Erst die Bühne macht den Star

Nicht nur aus technischen, sondern auch aus konzeptionellen Gründen haben sich Bühnen und Podeste einen festen Platz bei Messen und Events erobert.

Showelemente sind häufig selbstverständlicher Bestandteil eines Messeauftritts. Der Besucher taucht ein in ein Event mit buntem Programm - die Produkte werden nicht nur präsentiert, sie werden inszeniert. Klassischer Messebau und Veranstaltungstechnik gehen fließend ineinander über. Jedoch nicht nur als Gestaltungselement, sondern auch als Platz für licht- und tontechnische Einbauten haben Bühnen, Podeste und auch Böden ihren festen Platz im Messestandbau.
Auch bei Events kommen Bühnen und Podeste groß heraus. Und manchmal können Bühnen sogar die Botschaft eines Unternehmens transportieren. Die Deutsche Post ITSolutions stand vor der Frage: Wie setzt man Bewegung und Dynamik im Unternehmen auf einer Mitarbeiterveranstaltung in direkte Aktion um? Die Agentur Quasar Communications, Wiesbaden, fand die passende Lösung: Nicht nur Moderator, Referenten und Akteure zogen von Bühne zu Bühne, auch die über 1000 Teilnehmer mussten sich mitdrehen. Die Inszenierung setzte auf ein Bühnenkonzept mit vier Podestbühnen, die von einem 180°-Rundhorizont umschlossen waren.
Ein ganz eigenes "Bühnenelement" waren die Sitzkuben, die als variable Sitzelemente für die Teilnehmer dienten und zu den Workshops mitgenommen wurden. Die Dramaturgie setzte alle Akteure in Bewegung. Jedes Statement kam von einer anderen Bühne. Die Teilnehmer folgten dem Moderator durch einfache Drehungen mit dem Sitzwürfel. Quasar-Communications-Geschäftsführer Andreas Leonhard: "Mit einer ausgefeilten Regie konnten wir alle Teilnehmer bewegen. Das geschah nicht durch herkömmliche passive Emotionalisierung durch Effekte, Medien und Showacts, sondern durch die aktive Bewegung aller Protagonisten, auch der Teilnehmer."

Auch wenn konventionelle Bühnen immer noch den größten Anteil im Markt ausmachen: der Anteil der mobilen nimmt ständig zu. Im Gegensatz zu konventionellen Bühnen spart der Aufbau von mobilen Bühnen Zeit und Personal. Denn hier wird in der Regel aus einem Fahrzeug das gesamte Bühnensystem ausgeklappt - bei kleineren Systemen mit Muskelkraft, bei großen hydraulisch. Das geht sehr schnell und unaufwändig. Hans von Burkersroda, Geschäftsführer der Veranstaltungsservice GmbH Kultour: "Selbst wenn die mobile Bühne nur einmal pro Monat eingesetzt wird, sind die Kosten pro Job deutlich günstiger." Ein weiterer Vorteil ist, dass gerade öffentliche Räume nicht beliebig oft für Events beziehungsweise Bühnen belegt werden können. Hans von Burkersroda: "Für mobile Bühnen kein Problem. Man belegt die Fläche erst unmittelbar vor dem Event. Wo gerade noch ein Konzert war, kann eine Stunde später schon wieder Markt sein."
Auf der ProLight + Sound in Frankfurt präsentierte das Unternehmen aus Münster sein neuestes Produkt: Billy 50, eine neuartige mobile Rundbogenbühne. Die Rundbogenbühne mit dem LKW-Fahrgestell hat eine überdachte Fläche von 8,40 x 6,50 m und ist innerhalb einer Stunde spielfertig. Mit Systemanbauten von je circa 2 m Breite lässt sich eine noch größere Bühnenöffnung realisieren. Das Dach ist für Lasten bis zu 1,2 t ausgelegt und für eine Bühne dieser Größe erstaunlich tragfähig. Zugeklappt kann die Bühne an jeden handelsüblichen LKW angehängt werden.

Der Firma Mott, Tauberbischofsheim, ist eine Weltneuheit auf dem Sektor der mobilen Bühnenelemente gelungen: Mit einem Gewicht von nur 49 kg bei einer Belastungsfähigkeit von 750 kg/m2 nach DIN 1055 gibt es momentan kein vergleichbares Produkt auf dem Markt. Möglich wird das geringe Gewicht durch die vollständig aus Aluminium gefertigten Beschläge inklusive Rahmen. Eine ausgefeilte Konstruktionsmechanik gewährleistet die hohe Steifigkeit und Tragfähigkeit. Mit einer bequemen Hand- oder Fußentriegelung lässt sich die Bühne - mit einem Scherenbeschlag - ganz problemlos auf Höhen von 20, 40, 60, 80 oder 100 cm verstellen. Auch eine Schrägstellung ist kein Problem. Für den Bühnenbelag gibt es eine große Auswahl an Materialien und Mustern. Mit dem vielfältigen Zubehör des tradierten Unternehmens lassen sich komplette Bühnenarrangements für alle In- oder Outdoor-Einsätze realisieren.

In Düsseldorf an den Rheinterrassen erfahren Kinofans ein Erlebnis der besonderen Art. Wenn die größte mobile Leinwand der Welt am Rheinufer zu Gast ist, sind die Vorstelllungen bereits lange zuvor ausverkauft. Die dafür nötigen Bühnen und Tribünen kommen von der Wilhelm Layher GmbH & Co. KG, Güglingen-Eibensbach, Europas Nummer eins der Gerüsthersteller. Die Tribüne mit Plätzen für 2200 Stühlen wird von Podien in drei Ebenen flankiert. Der tragfähige Unterbau besteht aus dem hoch belastbaren Layher AllroundGerüst. Damit kann sogar ein am Rheinufer entlanglaufender Fuß- und Radweg überbaut werden. 20 Monteure haben innerhalb einer Woche etwa 170 t allein an Stahlmaterial verbaut und etwa 2000 m2 Podien mit Böden ausgedeckt.
Von den Ingenieuren des Unternehmens wurde jetzt ein völlig neues Eventsystem entwickelt, mit dem verschiedene Anwendungen - Bühnen und Tribünen - gleichzeitig beziehungsweise wahlweise realisiert werden. Jetzt kann mit einem einzigen System ein breites Einsatzspektrum abgedeckt werden - vom kleinen Stadtfest bis hin zum riesigen Openairkonzert.

Das Schweizer Unternehmen Nüssli, Hüttwilen, plant, baut und vermietet anspruchsvolle Bühnen- und Tribünenanlagen und temporäre Bauinfrastrukturen für internationale Sport- und Kulturveranstaltungen. Für die Grönemeyer-Tour konzipierte das Unternehmen beispielsweise neue Bühnen mit viel Freiraum für die Technik und maximale Seiteneinsicht dank nur eines Bühnentowers in der vorderen Bühnenhälfte. Eine großzügige, 400 m2 große Unterbühne diente als Vorbereitungsfläche und für Technikräume. Und mit der Bühne für "Evita" ging es sogar ein bis zwei Meter tief ins Wasser. Die 24 x 24 m große Bühne mit Orchestergraben, 1840 Tribünensitzplätzen inklusive Zugangsstege, Regiepodest und Lichttürme wurde in den Thunersee gebaut.

Beim Auf-, Um- und Abbau von mobilen Bühnen spielt der Zeitfaktor eine wesentliche Rolle. Das System der nivtec-flexibel Bühnensysteme GmbH, Remscheid, überzeugt durch seine spezielle Einhängekonstruktion und die integrierte "Klick-Klack"-Verriegelungsmechanik. Zusätzliche Verbindungselemente oder Montagewerkzeuge sind nicht nötig. Die besondere Bauweise verringert die Anzahl der Füße um etwa 60 %, zum Beispiel bei einer 6 x 4 m großen Bühne von 48 auf 20 Füße. Dadurch reduzieren sich auch Gewicht, Kraftaufwand und Lagerplatz sowie die Montagezeit um circa 40 %. Neu ist die Podestausführung mit ausgesparten Ecken für Gerüstkonstruktionsüberbauten, die auch als Kabeldurchgänge dienen können. Angela Wiegmann

m+a report Nr.4 / 2004 vom 11.06.2004
m+a report vom 11. Juni 2004