"Nehmen Se mal den Bilderrahmen ..."

Der Schuster hat immer die schlechtesten Schuhe und die Eventbranche kann nicht feiern, jedenfalls nicht sich selbst. Denn was in diesem Jahr in Düsseldorf unter dem Motto "Get into the Flow" als ADAM- und EVA-Preisverleihung geboten wurde, das war nichts anderes als ein schneller Absturz in die Peinlichkeit.
Seit Jahren ist die Moderation der Preisverleihung so umstritten wie die Verleihung selbst. Zu lang, zu langweilig, unterirdische Moderationsleistungen und und und ... Die Liste der Kritik war immer umfangreich. Im Saal wurde verliehen, vor dem Saal gelästert. "Das wird wieder Diskussionen im Vorstand geben", meinte dann auch einer dieses Jahr nach quälenden zweieinhalb Stunden. Ja und? Ergebnisse und Veränderungen sind nicht zu erwarten. Denn sonst hätte die Veranstaltung von Jahr zu Jahr an Qualität gewinnen müssen, anstatt immer weiter ins Ärgerliche abzugleiten.
Lustlose oder resignierte Preisträger nahmen von überforderten Moderatoren ihre Preise entgegen: "Da nehmen Se mal den Bilderrahmen." Den Kollegen im Saal war währenddessen allenfalls ein müdes Klatschen zu entlocken. Trauriger Höhepunkt waren die Pfiffe aus dem Publikum, die nach wiederholten Moderatorenpatzern zu hören waren. So kann keine Begeisterung für gute Ideen, tolle Konzepte, bravouröse Zielerreichung und integrierte Kommunikation entstehen. Sie sind doch der USP der Branche und sollten von allen gewürdigt werden. Mit einem Preis will man hausieren gehen, da ist die gesamte Mannschaft, ob in der Agentur oder beim Kunden, stolz drauf. Aber dieses Renommée ist auch leicht verspielt. Dann ist bald niemand mehr bereit, Geld und Engagement in eine Einreichung zu stecken. ADAM und EVA müssen aufpassen, dass die Evolution sie nicht überflüssig macht und kreative Köpfe sich nach anderer Art der Bestätigung umschauen. Annic Kolbrück

m+a report Nr.8 / 2004 vom 08.12.2004
m+a report vom 8. Dezember 2004