das Jahr verlief im Palexpo in Genf turnusmäßig etwas schwächer als das Vorjahr. Im Laufe des Jahres hat dort die Führungsmannschaft gewechselt.
Die Messe Schweiz mit den Plätzen Basel und Zürich berichtet: Der bis 30. Juni 2004 erwirtschaftete konsolidierte Ertrag beläuft sich auf 126,0 Mio. CHF (2003: 121,0 Mio. CHF). Das Ergebnis 2003 wies bei einem Ertrag von 179,5 Mio. CHF (2002: 181,2 Mio. CHF ) und einem Aufwand vor Abschreibungen von 149,2 Mio. CHF (2002: 151,0 Mio. CHF) einen Cashflow von 30,3 Mio. CHF (2002: 30,2 Mio. CHF) aus.

Das NEC (National Exhibition Centre), Birmingham, erfuhr durch die erstmals durchgeführte Textilmaschinenmesse ITMA, die das gesamte Gelände mit 200 000 m2 auslastete, einen großen Push.

Die deutschen EMECA-Plätze Frankfurt und Nürnberg meldeten sehr gute Jahresergebnisse. Nürnberg profitiert von der EU-Osterweiterung und investiert in das neue CongressCenter Ost. Frankfurt orientiert sich vor allem im Auslandsgeschäft Richtung Westen und sondiert mögliche Partnerschaften europaweit.

Die Betrachtung der einzelnen Messeplätze zeigt, dass es keine einheitlichen Standards bei der Datenerfassung und -auswertung gibt. Auch bei der Transparenz der Geschäftsentwicklung ist es noch ein weiter Weg zum vereinigten Europa. Die ausstellende Wirtschaft wird auch künftig mit unterschiedlichen Parametern messen müssen. Petra Schmieder

m+a report Nr.2 / 2005 vom 23.03.2005
m+a report vom 23. März 2005