Nichtraucher bevorzugt: Wenn der Stand Feuer fängt

Brandprävention am Messestand bedeutet nicht nur, offenes Feuer zu vermeiden. Genauso wichtig ist es, giftige Rauchgasentwicklungen zu verhindern.

Eine achtlos hingeworfene Zigarette - und schon ist es passiert; besonders an Orten mit vielen Menschen ist dies eine nicht zu unterschätzende Gefahrenquelle. Daher unterliegen Messehallen und -stände zu Recht strengen Sicherheitsanforderungen. Feuerbedingte Ausfälle einzelner Messetage oder -hallen bedeuten einen enormen finanziellen Verlust - und für die Messegesellschaft zusätzlich einen enormen Imageschaden. Es gilt nicht nur Hallen, Stände und Exponate zu schützen, sondern vor allem Menschenleben. Mit modernen Sprinkleranlagen in den großflächigen Hallen und strengen Sicherheitsbestimmungen haben die Messegesellschaften vorgesorgt. Doch ein Restrisiko bleibt.

Um höchste Brandschutzstandards an jedem einzelnen Messestand zu gewährleisten, gelten für Aussteller präzise Bauvorschriften. Die Einhaltung wird von der jeweiligen Messegesellschaft bei der Standabnahme überprüft. Die Verwendung brandhemmender Baustoffe nach Klassifizierung B1 etwa gehört dazu. Zwar ist es nach Angaben der MBA-Design & Display Produkt GmbH, Reutlingen, im modernen Messebau eine Selbstverständlichkeit, nach Möglichkeit brandhemmende Produkte zu verarbeiten, doch gab es bis heute innerhalb der Messebauprogramme keine Standwände, die der Brandschutzklasse DIN 4102-B1 entsprachen. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung hat nach ausführlichen Tests und Brandversuchen bestätigt: die Wandmodule mila-wall B1 entsprechen dieser Norm und sind als schwer entflammbar eingestuft und zertifiziert. Technisch entspricht mila-wall B1 dem bereits seit über einem Jahrzehnt bewährten Modulbauprogramm mila-wall. Die entscheidenden Unterschiede bestehen im Einsatz neu entwickelter, schwer entflammbarer Baustoffe. Beide Bauprogramm sind miteinander kompatibel und unterscheiden sich nicht im äußeren Design.

Brandexperten und Feuerwehren bestätigen, dass rund 80 % aller Bandopfer nicht durch das Feuer selbst, sondern durch freigesetzte Brandgase und Qualm sterben. Für Feuerwehren ist es entscheidend, wie schnell und gut sie sich am Brandort orientieren können, um gefährdete Personen zu finden. Starker Qualm und giftige Brandgase behindern Rettungsarbeiten oft ganz entscheidend. Nach Ansicht von Martin Berkenkopf, Marketing Röhm Plexiglas, muss daher künftig den Fragen nach der Qualmdichte und der Giftigkeit freigesetzter Rauchgase eine wesentlich größere Bedeutung zukommen als bisher. Unabhängige Untersuchungen an Plexiglas und als B1 eingestuften Werkstoffen zeigen eindeutig: Plexiglas entwickelt im Vergleich zu vielen schwerentflammbaren Werkstoffen kaum Qualm und nach DIN 53436 keine akut toxischen Rauchgase. Darüber hinaus entwickelt Plexiglas auch keine korrosiven Rauchgase.

Besonders die Verwendung brennbarer Baustoffe und Einrichtungsgegenstände erhöhen das Brandrisiko signifikant. Somit ist der Einsatz des ökologischen und erneuerbaren Rohstoffs Holz für viele Anwendungen nur eingeschränkt möglich. Die ItN Nanovation GmbH, Saarbrücken, hat daher eine neuartige Hochleistungsbrandschutzbeschichtung entwickelt, die der Feuerentwicklung länger standhält und eine unkontrollierte Feuerausbreitung verhindert. Die patentierte Brandschutzschicht kann durch gängige Applikationstechniken auf Holz, Metall, Kunststoff oder Beton aufgetragen werden. Es bestehen außerdem vielfältige Möglichkeiten der Einfärbung für eine Anpassung an die gewünschte Umgebung. Die von der ItN Nanovation GmbH entwickelte brandhemmende Schicht Nanores ist basiert auf einem wässrigen System, das hauptsächlich nichtmetallischer anorganischer Natur ist.

Auf dem Messestand von DaimlerChrysler auf dem Automobil Salon in Genf wurden insgesamt ca. 200 m2 Alporas-Platten, Platten aus Aluminiumschaum, eingesetzt. Sönke Reinhardt: "Alporas Aluminium ist nach drei Vorschriften getestet worden, auch nach DIN 4102. Die Kernaussagen aller Prüfungen ist die Gleiche: "Alporas ist nicht brennbar." Es verliert zwar seine Festigkeit und Stabilität, wenn es längere Zeit Temperaturen um den Schmelzpunkt 650 - 700° C ausgesetzt ist, beginnt aber nicht zu brennen. Dadurch entfällt auch die immense Schwierigkeit beim Löschen von Aluminium.

Im März präsentierte die Freudenberg Bausysteme KG in Weinheim eine neue Kollektion von Kautschukbodenbelägen. Hochwertige Industrie- und Naturkautschukqualitäten, Mineralien aus natürlichen Vorkommen und umweltverträgliche Farbpigmente schonen nicht nur die Umwelt, sondern sorgen auch für Sicherheit im Brandfall, da keine Chlorwasserstoffgase, keine Salzsäure, keine Dioxine oder Furane freigesetzt werden. Starkes Design und vorbeugenden Brandschutz bringt Thermopal mit fünf Brandschutzplatten unter einen Hut. Absolut nicht brennbar ist die HPL-Verbundplatte Vermiculit-Brillant. Schwer entflammbar ist auch das PVC-Plattenprogramm Vekaplan der Firma Veka.

PVC gehört zu den leistungsfähigsten und preisgünstigsten Werkstoffen. Allein am gesamten Markt von Bodenbelägen in Westeuropa hat PVC einen Anteil von etwa 15 %, bezogen auf die Fläche des verlegten Materials. Auch im Baubereich haben PVC-beschichtete Gewebe wichtige Einsatzgebiete erschlossen, genauso wie für Großzelte, Traglufthallen und gespannte Flächentragwerke. Allerdings wird dem Kunststoff nachgesagt, dass er im Brandfall eine starke Rauchdichte verursacht und schädliche giftige Gase freisetzt. Mit dieser Aussage hat sich der Verband Kunststofferzeugender Industrie e.V. in der Broschüre pvc - daten, fakten, perspektiven auseinandergesetzt: Viele PVC-Bauprodukte sind nach DIN 4102 als schwer entflammbar eingestuft. PVC ist ein Werkstoff, der aufgrund des hohen Chloranteils von 57 % von Natur aus relativ schlecht brennt: Die meisten PVC-Produkte lassen sich nur durch intensive äußere Brandeinwirkung in Brand setzen. Entfernt man die Brandquelle, hört PVC auf zu brennen. Der Fachmann spricht von "selbstverlöschendem" Brandverhalten. Im Gegensatz zu anderen organischen Werkstoffen sind diese Eigenschaften bei PVC "inhärent", sie werden also in der Regel nicht durch den Zusatz anderer Stoffe erreicht. PVC schneidet bei einer ganzen Reihe von Parametern gut ab, die das Brandverhalten von Werkstoffen bestimmen. Es entwickelt im Brandfall weniger Hitze als andere Materialien, verbrennt ohne die Bildung von brennenden Tropfen, Entzündungstemperatur und Selbstentzündungstemperatur liegen vergleichsweise hoch. Bei der Verschwelung, der unvollständigen Verbrennung, kann es - wie bei anderen Werkstoffen auch - zu erhöhter Rauchentwicklung kommen. Das Ausmaß hängt dabei nicht allein vom Werkstoff ab, sondern auch von vielen anderen Umgebungsfaktoren wie Sauerstoffmenge oder Luftzufuhr.

Mittlerweile existieren eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die Rauchentwicklung mit Hilfe von Additiven zu verringern. Die Auswertung zahlreicher Brandfälle in den USA hat gezeigt, dass - neben der Hitzeeinwirkung - über 90 % aller Todesfälle durch Kohlenmonoxid verursacht werden. Danach folgt Blausäure, zum Beispiel aus Wolle, Teppichböden, Textilien, Leder oder anderen stickstoffhaltigen Materialien. Chlorwasserstoff (HCI) spielt dagegen eine untergeordnete Rolle. Untersuchungen haben gezeigt, dass der CO-Gehalt im Brandfall rasch tödliche Werte erreicht, während die HCI-Konzentration nur langsam ansteigt und deshalb tödlich wirkende Konzentrationen nicht erreicht werden. Diese Aussage des Verbandes Kunststofferzeugender Industrie e.V. wird durch eingeholte Testergebnisse der Firma profine GmbH ebenfalls bestätigt. Das Unternehmen aus Primasens, Anbieter von PVC-Hartplatten, PVC-Hart-Integralschaumplatten und PVC-Hartschaumplatten für den Messe- und Ladenbau, hat für ihre Produkte vom Otto-Graf-Institut, Universität Stuttgart, ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis erstellen lassen. Ergebnis: Sie sind als schwerentflammbarer Baustoff der Baustoffklasse DIN 4102-B1 eingestuft worden. Angela Wiegmann

m+a report Nr.5 / 2004 vom 13.08.2004
m+a report vom 13. August 2004