Trotz Wirtschaftsflaute: Das Netzwerk ist stabil

Die biologische Lösung: Nach der Verhaltenspsychologie kommt jetzt der Trieb zum Tragen, um das Eventgeschäft in Deutschland in schwierigen Zeiten zu beflügeln.

Flow oder Flop, der 6. Deutsche Eventtag stellte sich dem Thema: Wie kann man Menschen motivieren, welche Instrumente braucht es, um eindrucksvoll und lang anhaltend jemanden von einer Marke, Idee oder Dienstleistung zu überzeugen? Diese Fragestellung ist immer Dreh- und Angelpunkt aller Eventkonzepte. Dabei ist es egal, ob es um den Mann auf der Straße geht oder die eigenen Mitarbeiter in den Firmen - Überzeugungsarbeit ist eine Kunst. Immer neue Ansätze werden gefunden, um diese Kunst lebendig zu gestalten und daher war das Düsseldorfer CCD Anziehungspunkt vieler Agenturleute, um sich über die neuesten Trends und Erkenntnisse auf dem Gebiet der sanften Manipulation und Einflussnahme zu informieren.

Lange bediente man sich der Psychologie, um mit ihrer Hilfe Konzepte zu entwickeln, die helfen, Menschen zu umgarnen. Relativ jung ist der Gedanke, sich von den bekannten Mustern zu verabschieden und sich eher der Biologie zuzuwenden. Denn nichts ist stärker als der Trieb. Dagegen kann man nichts machen, er steuert Verhalten und Vorlieben unbewusst. Begeisterung und Verliebtheit lassen sich auf biochemische Prozesse reduzieren, die das Triebverhalten steuern. Wer das berücksichtige, so auch der Gedanke von Felix von Cube, Buchautor und einer der Hauptredner auf dem Eventtag, kann Leute aufs Beste zu Leistung motivieren. Denn Lust auf Leistung sei durch den Trieb der Neugier geweckt. Daher seien Marketingevents durch ihre Interaktivität prädestiniert, flowvolle Kommunikation zu schaffen, in der Einzelne aber auch Gruppen das Erlebnis des Einsseins und der vollständigen Identifikation erleben können.

Dieses Thema begleitete die Teilnehmer des Eventtages durch weitere Vorträge und Workshops. Doch neben dem Blick über den Tellerrand in Richtung Biologie und Verhaltensforschung ist der Eventtag auch immer Ort der Bilanz über das Gesamtgeschäft der Branche. So gab das Forum Marketing Eventagenturen (FME) auch einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung der angeschlossenen Eventagenturen.
Größtes Handicap auch für den Eventbereich: Der Wirtschaftsmotor ist auch 2004 in Deutschland nicht richtig in Fahrt gekommen. Nicht nur das Tauziehen um Hartz IV, erbitterte Arbeitskämpfe in der Automobilindustrie und die drohende Insolvenz des Karstadt-Quelle-Konzerns haben die Stimmung getrübt, die hohe Arbeitslosenquote drückt allen aufs Gemüt.
In diesem Umfeld sei die Entwicklung der Eventbranche trotzdem als positiv zu werten. Von 2002 auf 2003 sei zwar einen Rückgang der Bruttoeinkünfte um rund 5 % zu verzeichnen gewesen, dieser sei aber langfristig erwartet und durch gezielte Kostenreduzierung in den Agenturen des FME abgefedert worden.

Für 2004 werde bereits ein Wachstum von rund 7 % erwartet. Eine Steigerung, die mehr als 5 % über dem Durchschnitt in Deutschland liege. Die erwartete Steigerung der Billings von rund 629 Mio. EUR 2002 auf 738 Mio. EUR 2003 wurde allerdings nicht realisiert. Vielmehr blieben die Billings annähernd konstant. Kunden verzichteten auf teure Bestandteile ihrer Marketingevents, Effizienz und Effektivität stünden auch weiterhin im Vordergrund. Ausgabefreude, wie sie 2000 und 2001 vorherrschte, sei in absehbarer Zukunft nicht zu erwarten.
Die wirtschaftlichen Erwartungen für 2005 seien bei den FME-Mitgliedern als verhalten optimistisch zu kennzeichnen. 31% der 56 befragten Unternehmen gehen von steigenden Umsätzen aus, aber auch 19 % von einem Umsatzrückgang. Die Hälfte der Agenturen rechnet mit keiner Veränderung.
Betrachte man die Bruttoeinkünfte der Agenturen nach Eventarten, so sei weiterhin eine Dominanz im Bereich der Corporate Events zu erkennen. Fast 60 % des Umsatzes würden durch diese Eventart generiert. Den geringsten Anteil habe mit 5 % der Bereich der Promotionevents, was sich zum Teil dadurch erklären lasse, dass diese eine kostengünstige Eventform seien.

Ein Lichtschimmer in nicht einfachen Zeiten sei durchaus das Auslandsgeschäft. Der Umsatz, der mit Events im Ausland erzielt werde, sei kontinuierlich leicht wachsend. Es ist laut FME davon auszugehen, dass der Anteil sich in den nächsten Jahren bei rund einem Viertel des Gesamtumsatzes einpendeln werde. Größere Veränderungen seien nicht zu erwarten, solange kein Terror, Krankheiten oder Flugzeugkatastrophen die Reisefreudigkeit beeinflussten. Die Anzahl der Mitarbeiter in den Eventagenturen konnte in den letzten Jahren fast konstant gehalten werden. Waren es 2002 2120 Mitarbeiter in 53 Agenturen, so stieg die Zahl im darauf folgenden Jahr leicht auf 2384 Mitarbeiter in 56 Agenturen. Für 2004 wird vom Verband auch in diesem Bereich keine signifikante Veränderung erwartet. Wichtiger für die Umsetzung von Projekten seinen aber Mitarbeiter von Kooperationspartnern sowie freie Mitarbeiter geworden. 2003 wurden rund 4000 Personen über diesen Weg in die Eventarbeit eingebunden, ohne dass sie direkt dem Verband angehörenden Unternehmen zugehörig waren.

Was für seine Agenturen gilt, das gilt auch für das FME, das als Branchenorganisation in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen ist. Ende 2003 waren 56 Agenturen Mitglied in dem Verband. Das Wachstum spiegele nicht zuletzt das wachsende Gewicht der Branchenorganisation wider. Rund zwei Drittel der 30 größten Agenturen sind Mitglied des Forum Marketing Eventagenturen.
Abschließend lasse sich feststellen, dass die Wirtschaftsflaute nicht spurlos an der Branche vorübergegangen sei. Steigerungen, die in den Jahren 2000 und 2001 noch für möglich gehalten wurden, konnten nicht realisiert werden. Dennoch stünden die FME-Mitglieder mit solidem Wachstum in den letzten Jahren da. Dies lasse sich nicht zuletzt durch die sorgfältige Prüfung der Unternehmen nach rein qualitativen Kriterien vor der Aufnahme in das Forum erklären. Das FME sieht sich als das Netzwerk der Branchenspezialisten.

m+a report Nr.8 / 2004 vom 08.12.2004
m+a report vom 8. Dezember 2004