Hohe Erwartungen in Mailand

Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit steht nun das neue Messegelände in Rho-Pero kurz vor der Eröffnung und verspricht Rekorde auf allen Ebenen.

Italien hat es eilig an die Weltspitze im Messewettbewerb zu kommen: Bereits Ende März - wenige Tage früher als zunächst angekündigt - wird Mailands neues Messegelände in Rho-Pero eröffnet. Zusammen mit dem verbleibenden Teil des bisherigen Geländes im Stadtzentrum verfügt Fiera Milano SpA ab April nach eigenen Angaben über eine Brutto-Veranstaltungsfläche von etwa 710 000 m2. Doch nicht nur die Größe soll es machen: Avantgardistisches Design, flexible Strukturen, funktionale Flächen, effiziente Logistik und hohe Servicequalität sollen ebenfalls alles Bisherige in den Schatten stellen.

Nur wenige Kilometer vom bisherigen städtischen Gelände entfernt, hat Stararchitekt Massimiliano Fuksas mit zeitweilig bis zu 1700 Mitarbeitern in nicht einmal 30 Monaten einen Messekomplex mit sechs einstöckigen und zwei zweistöckigen Hallen bei einer Bruttoausstellungsfläche von 345 000 m2 zuzüglich 60 000 m2 Ausstellungsfläche im Freien für große Industriemessen oder Veranstaltungen mit komplexer Logistik geschaffen. Der Römer mit litauischer Abstammung wollte mit der Neuen Messe Mailand vor allem einen menschenfreundlichen Treffpunkt und ein Forum zum Ideenaustausch schaffen.
An der Spitze des Projekts stehen die Stiftung Fiera Milano, eine private Einheit und Hauptaktionär von Fiera Milano SpA, die wiederum 15 Unternehmen anführt, und Sviluppo Sisterna Fiera, ein Ingenieur- und Bauunternehmen für Großprojekte. Der Stiftung Fiera Milano gehören sowohl das bisherige städtische Gelände als auch das neue mit 750 Mio. EUR eigenfinanzierte Projekt. 800 Mio. EUR wiederum steckt der Staat in die Infrastruktur (U-Bahn, Fernzüge, Straßen und Autobahnen), die durch den neuen Komplex nötig werden. Nur acht Kilometer vom bisherigen Zentrum entfernt, ist das neue verkehrsgünstig von den beiden Mailänder Flughäfen sowie dem in Bergamo aus zu erreichen.

Das neue Messegelände wartet mit großer Flexibilität und einer durchdachten Logistik auf. So kann jede Halle in zwei Ausstellungsflächen pro Etage unterteilt werden, wodurch insgesamt 20 getrennte Flächen genutzt werden können. Jedes Gefüge hat dabei einen eigenen Empfangsbereich, Verpflegungseinrichtungen, Konferenzräume und Büros.
Die Hallen sind entlang einer zentralen Verbindungslinie platziert, die von einer immensen Glaskonstruktion überdacht ist, die 47 000 m2 überspannt - "la Vela" (,das Segel'), das markante Wahrzeichen des neuen Geländes. So gelangen die Besucher bei jedem Wetter trockenen Fußes von Halle zu Halle.

20 000 Parkplätze, die eine Hälfte direkt am Gelände, die andere 1,5 km entfernt, sollen im Laufe des Jahres zur Verfügung stehen, für Aussteller ein Viertel davon. Auch ein Hubschrauberlandeplatz ist vorhanden. Für das Leben drumherum gibt es weitflächige Erholungszonen - auf insgesamt 180 000 m2 Grünfläche - über 2500 Bäume werden gepflanzt, Hotels gebaut, Geschäfte eröffnet.
Ergänzend zum Messebetrieb gibt es ein Kongresszentrum mit zehn Sälen - vier im Erdgeschoss und sechs in der oberen Etage - und einer Kapazität von bis zu 2600 Plätzen. Die beiden Haupthallen bieten Raum für bis zu 715 und 598 Plätze. Jede einzelne Halle hat außerdem sechs kleinere Räume mit 20 bis 50 Plätzen, die zweigeschossigen haben 13 Räume für 12 bis 80 Plätze.

Eine perfekte Logistik soll für reibungslose Transporte auf dem Gelände sorgen. Drei Ringe regeln den Verkehr: Der erste ist für den eintreffenden Verkehr gedacht, der zweite wird speziell für Messebesucher und Aussteller reserviert und führt zu den Parkplätzen, der dritte ist ausschließlich Lkws und Ausstellern vorbehalten und soll einen schnellen Gütertransport zu den jeweiligen Hallen ermöglichen. Alle Hallen können mit Lkws befahren werden - auch die Obergeschosse, die mit Rampen ausgestattet sind.

1923 befand sich der heutige städtische Komplex noch vor den Toren der Stadt. Mittlerweile ist er längst mit dem Zentrum verwachsen und erstreckt sich auf 440 000 m2. Mit der Eröffnung des neuen Geländes werden 255 000 m2 des alten Zentrums an die Stadt zurückgegeben, 185 000 m2 bleiben für die Messe.
Messen, die eher eine Verbindung zur Stadt haben - wie Modemessen beispielsweise -, werden somit auch weiterhin in den verbleibenden Hallen des bisherigen städtischen Geländes stattfinden. Hier behält die Messe den moderneren und funktionaleren Teil, der Rest geht zurück an die Stadt.

Acht Konsortien waren gewählt worden, um ihre Vorschläge für die Neugestaltung des städtischen Areals zu präsentieren. Eine Bewertungskommission, bestehend aus der Geschäftsleitung von Sviluppo Sistema Fiera, unterstützt von Vertretern des Stadtrats und der Regierung der Lombardei und einem Expertenrat, nahm drei Projekte in die enge Wahl. "CityLife" erhielt schließlich den Zuschlag und soll bereits 2006 mit dem Bau beginnen. Hinter CityLife stecken die Unternehmen Generali Properties, RAS, Progestim, Lamaro Appalti, Grupo Lar Desarrollos Residenciales und die Designer Arata Isozaki, Daniel Libeskind, Zaha Hadid, Pier Paolo Maggiora.
Die drei geplanten futuristischen Türme, umgeben von Grünanlagen und Wasser, sollen bis 2014 fertig gestellt sein. Sie werden eine Innovation für Italien bilden und sollen Mailand an die Spitze zeitgenössischer Architektur bringen. Außerdem werden sie für alle sichtbar betonen, wofür Mailand berühmt ist: Design.

m+a report Nr.2 / 2005 vom 23.03.2005
m+a report vom 23. März 2005