Seriöser Glamour in Berlin

Gelungene Gratwanderung zwischen Medien und Politik: Zum fünfjährigen Bestehen des ARD-Hauptstadtstudios startete das Erste eine hochkarätige Veranstaltungsreihe.

"Verschärftes Networking" nannte der Berliner Tagesspiegel den ersten Hauptstadttreff der ARD. Das Erste hatte geladen und so gut wie alle folgten dem Ruf in den Medientempel in Berlins Wilhelmstraße. Darunter Klaus Wowereit, Hans Eichel, Renate Künast und Otto Schily sowie Angela Merkel, Franz Müntefering und Helmut Kohl. Für einen Abend hatte das Studio seine kalte Pracht verhüllt und bot rund 350 Gästen aus Politik und Medien sowie den Gastgebern ein intimes Refugium. Fast jedenfalls. Ein von Medien inszeniertes Ereignis ohne Medien, das wollte dann doch niemand. So sonnten sich Gastgeber und Gäste zu Beginn des Abends vor der Sponsorenwand im Scheinwerferlicht. Etwas Glitzer, Glamour und der rote Teppich durften nicht fehlen, galt es doch, sich gegen so boulevardträchtige Veranstaltungen wie das Focus-Fest und die Bertelsmann-Party zu behaupten.

Eine Herausforderung für ClauseckerBingel.Ereignisse (CB.e), die sich als Berliner Agentur mit ihrem Konzept erfolgreich im Pitch durchgesetzt hatte und so die Premiere des Hauptstadttreffs federführend umsetzte. Größtes Wagnis: Ein Programm ohne Programm sollte den Abend tragen. Nachdem Hausherr Thomas Roth, Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, die Gäste begrüßt hatte, waren diese sich selbst und ihren Themen überlassen. Unterstützt durch Lichtinstallationen und einfache aber wirkungsvolle Dekorationen konnte in einer außergewöhnlichen Atmosphäre dann auch das stattfinden, was im ARD-Headquarter erreicht werden sollte: Networking jenseits von Kameras und Mikrofongalgen.

Anlass für diese besondere Veranstaltung war das fünfjährige Bestehen des ARD-Hauptstadtstudios. Die Feier barg auch Konfliktpotenzial. Kritik hätte aufkommen können, dass die Fernseh- und Radiomacher sich gebührenfinanziert selber feiern. Um solchen Vorwürfen vorzubeugen, wurde die gesamte Veranstaltung über Sponsoren finanziert. Aber auch deren Auswahl war nicht ohne Tücken. Wenn sich Medien und Wirtschaft, in diesem Fall die Finanzsponsoren Vattenfall, Daimler Chrysler, Hypo Vereinsbank oder die Telekom so nahe kommen, dann kann - je nach Berichterstattung - in der Zukunft schnell die Frage nach der Objektivität laut werden.

Daher traten die Geldgeber im umgestalteten Hauptstadtstudio auch eher leise auf, was der Veranstaltung und der Atmosphäre zugute kamen. Nirgendwo sprangen den Gästen Claims oder dominante Markenfarben ins Auge. Eher bescheiden versammelten sich alle Sponsoren mit ihren Logos auf einen Plexiglasblock, der diskret auf 25 Stehtischen als Deko diente. "Wir sind sehr froh, dass wir diese Sache nahezu mit Hilfe von Sponsoren, also ohne Gebührengelder finanzieren", betonte dann auch Mitgastgeberin und RBB-Intendantin Dagmar Reim zu Beginn des Abends.

Networking - das Motto der Veranstaltung - funktionierte schon bei den Vorbereitungen. Um das Hauptstadtstudio in eine Inlocation zu verwandeln, war bei allem Understatement in der Raumgestaltung ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Gewerke nötig, die in anderthalb Tagen während des laufenden Sendebetriebes das Haus umgestalteten. CB.e konnte auf renommierte Partner zurückgreifen, die auch der Sponsoringgedanke nicht abschreckte.

Für Peter Weinert, Vorstand Marketing von TSE, Technik und Service für Events, Berlin, ist Sponsoring kein neues Thema, auch wenn sich das Unternehmen sonst eher im karitativen Bereich engagiert. "Diese Veranstaltung ist eine Premiere und uns liegt als Berliner Unternehmen daran, die Stadt mit nach vorne zu bringen," erklärt Weinert sein Engagement. Technik und Licht wurden unter seiner Regie installiert. Das Farbenspiel aus mehr als 60 Moving Lights trug wesentlich zur Atmosphäre im Hauptstadtstudio bei. Ob die Geschichte einen positiven Imageeffekt für TSE habe, dass werde sich herausstellen, sei aber sowieso schwer messbar. "Aber es ist bestimmt kein Fehler, die ARD als Kunden zu haben."

Ähnlich sieht dies Thomas Erdmann von Expofair Berlin. Im Konzert der Ausstatter rund um das Event sieht er sich als Partner und nicht einfach als Möbellieferant. Expofair kreierte die Bar, die schnell zum Magneten wurde, und sorgte für flexible Möblierung des Raumes mit den verschiedensten Sitzgelegenheiten, die je nach Bedarf während des Abends ohne großen Aufwand variiert werden konnten. Für das Geschäftsführungsmitglied war der kostenlose Einsatz auf keinen Fall umsonst: "Wir wollten gerne auch in solch einem Rahmen zeigen was wir leisten können."

Fast ein Heimspiel hatte Ideea Messe- und Dekorationsbau. Die Berliner bewegen sich sonst eher auf großer Bühne als in Foyers von Häusern. Zu ihren Engagements zählt zum Beispiel die Ausstattung der ARD-José-Carreras-Gala, die von Ideea seit zehn Jahren betreut wird. Für Geschäftsführer und Eigentümer Lutz Brüggemann war das Motto des Abend für das kühle Hauptstadtstudio: "Keep it simple." Mit Lichttubes, Tuchbahnen und transparenten Stoffen schuf Ideea, ursprünglich vom Bühnenbau kommend, die passenden Leinwände für wechselnde Licht- und Schattengemälde. Dabei seien Ideen wie für den Abend umgesetzt auch im Messebau mehr und mehr gefragt. Dort, so die Erfahrung von Brüggemann, würden Messestände immer öfter ähnlich wie Bühnen gesehen und gestaltet, eine Entwicklung, die Ideea schon länger die Tür auch in diesen Bereich geöffnet hat.

CB.e konnte noch auf weitere Partner ihres großen Netzwerkes zurückgreifen.
So sorgten unter anderem das Grand Hyatt, Fürst von Metternich Riesling Sekt, Bitburger und Davidoff Cigars für die kulinarischen Genüsse im weiteren Sinne. Die optischen Reize hat cine+ die AV-Technik gestellt, unter anderem acht Flatscreens. Von Big Image Systems kamen die Digitalprints der Logowand, vor der die Gäste fotografiert wurden, sowie der Bühnenrücksetzer. Für die Sicherheit der illustren Gäste sorgte GegenbauerBosse. Eberhard Bingel, Geschäftsführer CB.e ist überzeugt: "Sponsoring wird immer wichtiger, in Zeiten gekürzter Kommunikationsbudgets umso mehr. Agenturen müssen das Thema in Veranstaltungskonzepten automatisch mitdenken. Doch um seine Partner zu überzeugen, ein Projekt zu sponsoren, ist Vertrauen das Wichtigste. Das Ergebnis des Networking, das durch Caterer und Getränkesponsoren ergänzt wurde: zufriedene Gäste, eine große Medienresonanz und ein seriöses, aber alles andere als langweiliges Event zum Fünfjährigen der ARD im neuen Haus.

m+a report Nr.7 / 2004 vom 27.10.2004
m+a report vom 27. Oktober 2004