Special “Die Werbeagenturen sind zu kurz gesprungen“

Vok Dams, Präsident des Forum Marketing-Eventagenturen FME, über die neuen Wettbewerber.

Wie hat es sich aus Sicht der Eventagenturen ausgewirkt, dass Werber, PR-Agenturen und Unternehmensberatungen als Wettbewerber im Markt der Live-Kommunikation antreten?

Vok Dams: Gegenfrage: Haben Sie Werbe- und PR-Agenturen oder gar Unternehmensberatungen als Wettbewerber kennen gelernt? Waren es nicht eher Versuche der Werbe- und PR-Agenturen Budgetverschiebungen und Kompetenzverluste zu kompensieren? Die Eventagenturen des FME, Forum Marketing-Eventagenturen, sind stolz auf ihre strategisch-konzeptionelle, kreative und operative Kompetenz, die über lange Jahre gewachsen ist.

Aber die Networks und Kreativagenturen haben doch entweder schon erfahrenes Personal oder gleich ganze Agenturen "eingekauft"?

Diese Kompetenz lässt sich nicht ohne weiteres und kurzfristig in anderen Agenturen aufbauen. Also blieb tatsächlich nur die Möglichkeit kompetente Personen oder ganze Teams aufzukaufen und in das eigene Unternehmen zu integrieren. Aber die Struktur der Eventagenturen, das breite Leistungsspektrum und die unterschiedlichen Einsatzbereiche erfordern Personen und Persönlichkeiten, die sich nur schwer in andere Strukturen eingliedern lassen.

Aus Ihrer Sicht waren die Versuche also nicht so erfolgreich?

Es gibt da eine Menge von Gründen, wie den Agentur- und Ressort-Egoismus in den Networks, die Kompetenz-Abgrenzung und der erhöhte Aufwand über mehrere Agentur- oder Geschäftsbereiche eines Netzwerkes hinweg oder die Personalausstattung mit den notwendigen Spezialisten.
Maßnahmen im Bereich Events und Live-Marketing unterliegen außerdem im besonderen Maße der persönlichen und operativen Flexibilität. Dies erfordert kleine operative Einheiten mit einer großen persönlichen Verantwortung. Hinzu kommt, dass zumindest bei inhabergeführten Agenturen weniger der Profit als die kreative Leistung und der Erfolg (im Sinne interessanter Projekte und Kunden) im Vordergrund stehen und damit mehr Spielraum für die Umsetzung lassen.

Wie ist Ihre Prognose?

Die Spezialisten für Event-Kommunikation und Live-Marketing des FME sehen die Bemühungen der großen Netzwerke gelassen. Es ist eine Entwicklung, die aus der Not geboren wurde und deren Grenzen bereits jetzt sichtbar sind. Hier sind die Strategen der Agenturnetzwerke zu kurz gesprungen.

Die Fragen stellte Stephan Schäfer-Mehdi.

m+a report Nr.7 / 2003 vom 29.10.2003
m+a report vom 29. Oktober 2003