Jung und kreativ: Studenten inszenieren Messewelten

"Kopfstand": Für die Berliner Sonderschau "Innovatives Bauen mit System" schuf Anette Hartung vor einigen Jahren im Auftrag von Expoconsult, Wiesbaden, auf circa 250 m2 mit kopfüber gestellten Containern "schräge" Raumwelten. Besucher gingen mutig mit dem Kopf durch die Wand, durchstießen Decke und Boden, verloren die Orientierung. Jeder Schritt änderte die Perspektive und gab neue Einblicke, Durchblicke und Ausblicke frei.

"Verpacken? - Natürlich!": Meike Hegner, Andrea Morhard und Ilka Schimanski benutzten Wabenpappen, Folien, Getränkekartons und allerlei Füllstoffe als Ingredienzien für ein rundum offenes Standkonzept mit Aktionszentrum für eine 100 m2 große Sonderschau auf der Marketing Services 2000 in Hamburg. Kunstvoll inszenierte Stillleben mit innovativen Verpackungsideen vermittelten kreative Impulse und sprachen die Besucher emotional an.

"Hautkontakt": Die Haut als Schmuckträger wurde Gestaltungselement und umhüllte den 200 m2 großen Messestand zu einer Sonderschau auf der Tendence 2000 in Frankfurt, entworfen von Meike Hegner, Andrea Morhard und Ilka Schimanski. Bei genauem Hinsehen entpuppte sich die eigens entworfene (Haut-)Tapete als pure Poesie: Textfragmente zu Sinnlichkeit und Berührung, durchzogen von schwungvollen Adern. Geheimnisvolle Fühl- und Tastboxen machten neugierig und überraschten den Besucher.

"Form 2001": Auf einer fast 500 m2 großen Präsentation für den Bundesverband Kunsthandwerk auf der Tendence 2001 in Frankfurt lud eine abstrakte Parklandschaft die Besucher ein, lustvoll zu wandeln, am Teich zu sitzen oder sich in einer kleinen Oase auszuruhen. Die rund 350 Exponate zeigten sich auf Stegen, schwammen auf Flößen oder suchten Schutz in Pavillons. Überdimensionale Gräser sprossen allerorts aus dem Boden und umfingen den Besucher auf Schritt und Tritt. Urheber dieser Installation waren Gerhard Bauer, Frank Bernhard, Katharina Czyzewski, Jusken Geiger, Sandra Kalbantner, Susanne Klemmt, Andreas Schneider und Julia Wuth.

"Form 2002": Ein Jahr später entstand am selben Ort in fast gleicher Größe ein marktübliches Gerüstsystem, das drei Ebenen überbaute. Der innovative Umgang mit System und Statik ließ filigrane Strukturen mit reizvollen Licht- und Schattenspielen entstehen. Eine Oase in luftiger Höhe mit bunten Sitzwürfeln auf grünem Gras, ein Seerosenteich unter himmelblauem Baldachin und leises Froschgequake animierten Besucher zum Verweilen. Entwurf: Kerstin Seipp.

"aquaPlaning": 45 m2, die es in sich hatten: Sechs Diplomarbeiten, allesamt mit Bezug zum Wasser, präsentierten sich in einer virtuellen Wasserwelt. Ein wahrhafter "Schnürlregen" an den Wänden, tanzende Wellenreflexe über Kopf, überdimensionale Papierschiffchen und blaue Regentonnen als Wasserbar luden ein zum entspannten Verweilen auf dem schaukelnden Wasserbett. Und für die Ohren gab's rauschende Wellen. Zu sehen war die Arbeit von Heike Maas, Christina Schulz, Christina Schumm und Sonja Winter auf der Internationalen Möbelmesse 2003 in Köln.

"wasch°echt": Ein Jahr später gab es auf 35 m2 waschechte, klargespülte und erfrischend präsentierte Diplomarbeiten zu sehen. Seifenblasen tanzten über flauschige Badematten und luden zum Gespräch. Weniger an Standbau ist kaum möglich, trotzdem bot das Projekt von Kim-Florence Hahn, Holger Lampert, Mojdeh Maktharani und Maythe Stavermann 100 % Innenarchitektur.

"sinnapse": Farbe, Licht und Klänge kreierten ein anregendes Umfeld, wechselnde Sinnes- und Raumeindrücke bewirkten eine Stimulation der Gefühle, Distanz zu Hektik und Lärm. Auf der Digital Behaviour 2002 in Köln und ACS 2002 in Frankfurt gestalteten Angelika Crames, Taito Diaz, Joachim Dohm, Dario Ferrara, Uwe Füller, Stefanie Mahreholz, Linda Singh, Ulrike Stock, Alexander Stumm und Christian Tietz eine Fläche von circa 80 m2.

"roomoor": Eine Videokamera erfasste menschliche Bewegungen und transformierte sie in musikalische Töne. Mit etwas Übung ließen sich so ganze Musikstücke komponieren, mit freier Instrumentenwahl. "Music via Motion", entwickelt von Kia Ng von der University of Leeds, machte es möglich. Die 40 m2 große Installation war auf der ACS und der EuroMold, beide 2003 in Frankfurt, zu erleben. Realisiert wurde sie von Karsten Dors, Ina Bianca Fischer, Franklin, Janine Hübner, Jan Kaiser, Michael Knab, Peter Körner, Fiona Kischka, Andreas Mühle, Benjamin Pächtold, Christian Schreiber, Joyce Thedjasurya, Markus Trieschmann, Monika Weiner und Janetta Wittig.

"unfassbar": Mutige Besucher des 60 m2 großen Standes auf der ACS 2004 in Frankfurt griffen beherzt in die Fühlkästen und schärften ihren Tastsinn, andere bevorzugten die bereitgestellten Informationen und nahmen Materialproben in Augenschein. Marion Bär, Gabriele Gulis, Jasmin Hahl, Hanna Keitel, Michael Knab, Nina Körner, Christina Krüger, Christian Lemmer, Carolin Rode, Judite Rodrigues, Bettina Schmiegelt, Pantea Schirmer, Eva-Maria Urban, Janetta Wittig, Stefanie Wöckel, Hu Ying und Yvonne Sperka schufen dieses "unfassbare" Erlebnis.
Die (ehemaligen) Studierenden der Fachhochschule Wiesbaden im Studiengang Innenarchitektur präsentierten ihre unter der Betreuung von Rainer Gehr (sowie zum Teil von Ralf Höller und Edgar Brück) geplanten und realisierten Messestände auf der Messe-Fachtagung Ende November in Darmstadt.
www.gestaltung.fh-wiesbaden.de

m+a report Nr.8 / 2004 vom 08.12.2004
m+a report vom 8. Dezember 2004