Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 04 / 2007 vom 08.02.2007

Köln janz jeck: Anders lassen sich die Schlagzeilen der letzten Tage nicht erklären. Was mit der zugespitzen Überschrift "Das Witt nichts mehr in Köln" begann, wächst sich langsam aus zu einer Provinzposse, die jeden Tag aufs Neue mit närrischen Vorschlägen und Frontverläufen überrascht. "Wenn ich nicht so blond wäre, ich würde mich schwarz ärgern" lässt Erich Kästner seinen Löwen in der Konferenz der Tiere sagen. So ähnlich geht es uns aus der Ferne mit den Kölner Schlagzeilen.
Was ist passiert? Wir erinnern uns: Die Stadt wollte den Fernsehsender RTL halten, die Messe gab ihre historischen Rheinhallen auf und bekam dafür für neue Messehallen, was sie - so Messechef Jochen Witt - zum "attraktivsten Messegelände Europas" machen sollte. Es solle, so sagte Kölns OB Fritz Schramma vor drei Jahren, "ein Messegelände entstehen, das Köln im Wettbewerb der Städte einen entscheidenden Vorteil verschafft. Und nicht nur die Koelnmesse, auch die Stadt wird davon profitieren." Im Rahmen der weiteren Abwicklung übertrug die Messe die betroffenen Geländeteile an ihre Finanzierungspartner: die Rheinhallen an die Stadt Köln, das für den Neubau der Nordhallen vorgesehene Grundstück an den Immobilienfonds. Der kaufte die benötigten Grundstücke und baute die Hallen nach den Vorgaben der Koelnmesse. Diese wiederum werden seit der Fertigstellung von dem Unternehmen angemietet. Das heißt: Die Messe tauschte ihre (alten) eigenen Immobilien gegen neue (gemietete). Der Fonds hat eine Mietgarantie.
Risikoträger ist die Stadt Köln, die einspringen muss, wenn es der Messe nicht gelingen sollte, die Mieten für die Hallen zu erwirtschaften. Nicht nur, dass es bei Vergabe und Ausschreibung rund um den Neubau der vier Hallen einige Ungereimtheiten gibt, der Staatsanwalt ermittelt und die EU hat ein Verfahren eingeleitet hat - der Imageschaden für die Stadt Köln ist längst da. Jetzt dämmert auch den Lokalpolitikern, welchen Vertragsbedingungen sie damals zugestimmt haben: Die Messe rechnet mit Millionenverlusten bis 2011, der "Wenn-Fall" rückt in greifbare Nähe. Ab 2012 wird die Stadt - vulgo: der Steuerzahler - wohl einen Teil der Mieten zahlen müssen.
Verantwortung zu übernehmen ist nicht jedermanns Sache, auch nicht im Rat der Stadt Köln. Der Aufsichtsratschef der Messe, der auch OB in Köln ist und den Kurs bislang vehement vertreten hat, rückt vom Messechef ab und denkt in jeder Beziehung um. Und da er sonst keine anderen Probleme zu haben scheint, will er auch das Messelogo wieder ändern (das neue war vom Messe-Aufsichtsrat einstimmig verabschiedet worden). Der OB will die gotischen Türme des Doms wiederhaben (und das auch dem Aufsichtsrat vorschlagen), der Kölner Stadt-Anzeiger startet diesbezüglich eine Leserkampagne per Brief, Fax, Mail und SMS. Eines stellt der OB in der Zeitung fest: Den Dom in das neue Messelogo einzufügen müsse "möglichst kostengünstig" geschehen.

Kölle AlaafChristiane.Appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr. 04 / 2007 vom 08.02.2007
m+a NEWSLINE vom 8. Februar 2007