Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 21 / 06 vom 26.10.2006

"Was in Mode ist, kommt aus der Mode", lautet ein japanisches Sprichwort - so scheint es auch mit den Modemessen in der deutschen Hauptstadt zu sein. Der Traum einiger Veranstalter, Berlin in den alten Rang einer Modemetropole zurückzukatapultieren, erweist sich nach nicht einmal drei Jahren als glatter Fehlschuss. Der Traum ist schneller vorbei, als sich manche haben träumen lassen. Der Laufsteg für die diversen Modemessen, die dort aus dem Boden schossen, wird jetzt peu à peu wieder abgebaut. Als Erste hat die B-in-Berlin nach wenigen Durchführungen kapituliert, jetzt kommt das Aus für einen anderen Hoffnungsträger, die Bread & Butter, die nie Messe hat sein wollen, aber doch nichts anderes ist. Sie wurde seit 2003 zweimal jährlich in Berlin durchgeführt.

Bread & Butter-Gründer und Macher Karl-Heinz Müller, Anfang Oktober vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit noch mit einem Orden für seine Verdienste ausgezeichnet, setzt künftig auf Barcelona und sagte die für Januar geplante Berliner Veranstaltung ab. In Spanien gibt es seit 2005 einen Ableger, der deutlich mehr Besucher und auch Aussteller anzieht, vor allem aus dem südeuropäischen Raum. Viele von ihnen verzichteten auf die Reise nach Berlin. Kamen im Sommer letzten Jahres noch 20 000 Besucher in die Siemenskabelwerke nach Spandau, sollen es in Barcelona weit über 50 000 Händler und Einkäufer gewesen sein.

Nomen est omen: Bleibt noch die Premium, die ebenfalls seit Januar 2003 veranstaltet wird und jetzt relativ allein zurückbleibt - zumindest in Sachen Modemessen. Denn über wachsenden Erfolg kann die Veranstaltung nicht klagen. Aussteller- und Besucherzahlen nehmen zu: Im Sommer 2005 nutzten rund 12 500 Interessierte den Termin, um das Angebot zu begutachten. In diesem Jahr gingen rund 15 000 Besucher auf der Premium auf Tuchfühlung, die - wie der Name auch sagt - exklusivere Marken und Designer zeigt. Gemunkelt wird deshalb auch, dass Karl-Heinz Müller einfach konkurrenzlos dastehen möchte und sich deshalb mit seiner Messe in den Süden zurückzieht.

In Berlin sind viele gestalterische Talente zu Hause und auch als Inspirationsquelle ist die Stadt toll. Aber auch wenn es ihre Bewohner nicht gern wahrhaben wollen: Die Hauptstadt hat nun mal nicht das richtige wirtschaftliche Umfeld, Modemessen - die Betonung liegt auf dem Plural - durchzuführen. Das ist die Chance für die Premium. Die Düsseldorfer werden sich trotzdem freuen.Christiane.Appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.21 / 2006 vom 26.10.2006
m+a NEWSLINE vom 26. Oktober 2006