Container - trojanische Pferde der Neuzeit

Messefracht in die USA braucht Zeit. Aus Angst vor Terror verschärft der Zoll seine Kontrollen. Neue Initiativen sollen Sicherheit und schnelle Abfertigung gewährleisten.

Die Versendung von Messegütern nach Übersee war schon immer ein Wettlauf mit der Zeit. Just in Time sollen Messestand und Exponate vor Ort sein, um lange und kostspielige Lagerkosten zu vermeiden. In Zeiten erhöhter Terrorgefahr kann das Vabanquespiel um möglichst knappe Zeitfenster allerdings gründlich daneben gehen. Wenn nämlich die eigenen Container Mittelpunkt einer besonders ausführlichen Kontrolle werden, dann können schnell mehrere Tage ins Land gehen, bis die Messefracht wieder freigegeben wird. Der Schaden, auch der Imageschaden, für das Unternehmen, die zusätzlichen Kosten für Transport und Lagerung sind oft nicht abschätzbar.

Darum war die Sicherheit des Frachtgutes und dessen termingerechte Verschickung ein Thema der IELA-Spediteure auf ihrem 19. Kongress in Istanbul. Seit Al Kaida der Welt auf das Grausamste demonstriert hat, wie verwundbar das westliche Gesellschaftssystem ist, herrscht vor allem in den USA die Angst, dass weitere Anschläge extremistischer Fanatiker die US-Ökonomie bis ins Mark treffen könnten. Besonders verletzlich ist die Containerindustrie, über die die globale Weltwirtschaft dennoch einen Großteil der Warenströme laufen lässt. Über 200 Millionen Cargocontainer wandern im Jahr zwischen den großen Seehäfen hin und her und 90 % des Weltfrachtaufkommens wird in Containern verschickt. Allein die USA beziehen rund 50 % ihrer Importe durch Containerschiffe. Angesichts dieser Zahlen muss sich die ausstellende Wirtschaft bei Geschäften in den USA auf stärkere Kontrollen und damit längere Frachtzeiten für Container einstellen. Doch es gibt durchaus Möglichkeiten, die Abfertigung zu beschleunigen.

Mehr Sicherheit in den immens großen Warenumschlag soll zum Beispiel die Container Security Initiative (CSI) bringen. Das Ziel des Programms ist es, die US-Sicherheitszonen auszuweiten, so dass die amerikanische Grenze die sprichwörtlich "letzte Verteidigungslinie" bildet und Sicherheitskontrollen nicht erst auf dem US-Kontinent beginnen. Durch CSI, so hoffen die Initiatoren, kann die Terrorgefahr durch das Einschleusen gefährlicher Güter über die Seefracht gebannt werden. Potenziell gefährliche Container sollen schon in den Ausgangshäfen in Übersee identifiziert und untersucht werden, bevor sie die Länder in Richtung USA verlassen. CSI wird weltweit schon in 20 Häfen eingesetzt, von denen aus rund zwei Drittel der Container in die USA verschifft werden.

Doch damit nicht genug. Eine weitere Initiative, Customs - Trade Partnership Against Terrorism (C-TPAT) soll die Terrorgefahr auf den globalen Seewegen ebenfalls senken. Ziel ist es hier, die Sicherheit der Lieferkette und damit die Sicherheit der Grenzen der USA dadurch zu steigern, dass es engere und verbindlichere Kooperationen zwischen allen an der Kette beteiligten Partnern gibt. Diese verbindlichen Kooperationen mit genau festgelegten Sicherheitsrichtlinien geben den Zollbehörden die Gewissheit, es mit verlässlichen Unternehmen zu tun zu haben. Wer an diesem Programm teilnimmt und sich den Richtlinien unterwirft, wird in die Liste der C-TPAT-Mitglieder aufgenommen und kann dann auf Vorteile in der Abwicklung des Warenverkehrs hoffen. So verringern sich zum Beispiel Wartezeiten an der Grenze und Inspektionen der Container. Klar ist, dass es sich bei der Initiative um eine freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen handelt. Die Betonung liegt auf einer Partnerschaft und nicht auf Reglementierung. Zurzeit ist C-TPAT für alle US-Importeure und Carrier (Luft, Schiene und See) geöffnet. Es existieren Pläne, das Programm auf alle Sektoren des Überseehandels auszuweiten, damit Container nicht zu trojanischen Pferden der Neuzeit werden.
Weitergehende Informationen zum US Zoll- und Grenzschutz gibt es unter www.cbp.gov

m+a report Nr.6 / 2004 vom 24.09.2004
m+a report vom 24. September 2004