Parallele Welten

Die virtuelle Messe ist tot. Es lebe die virtuelle Messe. Eine neue Generation an messebegleitenden Online-Services wächst heran.

Dank verbesserter Bildbearbeitungstechniken und vereinfachter Handhabung für den Nutzer bilden sich nützliche Dienste heraus, die den Messebesuch effektiv ergänzen können. Fröbus-digital beispielsweise, ein Geschäftsbereich des IT-orientierten Werbemittelspezialisten Julius Fröbus GmbH mit Hauptsitz in Köln, bietet eine Reihe hochwertiger 2-D-Darstellungen, angefangen beim Video bis zu Darstellungen in Flash, sowie verschiedene 3-D und 360°-Anwendungen für die Produkt- und Unternehmenspräsentation an.

Speziell für den Messebetrieb zugeschnitten sind eine Reihe von Diensten. Dabei sind 360°-Stand- oder Produktansichten möglich, die parallel zur Messe ins Internet gestellt werden. Das Besondere: Die Darstellung kann inzwischen bildschirmfüllend angelegt werden - ohne lange Ladezeiten. "Auf diese Weise können nicht nur Details, sondern auch die Atmosphäre virtuell vermittelt werden", erklärt Frank Stienemeier, Vertriebsleiter Neue Medien. Ebenfalls nützlich ist ein interaktiver 2-D-Messeplan, der in seinen Funktionen gestalt- und kombinierbar ist. So kann sich der Nutzer zum Beispiel schon im Internet einzelne Produkte etwa als "360 Walkabout" anschauen. So heißt eine Ansicht, bei der das Objekt fest steht und vom Betrachter umrundet werden kann."Virtual Drive" hingegen zeigt eine interaktive Fahrsimulation eines Produkts mit hoher Bildqualität. Licht und Schattenspiel werden sorgfältig ausgearbeitet, um einen lebendigen Eindruck zu vermitteln. Dieser Service komme vor allem in der Automobilbranche gut an, so Stienemeier.Eine andere Möglichkeit, der "Object Presenter", zeigt ein Produkt mittels einer virtuellen Kamerafahrt von allen Seiten. Dabei können auch Produktfunktionen, wie beispielsweise das Auf- und Zuklappen eines Klappstuhls, veranschaulicht werden. Die Bilder werden aufwändig nachbearbeitet, so dass Stoffe und Oberflächen gut erkannt werden können, fast als könnte man sie anfassen.Für bestimmte Anbieter sind auch Bildschirmpräsentationen auf Messen interessant - zum Beispiel mit dem "Color Configurator". Produkte, die individuell für die Käufer gestaltet werden, können so direkt auf der Messe konfiguriert und demonstriert werden. Der interessierte Messebesucher erhält im Anschluss eine Postkarte mit seinem individuellen Produkt, auch die Zusendung als MMS auf das eigene Handy ist denkbar.

Ein konkretes Einsatzbeispiel: Zum Start des Pariser Autosalons im September wurde der neue Mazda 5 vorgestellt. Fröbus-digital erstellte interaktive 3-D-Visualisierungen direkt von der Messe. Wer nicht dabei sein konnte - oder es noch einmal sehen will -, kann sich auf einer eigens eingerichteten Website (www.mazdamotorshows.com) die Messedarbietung des neuen Modells ansehen, authentische Messeatmosphäre inklusive. Dabei werden detailgenaue und interaktive Visualisierungen des Modells sowie eine Reihe von Informationen angeboten: dreidimensional und dreisprachig.Die Visualisierungen wurden komplett in Flash erstellt. Hoch auflösende Panoramen, bei denen sich der Nutzer jedes Detail genau ansehen kann, gibt es außerdem in einer Fullscreen-Darstellung.

Mit der Automobilbranche hat die Agentur bereits Erfahrung. Zur IAA 2003 in Frankfurt etwa realisierte sie eine Online-Visualisierung des Hallenplans mit Links zu den beteiligten Ausstellern. 2005 ist laut Stienemeier an eine Erweiterung gedacht. Bereits zum Automobil-Salon in Genf im März will sich die Agentur etwas Neues einfallen lassen, um für mehr Atmosphäre beim Webbesuch zu sorgen. Darüber hinaus arbeitet sie mit einem Partner an einer interaktiven Schaufensterfolie, die auch auf Messeständen eingesetzt werden könnte. Dabei kann der Besucher durch Berührung mit dem Medium interagieren. Insgesamt gehe es heutzutage nicht mehr um einzelne Leistungen, sondern um eine umfassende Live-Kommunikation: "Der 360°-Hype ist vorbei. Es geht um die Gesamtdarstellung eines Unternehmens oder Produkts, nicht um einzelne Gimmicks."

m+a report Nr.8 / 2004 vom 08.12.2004
m+a report vom 8. Dezember 2004