AV-Medien Den Besucher fordern

Statt das Messepublikum mit einer Flut von Bildern, Videos und Botschaften zu konfrontieren, macht es mehr Sinn, es aktiv mit einzubeziehen.

Emotionale Markenprägung oder auch "Emotional Branding" ist ein wichtiges Marketingziel. Die Kunden - aber auch die Mitarbeiter - sollen begeistert sein, ein Verbundenheitsgefühl mit nach Hause nehmen. Neugierde wecken, Überraschungen bieten und Erfolgserlebnisse vermitteln: Diese Mittel eignen sich besonders auch auf Messen, um Kunden an den Stand zu ziehen und ihnen die Marke näher zu bringen.
Interaktive Videoinstallationen können hierzu einen kreativen Beitrag leisten. "Die Besucher werden durch die Installation unverbindlich angesprochen, werden neugierig, lernen die Installation zu steuern und fangen an damit zu spielen. Die Erlebniskette ist für den Besucher ein positives Erlebnis, das sich dauerhaft in seinem Bewusstsein verankert und ihn mit der Marke oder dem Unternehmen emotional verbindet", erklärt Bernhard von Berg, StudioNine GmbH, München.

Die Multimediaagentur hat damit schon einige Erfahrung. Auf der W&V Meetnight, der Abendveranstaltung des deutschen Werbekongresses 2003 in München, stellte sie beispielsweise die interaktive Videoinstallation "Emotional Brander", bei der das Who is Who der Marketingszene interaktiv bejubelt und beklatscht werden konnte. Die interaktive Installation mit dem Film "Standing Ovation" entstand in Zusammenarbeit mit dem Künstler Jakub Moravek und wurde schon auf einigen Eröffnungen und Jubiläen eingesetzt. Die Verwendungsmöglichkeiten des Emotional Branders sind vielseitig, da dieser individuell gestaltbar ist. StudioNine nimmt dazu mit den Mitarbeitern und der jeweiligen Geschäftsführung eigene "Jubelfilme" auf, welche dann auf Events, Veranstaltungen oder im Empfangsbereich ihren Kunden, Partnern oder Mitarbeitern zujubeln.

Zusammen mit der Star Alliance und der Deutschen Lufthansa kam eine andere Videoinstallation zum Einsatz: der "Emotional Mirror". Hierbei sahen sich die Fluggäste und Besucher des neuen Terminals des Münchner Flughafens zeitverzögert in einem Display und fingen an, mit ihrem Abbild zu spielen. Die Werbebotschaft wurde dabei unbewusst wahrgenommen und mit dem positiven Erlebnis verknüpft. Das Personal des Infostandes hatte es in der Folge leichter, mit den potenziellen Kunden in Kontakt zu treten.
"Die Passagiere sind von den ,Abbildern ihrer Vergangenheit' gefesselt, neugierig geworden und nehmen Kontakt zum Standpersonal auf", so Björn Ostertag, Leiter Kooperationen / Star Alliance Station und Kabine bei der Lufthansa. "Die Fluggesellschaften können den Hintergrund auch durch eigene Bilder oder Filme ersetzen und die Passagiere auf diese Weise in ihre Marketingkampagnen aktiv einbinden."
"Der Emotional Mirror wurde auch schon erfolgreich auf Events eingesetzt, um mehr Dynamik in die Menge zu bringen und die Masse zum Tanzen zu animieren", so Bernhard von Berg. "Auf der Modemesse Summerfashionshow im Juni in München mit Tom Novy verschaffte er den Models einen mehrfachen Auftritt. Und durch die Hinterlegung von Bildern oder Filmen ist es möglich, Hintergründe verschwinden zu lassen und den Betrachter in einen Film oder an einen anderen Ort zu bringen."

Im September schuf StudioNine in Zusammenarbeit mit der Kölner Kommunikationsberatung Ganz und Gar ein emotionales Messeevent auf der Expopharm 2003 in Köln. "Zeigen Sie Kundennähe", hieß es dort im vierten Raum der Dunkelwelt "Treffpunkt Zukunft", der von über 1000 Apothekern besucht wurde.
Eine interaktive Installation entführte die Besucher in eine Erlebniswelt, in der Beratung belohnt wird: Je weiter ein Apotheker auf sein "Publikum" zuging, desto intensiver wurde der Beifall, bis hin zu Standing Ovations. Michael Lück, der Geschäftsführer von Ganz und Gar, verfolgte mit dem Messestand das Ziel "die Apotheker aus der Lethargie herauszuholen, sie wachzurütteln und ihnen zu sagen: Hey, du bist gut, wir brauchen dich!" www.studionine.de

m+a report Nr.8 / 2003 vom 10.12.2003
m+a report vom 10. Dezember 2003