Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 14/15 / 2007 vom 19.07.07

Der Ausspruch ist legendär. Hannover liege "in the middle of nowhere" hatte die damalige Expo 2000-Sprecherin gesagt - und die niedersächsische Landeshauptstadt (über 515 000 Einwohner) auf eine Stufe mit deutlich kleineren Städten gestellt. Und das, obwohl dort mit der Hannover Messe die wichtigste Industriemesse, mit der Cebit die größte IT-Messe und mit dem Schützenfest das größte Schützenfest der Welt stattfinden. Was soll da Heilbronn sagen (circa 120 000 Einwohner)? Oder gar Sinsheim (rund 35 000 Einwohner) - obwohl es auch dort einen internationalen Messeplatz gibt? Die vergangenen 24 Monate haben Messemanagement und der Stadt im Kraichgau drastisch vor Augen geführt, wie es ist, nur über Messethemen und ihre Namen identifiziert zu werden und ohne selbige vor dem Nichts zu stehen. Mit Marketing in eigener Sache sollte nicht erst begonnen werden, wenn die Kuh schon auf dem Eis steht.

Die Überlegungen zum Restart der Cebit sind radikal, die Deutsche Messe AG kennt keinen Respekt vor der Keimzelle des Centrums für Büro- und Informationstechnologie, der Halle 1. Diese aufzulösen - das ist massiv in der Diskussion - wäre ein sehr, sehr mutiger Schritt - und ein teurer dazu. Hinzu käme dann der Ausbau der Tagungs- und Kongressmöglichkeiten am Nordeingang, was die Chose zusätzlich verteuert. In der größten Halle auf dem Gelände sind sehr viele fest installierte Stände untergebracht, die Mietverträge laufen. Fragt sich allerdings auch, was teurer ist: die Umsiedlung der Aussteller in andere Hallen oder das Vorhalten der Fläche, die ja für andere Veranstaltungen nicht genutzt werden kann. Für die Gedankenspiele spricht eine Verlagerung eben dieser Aussteller ins Zentrum des Geschehens.

Ein Blick ins Nachbarland. Auch wenn es St. Gallen oder Genf etwas anders sehen mögen: In der Schweiz heißt der Pol, um den sich +messetechnisch alles dreht, MCH Messe Schweiz. Ohne sie geht nichts - und gegen sie noch weniger. Der Konzentrationsprozess vollzieht sich in erstaunlichem Tempo. Seit dem Rückzug von Reed Exhibitions aus dem Eidgenössischen ist sie der Dreh- und Angelpunkt. Doch noch fehlt der Messe Schweiz das ein und andere Stück zum neuen Ganzen. Die Frage ist nur, wie lange noch und ob sie auch jenseits der Grenze zukauft.

Es gibt kaum noch neue Themen? Kann nicht sein! "Neustart" heißt das Projekt, was jetzt in Österreich in Serie geht. Eine Eventfirma von Hochzeitsmessen denkt weiter und setzt jetzt auf Scheidungsmessen. Für die Männer ist der Samstag, für die Frauen der Sonntag als Beratungstag vorgesehen. Der Veranstalter spricht auf seiner Homepage von einer "Weltprämiere".

Schöne Ferien

christiane.appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.14/15 / 2007 vom 19.07.2007
m+a NEWSLINE vom 19. Juli 2007