Deutsche Produkte genießen hohes Ansehen

Nach Jahren der Stagnation hat die deutsche Wirtschaft die Golfstaaten wieder entdeckt, so die IHK Bielefeld, die sich auf diese Region spezialisert hat. Die sechs Länder Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate seien heute mit Abstand die wichtigsten Handelspartner Deutschlands in der nahöstlichen Region. Handelspartner Nummer eins aber sei nach wie vor Saudi-Arabien.
"In nur wenigen Jahren durchliefen die Golfstaaten ein industrielles und strukturelles Wachstum, für das die westlichen Industrieländer mehrere Generationen benötigten", so die Kammer. Die deutsch-arabischen Handelsbeziehungen starteten gegen Ende der 60er Jahre und wurden seitdem sprunghaft aktiviert. Trotzdem bestehe ein Ungleichgewicht: Deutschland exportiere zunehmend in diese Länder, importiere jedoch kaum oder nur wenig. "Den deutschen Unternehmen ist der Zutritt zu den arabischen Märkten nicht leicht gefallen, denn bereits Anfang der 30er Jahre waren britische und amerikanische Energieunternehmen vor Ort, um sich an der Entwicklung und Erschließung der Energiequellen in der Golfregion zu beteiligen. Tausende von Fachkräften aus den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen konnten sich dadurch dauerhaft in der Region etablieren", wissen die Experten. Die Folge: eine starke angloamerikanische Präsenz beherrscht bis heute den Markt. Wer sich bei der Erschließung der Energiereserven engagiert, dem öffneten sich allerdings die Märkte. Alle anderen Geschäftspartner müssten sich mit durchschnittlichen Handelsbeziehungen zufrieden geben. Trotzdem genießen deutsche Produkte aufgrund der Qualität und der Originalität ein hohes Ansehen.
Wollen sich Unternehmen dort engagieren, ist es gut zu wissen, dass die Länder der Golfregion weder eine politische noch eine wirtschaftliche Einheit bilden.
Der dynamischste Wirtschaftsstandort mit einer ebenso dynamischen Messeszene der Golfregion ist das Emirat Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dort findet sich die groß angelegte Freihandelszone von Jebel Ali. Im Oman und in Bahrain reiht sich eine neu erlassene Wirtschaftsreform an die andere. Und bei weitem am schwierigsten ist es für westliche Geschäftsleute in Saudi-Arabien Fuß zu fassen.
Um dennoch einen einheitlichen Wirtschaftsraum nach Vorbild der EU zu schaffen, wurde der Golf-Kooperationsrat "Gulf Cooperation Council" (GCC) gegründet. Verwirklicht werden soll die Schaffung einer Zollunion innerhalb der Mitgliederstaaten und ein gemeinsamer Außenzolltarif, beschreibt die IHK Bielefeld das Vorhaben.
Fest stehe, dass sich vom deutschen Schreibtisch aus diese Märkte nicht erschließen lassen. Denn der arabische Geschäftspartner lege großen Wert auf persönliche Gespräche und freundschaftliche Beziehungen. Das erfordert Zeit und Geduld. Für einen erfolgreichen Einstieg müssen also die Geschäftsbeziehungen kontinuierlich gepflegt werden. Die Präsenz vor Ort sei oberste Voraussetzung. "Vergleicht man die gegenwärtigen Aktivitäten der deutschen Wettbewerber aus der EU, aber auch die aus China, Japan und den USA, so lassen die deutschen Bemühungen allerdings sehr zu wünschen übrig beziehungsweise signalisieren den Arabern sogar ein aus deren Sicht gegebenes gewisses Desinteresse", schlussfolgern die Bielefelder.

m+a report Nr.5 / 2004 vom 13.08.2004
m+a report vom 13. August 2004