888 = Wohlstand

Nicht nur Zahlen haben in China eine andere Bedeutung als bei uns. Wer dort erfolgreich Geschäfte machen will, tut gut daran, sich mit den Gepflogenheiten dieses faszinierenden Landes vertraut zu machen.

Durch moderne Kommunikationsmedien und Transportmittel wächst die Welt zusammen. Trotz aller Globalisierung gibt es immer noch unsichtbare Grenzen, die nur der überbrücken kann, der sich auskennt. Das gilt insbesondere für kulturelle Schranken. Auch die Kommunikation gestaltet sich völlig unterschiedlich. Wenn man sich mit seinem chinesischen Geschäftspartner auf eine gemeinsame Geschäftssprache - beispielsweise englisch - einigt, muss es noch lange nicht das Gleiche bedeuten, wenn Europäer und Chinese den gleichen Satz sagen. Ein schönes Beispiel: Den Satz "It's no big problem" versteht der Europäer dahingehend, dass existierende Probleme lösbar sind. In China bedeutet die gleiche Formulierung, dass ein großes Problem besteht.
Gilt dem Europäer die teuer erkaufte Urlaubsbräune als chic, bevorzugt man in China die Eleganz der weißen Hautfarbe - und schützt diese notfalls sogar mit dem Sonnenschirm. Wo in Italien, Frankreich oder den Niederlanden Waren ordentlich mit einem Preisschild versehen sind, gilt in China das Gebot zu Handeln: "Cheaper, cheaper". Im Restaurant wählt in Europa jeder für sich selbst sein Gericht aus, in China isst man gemeinsam von den servierten Speisen. Und es kann schon einmal sein, dass "der Chef" für alle bestellt.
Auch im Geschäftsgebaren gibt es deutliche Unterschiede. Der europäische Geschäftsmann ist stets bemüht, in Verhandlungen Stärke zu demonstrieren, sein chinesisches Gegenüber jedoch sucht am Verhandlungstisch Harmonie. Wer unvorbereitet nach China kommt, wird sich sehr schwer tun. Gut beraten ist also, wer sich im Vorfeld über die kulturellen Besonderheiten des Landes schlau macht und sich vor Ort einheimische Partner ins Boot holt, die um die kulturellen, wirtschaftlichen, sprachlichen und sonstigen Unterschiede Europas und Chinas wissen. Auch die Verhandlung mit chinesischen Leistungspartnern gestaltet sich anders, als man es in Europa gewöhnt ist. Als Europäer empfiehlt es sich, extrem detaillierte Vorgaben zu machen, wie man beispielsweise eine Broschüre gedruckt haben möchte, denn sonst bekommt man sie womöglich in schwarz-weiß, statt farbig, weil der chinesische Drucker davon ausging, dass sein Kunde doch bestimmt Kosten sparen will. Auch Informationen, beispielsweise über eine Location, die chinesische Partner vor Ort geben, sollten in jedem Fall persönlich überprüft werden. Ansonsten kann es unter Umständen passieren, dass der Veranstaltungsort nicht groß genug für die erwartete Gästezahl oder zur geplanten Zeit gar nicht frei ist. Es empfiehlt sich auch ein reichlich bemessener Zeitpuffer, denn oftmals erhält man die in China benötigten Genehmigungen erst nach einigem Hin und Her.
Bei der Kommunikation mit den Gästen muss sich der Europäer ebenfalls mit den chinesischen Gepflogenheiten vertraut machen. Wenn man mit einem chinesischen Geschäftsführer verhandeln will, muss man in dieses Gespräch einen Firmenchef schicken - keinesfalls einen Vertreter niedrigeren Ranges! Es ist von größter Bedeutung, bei der Begrüßung den jeweils Höchsten in der Hierarchie zuerst zu begrüßen und sich erst dann "nach unten vorzuarbeiten". Und es kann auch einmal nötig sein, dass lokale Parteigrößen bei einer Veranstaltung auf der Bühne sitzen und eine kurze Rede halten. Diese auszuschließen ist undenkbar. Bei allen Unterschieden gibt es natürlich auch Gemeinsamkeiten und auch Themen, die alle Menschen egal welcher Nationalität gleichermaßen begeistern: Olympiaden etwa oder Fußball-Weltmeisterschaften zeigen dies immer wieder. Doch Achtung auch hier: Werbespots, die schwitzende Sportler zeigen, gelten in China als unfein! Antje Peters-Reimann

m+a report Nr.8 / 2006 vom 08.12.2006
m+a report vom 8. Dezember 2006