Ohne Netz, aber mit doppeltem Boden

Eine intelligente Bodenplanung ist zu Zeiten zunehmend minimalistisch werdender Standbauten ein wichtiger Faktor.

Die Gestaltung des Bodens genießt in den letzten Jahren zu Recht immer größere Aufmerksamkeit. War früher lediglich die Verkleidung des "Kabelsalats" gefordert, ist die Ausführung des Bodens inzwischen zu einem wichtigen Gestaltungselement geworden. Der Meinung ist auch Stephan Tillmann, Sales Manager bei der Waskönig GmbH, Essen: "Nicht zuletzt aufgrund von schrumpfenden Budgets ist Standdesign heutzutage wesentlich transparenter und minimalistischer geworden. Insofern dient ein Bodenpodest nunmehr nicht ausschließlich dazu, die notwendige Funktionsleitung zu kaschieren oder Verankerungen zu ermöglichen, es hat auch als Gestaltungselement an Bedeutung gewonnen."
Hochwertige Beläge, clevere Beleuchtungsintegrationen, effiziente Trittschalldämmung und vieles mehr sind heute die Kriterien für eine intelligente Bodenplanung. Ein gelungenes Beispiel für in Podeste integrierte Beleuchtung war der Messestand der Firma Gira auf der Light+Building 2004 in Frankfurt. Die Ueberholz Messebau GmbH, Wuppertal, hat auf diesem Stand Licht als entscheidendes Gestaltungsmittel eingesetzt - in Glaswänden, Displayleuchten, Thekenbeleuchtung, Bildband, Vitrinenbeleuchtung und Podestkanten.

Ein wichtiger Aspekt für bestimmte Exponate ist die hohe Belastbarkeit des Bodens. Der Doppelboden SpeedFloor beispielsweise der SpeedDimension GmbH aus Höver bei Hannover hat eine statische Belastbarkeit von 8KN. Die beiden Systeme SpeedFloor Doppelboden und SpeedWall Doppelwand boten die Plattform für die Präsentation auf der HMI 2004 in Hannover. Auf 2000m2 zeigten die Kooperationspartner Siemens, VW, Eisenmann und KUKA unter dem Titel "Automation Life" die Fertigung des neuen VWT5 von der Karosseriemontage über Spritz- und Lackiertechnik bis zur Mechanisierung.
Die grundlegend neue Idee dahinter: Der Doppelboden wird einfach zusammengesteckt, die Doppelwandrahmen nur mit einer Feder verbunden - und das alles fast ohne Werkzeugeinsatz.
Gerade auf Messen wie der CeBIT Hannover, bei denen eine aufwändige Kabelinstallation auf dem Messestand nötig ist, werden gerne Systemböden eingesetzt. Somit können Kabel, aber auch Druckluftinstallationen oder Ähnliches unter dem Fußboden verlegt werden, ohne dass Stolperschwellen entstehen. Zusätzlich zu den Kabelauslässen können Revisionsplatten eingeplant werden, um auf wichtige Installationsknotenpunkte auch während des Messebetriebs noch Zugriff zu haben.

Ein besonderer Effekt lässt sich mit Glasböden erzielen, die von unten beleuchtet sind. Der Kreativität sind keinerlei Grenzen gesetzt. So kann man auch Ausstellungsstücke unter den Glasplatten installieren - und der Systemboden wird zur Vitrine. Systemböden mit Glas machten zum Beispiel den Messestand der Firma Carl Zeiss sowie ein in Bodenvitrinen eingelassenes Gräberfeld der Ausstellung "Franken im Mittelalter" in Forchheim zu einem Hingucker.

Die Böden sind Teil des Programms der böh Bausysteme. Aus der langen Erfahrung des Münchener Unternehmens, das bis vor zwei Jahren noch Studio BS hieß, wurden verschiedene Systemfußbodenlösungen speziell für den Laden- und Messebau entwickelt. Das System DTS beispielsweise passt sich allen Plattenformaten an. Tobias Böh, Inhaber: "Es macht keinen Sinn, Holzwerkstoffplatten quer durch Deutschland zu schicken. Daher bieten wir unser System DTS auch ohne Bodenplatten an und passen das Bodensystem auf die Wünsche unserer Abnehmer an. Der Kunde kann bereits gelagerte Bodenplatten beziehungsweise kostengünstige Verlegeplatten verwenden und somit neben der Montagezeit auch im Transport und der Anschaffung Kosten sparen." Im Gegensatz zu anderen Systemen ist der Kunde auch an kein Raster gebunden; außerdem müssen nur 25 % aller Hubfüße nivelliert werden. Das Bodensystem ist sehr flexibel einsetzbar. Durch vormontierte Rahmen, die bei der Montage auseinander geklappt werden, steht die Basis für drei Quadratmeter bereits in wenigen Sekunden.

Eine stetige Zunahme der Verwendung von Podestböden stellt auch Lars Borngräber, forum messe+design, Schwaig bei Nürnberg, fest: "Dies liegt im Wesentlichen daran, dass die qualitative Anmutung eines Messestandes steigt. Außerdem entsteht ein psychologischer Effekt, wenn der Besucher vom Messegang auf den Stand ,gehoben' wird; auch das Personal kann so aus einer selbstbewussteren Ausgangslage agieren. Ein weiterer Pluspunkt ist die bessere Einteilung des Standes in Präsentations- und Kommunikationszonen."

Ständig steigende Anforderungen im Bereich Fußbodenkonstruktionen auf Messen waren auch der Anlass für die expodium GmbH, Haan, neue Produkte zu entwickeln: Recy ist seit Mai auf dem Markt und als Alternative zu der bisher verlegten Spanplatte auf Lattung im Bodenbereich gedacht. Die Bauhöhe beträgt 50 mm. Expodium Light ist die Alternative zu der bisherigen Lösung Spanplatte auf Balkenlage, um auch Abwasserrohe abdecken zu können. Der Boden kann geringfügig ausnivelliert werden. Expodium Light basiert auf dem Meroform Messeboden und hat als Besonderheit eine spezielle Niedrigfußstütze. Die Bauhöhe beträgt hier 80 mm. Ab sofort bietet das Unternehmen als Zusatzleistung auch die Lieferung und Verlegung der Strom- und Netzwerkkabel. Hier steht die Überlegung im Vordergrund, die Mitarbeiter der Aussteller erst nach dem Bodenaufbau anreisen zu lassen und somit Arbeitsstunden einzusparen.

Der Alu-Plano Messehubboden der Firma Podest-Bau Kleu GmbH aus Wuppertal ist besonders gut zur Überbrückung von Versorgungsleitungen, zum Ausgleich von Bodenunebenheiten und als stabile waagerechte Unterkonstruktion für den Standaufbau geeignet. Die Aluminium-Rahmenkonstruktion schützt die flächenbündig einliegende Holzplatte und ist hoch belastbar. Dieser Messehubboden ist wartungsfrei und praktisch unbegrenzt haltbar. Durch das Stellfußsystem kann jedes Element auch nach dem Aufbau in der Höhe verstellt und nachjustiert werden. Der zusammenklappbare Rahmen erfordert einen ungewöhnlich geringen Platzbedarf für Transport und Lagerung. Das bedeutet ein leichteres Handling und erhebliche Kosteneinsparungen.
Angela Wiegmann

m+a report Nr.4 / 2004 vom 11.06.2004
m+a report vom 11. Juni 2004