Aus Gegenwind wird Auftrieb

Zum Ende eines nochmals schwierigen Jahres für die internationalen Messen in Deutschland gibt es konkrete Anzeichen für eine Konsolidierung.

"Deutschland ist und bleibt klarer Tabellenführer in der Champions-League der Messeveranstalter", weiß Hermann Kresse, der die Messewirtschaft auf dem Weg der Besserung sieht. Zwar habe die wirtschaftliche Flaute das laufende Messegeschäft in der Bundesrepublik wiederum negativ beeinflusst. Die Rückgänge bei Aussteller- und Besucherzahlen seien aber im zweiten Halbjahr 2003 "deutlich schwächer" ausgefallen, so der Hauptgeschäftsführer des Ausstellungs- und Messe-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (AUMA), Berlin. Die Talsohle scheint durchschritten: Für 2004/2005 zeige der Trend, dass die Messen ihre Position im Marketing-Mix der deutschen Unternehmen leicht verbessern - und erstmalig den Außendienst überholen.

Die deutschen Messen haben, wie bereits 2002, auch in 2003 erneut unter ungünstigen ökonomischen Rahmenbedingungen gelitten; auch hätten die vielfach chaotischen Reformdiskussionen zu einer weit verbreiteten Verunsicherung geführt, die sich negativ bei der Investitionsbereitschaft der Industrie und der Kauflust der Verbraucher niederschlage, so Kresse. Daher habe sich die Messewirtschaft nur ansatzweise von den Rückgängen des Jahres 2002 erholt.

Nach vorläufigen Berechnungen werden die Ausstellerzahlen der vom AUMA als repräsentativ ausgewählten 142 internationalen Messen im Durchschnitt um 1,5 % unter den Ergebnissen der jeweiligen Vorveranstaltungen liegen (2002: - 2,5 %). Erneut sei eine erhebliche Schere zwischen der Entwicklung der inländischen und ausländischen Aussteller zu verzeichnen. Entsprechend der Ausstellerzahl sei auch der Umfang der vermieteten Fläche nochmals zurückgegangen: Zu rechnen sei mit einem Minus von etwa 4 % (2002: - 3,4 %).

Die Zahl der heimischen Aussteller, die wieder unter der hohen Zahl von Firmenaufgaben und Zusammenschlüssen gelitten habe, liege voraussichtlich um rund 6% unter denen der Vorveranstaltungen (im Vorjahr: - 6,7 %). Dagegen erwarte der Verband rund 3 % mehr ausländische Aussteller (2002: + 2,2 %). Der Anteil ausländischer Unternehmen auf den deutschen Messen liegt damit erstmals über 50 %. Das heißt: Schon bei einem Heimspiel ist Internationalität gewährleistet. Das hohe Interesse in aller Welt an deutschen Messen habe aber auch Züge, die zum Nachteil geraten können - wenn die Veranstalter nicht aufpassen. Kresse: "Viele innovative Unternehmen drängen auf den deutschen Markt und bereichern damit das Angebot. Auf der anderen Seite kommen auch Aussteller dazu, die nur mit Mühe unseren Qualitätsstandards entsprechen." Es sei Aufgabe der Messegesellschaften, die Güte der Veranstaltungen in der gesamten Angebotsbreite und Qualität zu halten.

Auf der Besucherseite sei im Vergleich zu 2002 eine deutliche Abschwächung des damals relativ starken Rückgangs festzustellen: minus 4 % im Vergleich zu minus 6 % vor einem Jahr. Hauptgrund dafür sei eine vielfach positive Besucherbilanz auf den Messen im zweiten Halbjahr gewesen. Auch die Ausstellerzahlen hätten sich im Durchschnitt in den letzten Monaten stabilisiert.

Hinter den durchschnittlichen Veränderungen verberge sich ein erhebliches Spektrum: Wie im Vorjahr hatten rund die Hälfte der bisher ausgewerteten Messen positive Kennzahlen, die andere Hälfte negative. Deutlichen Schwächen etwa in den Bereichen IT und Bau standen eine Vielzahl von einzelnen guten Veranstaltungskonjunkturen gegenüber. Insgesamt erwartet der AUMA für das laufende Jahr 161 000 Aussteller, davon 84 500 aus dem Ausland, rund 6,3 Mio. m2 vermietete Fläche und rund 9,6 Millionen Besucher.

Aufgrund der beginnenden Erholung der Konjunktur in zahlreichen Industrieländern rechnet der Verband damit, dass es in 2004 zu einer Stabilisierung der Aussteller- und Besucherzahlen kommt. Hermann Kresse: "Die hoffentlich leicht anziehende Konjunktur in Deutschland dürfte dazu beitragen, das Minus inländischer Aussteller zumindest zu reduzieren und das Besucherinteresse zu stimulieren. Eine durchgreifende Wende in den Plusbereich ist gegenwärtig für das nächste Jahr noch nicht absehbar, nicht zuletzt aufgrund der längeren Vorlaufzeiten für Messebeteiligungen. Insofern ist die Ausstellerentwicklung eher ein Spätindikator für einen wirtschaftlichen Aufschwung."

m+a report Nr.8 / 2003 vom 10.12.2003
m+a report vom 10. Dezember 2003