Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 05 / 2007 vom 22.02.2007

Es war Konrad Adenauer, der ja bekanntlich auch einmal Oberbürgermeister von Köln war, der den legendären Satz gesagt haben soll: "Was schert mich mein Geschwätz von gestern." Anscheinend hat er damit das rheinische Politikverständnis bis in unsere Zeiten geprägt. Denn anders ist kaum zu erklären, wieso sich Kölns jetziger Oberbürgermeister, Fritz Schramma, seines Zeichens Aufsichtsratsvorsitzender der Koelnmesse, nun plötzlich den Dom ins Logo der Messe zurückwünscht.
Vor fünf Jahren, als die Messewelt am Rhein noch in Ordnung war, waren er und Messechef Jochen Witt gottfroh, der Türme ledig zu sein. Der kollektive Aufschrei der Kölner, die den virtuellen Abriss ihres Domes schwer verkrafteten, verhallte ungehört.
Bis heute. Plötzlich wird Schramma zum Fürsprecher der Kirche und wünscht sich die markante Doppelspitze zurück. Moment mal. Hieß es doch damals, dass der neue Markenauftritt, so Schramma, der 1999 begonnenen strategischen Neuausrichtung der Messe Rechnung trage. Das alte Logo habe sehr stark die lokale Verwurzelung betont, doch die Koelnmesse sei längst ein internationaler Player.
Hier sei nun der Umkehrschluss gestattet: Was heißt es denn, wenn der Dom ins Logo zurückkehrt? Ist dies dann der symbolische Rückzug ins regionale Nest der niederrheinischen Tiefebene, weil die Internationalisierung nur langsam in die Gänge kommt? Die sind fatale Gedanken, vor allem in Zeiten, in denen der Stuhl von Jochen Witt als Messechef wackelt, dem just diese mangelnde Internationalität und das schleppende Geschäft mit neuen Messethemen angekreidet werden.
Schramma hat es geschickt verstanden, mit der Domspitzendiskussion einen Nebenkriegsschauplatz zu eröffnen, auf den sich Kölner und ihre Presse mit Wonne stürzen. Vorbei ist - zumindest im Augenblick - die öffentliche Diskussion um drohende Schulden von 40 Mio. EUR Miete für die Messe und Schrammas ungeklärte Rolle im Fall der nicht erfolgten Ausschreibung für den Neubau der Messehallen.
Aber Köln wäre nicht Köln, wenn es die ganze teure Angelegenheit nicht zur Provinzposse degradieren würde. Wer wissen möchte, was gemeint ist: www.helftschramma.de. Lach- und Sachgeschichten - aus Köln eben.

anne-nicole.kolbrueck@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr. 05 / 2007 vom 22.02.2007
m+a NEWSLINE vom 22. Februar 2007