Domotex zeigt innovative Ideen

Ein Messestand aus Bettlaken ist nur eines der preisgekrönten Projekte, die auf der Domotex neue Anstöße für die Teppich- und Bodenbelagsbranche gaben.

Mode im "Vintage look", die aussieht wie bereits getragen, kann man nicht auf einem Messestand mit perfekten Oberflächen präsentieren. Dieser Meinung war das Studio 6 aus Hamburg und setzte - ganz passend - einfach gebrauchte und zerrissene Laken ein, sowohl als Seitenwände als auch als Bodenbelag. Durch diese Laken ergab sich eine homogene Patchworkstruktur. Der gesamte Stand für das Modelabel Sabotage wurde nochmals weiß lackiert und sah dadurch im Laufe der Messe von Tag zu Tag "gebrauchter" aus. Für diesen kreativen Auftritt erhielt Studio 6, ein Zusammenschluss von 15 Personen im Studiengang Produktdesign an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, eine Sonderauszeichnung des contractworld.award in der Kategorie "Bodenbeläge als gestalterisches Element". Der Stand, konzipiert von Boris Kupczick, Niels Römer und Felix und Gero Kindermann, wurde auf den Modemessen pitti immagine uomo in Florenz und bread and butter in Berlin präsentiert.

In der Kategorie "Shop, Showroom, Messestand" ging der dritte Preis an Future Systems für den Messestand Ferrari in Frankfurt und Genf und den Messestand Ferrari Maserati in Paris und Frankfurt. Dabei kam es dem Londoner Architekturbüro nicht nur darauf an, die neuesten Modelle auf den wichtigsten Autoausstellungen in Europa zu präsentieren, sondern auch für die Gäste einen exklusiven Empfang mit Lounge, Bar, Büro und VIP-Bereich zu integrieren. Hierbei spielte der Boden eine ausschlaggebende Rolle. Er war nicht nur funktionell, sondern er repräsentierte das innovative Image der Nobelfirma. So wurde auf dem letzten Ausstellungsstand 2003 in Frankfurt von Future Systems in Zusammenarbeit mit hoch spezialisierten Herstellern beispielsweise ein neuer Glas- und Kunstharzboden entwickelt. Das Ergebnis: Es entstand der Eindruck, als wenn die Autos auf der Oberfläche schwimmen würden.
Interessant auch der Bodenbelag der niederländischen Concrete Architectural Associates für eine Apotheke: Er besteht aus bedruckten Blättern auf Spezialpapier, die in Kunstharz eingegossen worden sind. Dafür gab es den "Best of Category".

Der contractworld.award ist ein von der Deutschen Messe AG im Rahmen der Domotox international ausgeschriebener Architekturpreis und mit einem Preisgeld von 50 000 EUR auch der höchstdotierte. Prämiert werden herausragende Innenraumkonzepte zur Gestaltung zukünftiger Arbeitswelten, kreativer Hotels, überzeugender Shops, innovativer Messestände und Bodenbeläge als gestalterisches Element. An diesem fünften Award haben sich 272 Architekten und Designer aus 16 Ländern beteiligt.

Bei einem weiteren Wettbewerb, dem "Innovationspreis Architektur und Boden", ging es vor allem um innovative Produkte aus den Bereichen, Böden, Bodenbeläge und Bodensysteme. Wichtige Kriterien bei der Beurteilung sind die funktionale und gestalterische Qualität, die Materialechtheit und die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten. Und so gewannen beispielsweise Carpet Concept mit dem Produkt "Mod", einem "gewebten" Kunststoff, die Enia Carpet Group und Ferdinand Visser mit einem Wand- und Bodenelement, das nach Pfefferminz riecht, und die Bolon AB mit gewebten, metallisch anmutenden Bodenbelägen, die sich nach Angaben des skandinavischen Herstellers besonders gut für Akzente auf Messeständen eignen.

Aber auch neben den Wettbewerben hatte die Domotex vom 15. bis 18. Januar einiges zu bieten. Beispielsweise ließ sich der Zentralverband Raum und Ausstattung die spannende Aktion "Raumwandel" einfallen. Viermal täglich wurde ein 50 m2 großer Raum komplett umgestaltet. Bei der Ausstellerinitiative "floor forum" zeigte der Designer Ulf Moritz aus Amsterdam, wie sich mit modernen Teppichen, Bodenbelägen, Stoffen und Farben fünf unterschiedliche Trendinteriors inszenieren lassen - von zeitlos-klassisch bis hin zu üppig-glamourös und technisch-innovativ.

Bei einem Gang durch die Messehallen fiel auf, dass die Haptik der Auslegeware hochwertiger wird - und häufig in Kombination mit glatten Holz- oder Laminatflächen starke Kontraste bildet. Die Hersteller von Laminat setzen - ebenso wie beim Parkett - auf dunkle Töne, imitieren inzwischen aber sogar Fliesen und Steinzeug. Der so genannte Synchronporendruck ermöglicht mittlerweile nahezu täuschend echte Prägungen: Holzoptik sieht nicht nur so aus wie Holz, sondern fasst sich auch - fast - so an. Auf diesen Zug springen nun auch die Linoleumhersteller auf. Dieses elastische, langlebige Material gibt es neuerdings auch in Holz- oder Steinoptik. Völlig neu ist Parkett in Fliesenoptik. Was sich vielleicht zuerst absurd anhört, hat dennoch seine Vorteile. Durch Klickverschlüsse ist es einfacher zu verlegen als Fliesen.
Trotz des wirtschaftlich schwierigen Umfelds kamen zur diesjährigen Domotex rund 4 % mehr Aussteller als im Vorjahr. Mit 1226 Ausstellern aus 58 Ländern auf 89 544 m2 Ausstellungsfläche war die internationale Teppich- und Bodenbelagsbranche wieder umfassend vertreten. Angela Wiegmann

m+a report Nr.1 / 2005 vom 11.02.2005
m+a report vom 11. Februar 2005