"Think global, act local"

Das ist das Prinzip der Grammer AG in China. Als weltweit agierender Zulieferer kam der Markteintritt ins Reich der Mitte sogar noch vor dem Messeauftritt.

Seit wann ist Grammer auf dem chinesischen Markt aktiv?
Die Grammer AG ist bereit seit 1989 auf dem chinesischen Markt aktiv. Anfangs wurde ein Lizenzvertrag mit einem Partner geschlossen, aber 1995 gründete Grammer dann ein eigenes Büro. Zu Beginn war dort nur ein Mitarbeiter beschäftigt, dessen Aufgabe es war, den Markt in China zu beobachten. Im April 1998 wurde der Grammer AG dann eine Business Lizenz in China erteilt und somit stand dem Produktionsstart zum 1. September 1998 nichts mehr im Weg.

Waren Messeauftritte der Einstieg ins Chinageschäft?
Nein, die Firma Linde hatte die Grammer AG aufgefordert, für ihre Stapler die in China produziert werden, die gleichen Sitze zu liefern, die auch bei Linde in Deutschland auf die Stapler aufgebaut werden. Ziel war eine Lokalisierung und die Produktion der Sitze vor Ort in China, um langfristig Kosten für Transport, Zoll et cetera zu sparen.

Wie sahen die ersten Messeauftritte aus und wie haben sie sich verändert?
Unsere ersten Messeauftritte in China waren geprägt von flexibler, "leichter" Systembauweise, die es uns ermöglicht hat, unser Corporate Design individuell auf unterschiedlichsten internationalen Messen zu präsentieren. Seit 2005 werden die internationalen Messeauftritte in massiver Bauweise umgesetzt - aber Grammer agiert hier immer nach der Philosophie "Think global, act local."

Soll die Messepräsenz in China erweitert werden?
Im letzten Jahr wurde der Messeauftritt dem europäischen Niveau angepasst, das heißt, wir haben unser Messekonzept mit unserem europäischen Standard-Messestand äußerlich 1:1 von chinesischen Messebauern reproduzieren lassen. Dabei haben wir eine Standgröße gewählt, die allen funktionalen Anforderungen entspricht und die durch die modulare Bauweise auch auf allen Messen eingesetzt werden kann. Eine Ausweitung auf weitere Messeteilnahmen in China ist vorerst nicht geplant.

Welche Erfahrungen hat Grammer in der Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern und Behörden gesammelt?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die chinesischen Behörden hilfsbereit sind und auch Problemlösungen aufzeigen.

Welche Unterstützung haben Sie von den verschiedenen Messeveranstaltern erhalten, gibt es Serviceangebote, die Sie vermissen?
Da wir bisher ausschließlich an Messen teilgenommen haben, die eine europäische "Messemutter" haben, war das Serviceangebot rund um die Messeorganisation sehr professionell und entsprach europäischem Standard.

Es ist viel von der Plagiatsgefahr die Rede. Ist dies bei Messeauftritten ein Problem für Grammer, wie schützen Sie sich vor Plagiatoren?
Als Marktführer sind wir natürlich Angriffen von Plagiatoren ständig ausgesetzt. Auf den Messen werden unsere Produkte zu 100 %, also als Kopie von den Wettbewerbern ausgestellt. Unsere Kunden verweisen auf die Kopien, die bis zu 40 % günstiger angeboten werden. Unsere Philosophie ist es jedoch, dass Exponate die auf einer Messe ausgestellt werden, von jedem Besucher auch betrachtet und erlebt werden können - denn dazu sind Messen schließlich da. Wir lassen unsere Besucher bewusst aktiv den Sitz ausprobieren und testen. Ein Fotografierverbot auf unseren Messeständen haben wir nicht. Grundsätzlich werden unsere Studien und Innovationen, die kurz vor einer Serienreife stehen, separat präsentiert. Diese Präsentation ist nicht öffentlich und daher sind wir vor Nachmachern sicher.

Messeveranstalter haben zurzeit zum Teil Probleme, für ihre erfolgreichen Messen von den chinesischen Behörden neue Lizenzen zu erhalten. Beeinträchtigen oder beeinflussen diese Querelen ihr Geschäft?
Nein, da wir in China produzieren und unsere chinesischen Kollegen direkt mit den chinesischen Messeveranstaltern sprechen können, bekommen wir dies nicht zu spüren. Interview: Annic Kolbrück

m+a report Nr.8 / 2006 vom 08.12.2006
m+a report vom 8. Dezember 2006