FAMAB fängt wieder bei Adam und Eva an

Zurück zu den Ursprüngen, weg von lautem Tamtam: Der Deutsche Eventtag konzentrierte sich in diesem Jahr auf Fachinformationen und Branchenaustausch.

Unter dem Stichwort "high touch" sollte sie die Live-Kommunikation auf den Prüfstand stellen, die Veranstaltung rund um den 5. Deutschen Eventtag in den Kölner MMC Studios. Der veranstaltende FAMAB, Fachverband für Konzeption und Dienstleistungen für Design . Exhibition . Event, wollte das Ganze auch als Standortbestimmung verstanden wissen, haben Live-Kommunikation und Erlebnismarketing doch ihren festen Platz unter den etablierten Marketinginstrumenten gefunden. Dass es ohne "high touch", den direkten Kundenkontakt, nicht geht, ist unbestritten. Die Frage, der man nachgehen wollte, war vielmehr das Wie.
Der Eventtag will aber nicht nur Branchenforum sein, bei dem Entwicklungstendenzen und Potenziale zusammen mit hochkarätigen Referenten diskutiert werden. Stefan Rössle, Vizepräsident des FME und Moderator der Veranstaltung betonte, es gehe darum, in einem schwierigen Umfeld Innovationskraft zu zeigen und in der Agenturlandschaft Profil zu gewinnen. Die Aufforderung an seine Kollegen aus den Eventagenturen: "Wir müssen uns als Leading-Partner für Live-Kommunikation positionieren."

Ihnen Mut machte Peter Glotz, ehemaliger Bundesgeschäftsführer der SPD und Professor am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement der Uni St. Gallen, der ein Revival des Gesprächs ankündigte. Er setzte sogar noch eine Stufe unter dieser Entwicklung an und sprach von der Renaissance der "archaischen Form der Kommunikation" - direkt und unverfälscht. Körpersprache aber kann nur funktionieren, wenn die Menschen sich sehen. "Face to face ist das Wichtigste", sagte er.
Technik sei einseitig, Gespräche unübertroffen. Glotz bat, seine Aussagen nicht als Argumente gegen technikgestützte Kommunikation zu verstehen. Es gehe um das Zusammenwirken der Medien. "Jede Kultur ist nun mal ein multimediales Gebilde." Neue Medien ersetzten die alten nicht, sondern stellten sie vor neue Herausforderungen.
Der Mensch sei ein multimediales Wesen. Grafik oder Fernsehen seien zum Beispiel monosensual, sie forderten in erster Linie die Augen. Monosensualität könne eine Verkümmerung anderer Sinne mit sich bringen, warnte Glotz und erfreute die Anwesenden mit den Sätzen: "Live-Kommunikation ist die einzige Form der Kommunikation, die auf alle Sinne ausgerichtet ist. Reflexion braucht Interaktion. Wir brauchen das Gespräch als selbstreflexive Handlung." Darum habe er auch keine Angst um die Eventkultur.

"Kunden wollen Marken, die für Liebe stehen. Die wollen was fürs Herz", sagte Peter Kreuz, Gründer von Advanced Innovation, Wien, zu Beginn eines Vortrags unter dem Titel "Mitschwimmen oder Gegensteuern - Live-Kommunikation im Wandel". Sechs Denkansätze und ein Tool stellte er in diesem Zusammenhang vor, die allerdings mehr einer Firmenpräsentation denn einem Vortrag glichen. Aber wie sagte auch der Co-Referent dieser Session, Ulrich Wünsch, max.sense: "Marketing zähle ich zur Entertainmentbranche wie auch Events."

Wesentlich spannender ging es zu beim Psychologen. Georg Stark, Gründer und Leiter des Steinweg Instituts für Wirkungsanalysen & Strategieberatung, Köln, sprach von Wirkung und Wirklichkeit, von "Reichweite und Erreichweite". Die qualitative Wirksamkeit von Live-Marketing: Um die psychologischen Wirkungsmechanismen bereits im konzeptionellen Ansatz zu berücksichtigen und in der gesamten Planung und Durchführung auszuschöpfen, sei auf Seiten der Agenturen wachsende Beraterkompetenz nötig. Dafür dürfe man sich nicht hinter Benchmarks verschanzen, sondern müsse die Nähe zur Zielgruppe suchen. Nur so könne das Potenzial der Einflussnahme, das ein Event hat, ausgeschöpft werden.

Chance vertan: Oliver Voss, Kreativgeschäftsführer der Hamburger Werbeagentur Jung von Matt sagte kurzfristig ab. Die Werbeschmiede sah sich nicht in der Lage, zu dem Thema "Erlebnis Marke - Emotionales Brandbuilding auf dem Vormarsch" einen Ersatzreferenten zu stellen. Das war um so bedauerlicher, als dass er hätte zeigen wollen, wie Live-Marketing intelligent und stimmig in die Kommunikationsstrategie der klassischen Werbung eingebunden werden kann.
Das Verhältnis zwischen Kunde und Agentur beleuchtete Astrid Braungart, Marketing Director Siemens mobile, München. Eine Partnerschaft fordert immer beide Seiten.

Starreferent war Peter Littmann. Der Marketingexperte und Honorarprofessor an der Universität Witten/Herdecke rief zu Pioniergeist auf. Er schilderte aus seinem Berufsleben unter anderem als Vorstandsvorsitzender von Hugo Boss die Hürden, die bei der Durchsetzung neuer Ideen überwunden werden müssen. "Das System ist krank!", kritisierte er. Andersartigkeit werde ausgebremst, Abwartehaltung belohnt. So könnten keine Energien fließen. Sein abschließender Appell an jeden Arbeitnehmer und Unternehmer: "Mut! Mut! Mut!"

Stefan Ludwig, Senior Business Consultant, Deloitte & Touche Sport, Düsseldorf, ging dem Thema Sportevents als Marke auf den Grund. Er eröffnete Markteinblicke und zeigte Anknüpfungspunkte für die Eventbranche in diesem stark emotional geprägten Segment auf.

Zum Abschluss des 5. Deutschen Eventtags wurden die ADAM- und EVA-Awards überreicht. 17 ADAMs und 15 EVAs wurden unter dem Beifall der gut 1200 Gäste in einem etwas langwierigen Prozedere auf glamouröser Bühne überreicht. Die Zahl der Einreichungen für die beiden Preise lag mit 93 beziehungsweise 70 auf einem konstant hohen Niveau. Die Veranstaltung wurde mit insgesamt 500 000 EUR von einer Reihe von FAMAB/ FME-Mitgliedsunternehmen gesponsort. Diese präsentierten sich in der neu geschaffenen "Sponsoren-Plaza". Das Ganze wurde durch eine Fachausstellung und eine "Galerie der Einreicher" ergänzt.

Raum für Kommunikation gab es in den MMC-Studios genügend. Noch besser wäre es, gäbe es mehr Zeitraum für Kommunikation. Dass der Bedarf vorhanden ist, war nach der ADAM- und EVA-Verleihung deutlich zu merken. Vorschlag: Verleih-zeremonie straffen und dem Gespräch mehr Zeit gönnen.

m+a report Nr.8 / 2003 vom 10.12.2003
m+a report vom 10. Dezember 2003