Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 10 / 2006 vom 11.05.2006

Im Abstand von wenigen Wochen werden in London im nächsten Jahr zwei Buchmessen veranstaltet werden. Die Wettbewerber sind die Frankfurter Buchmesse, die weltweit größte Veranstaltung ihrer Art, und die London Book Fair. Größe aber ist nicht alles. Die London Book Fair von Reed Exhibitions gilt als effektive Arbeitsmesse, auf die deutsche Verleger fahren, um zu kaufen. Der Lizenzhandel für internationale Autoren, nach denen das deutsche Publikum lechzt, findet in London oder New York statt. Das kann der Frankfurter Buchmesse nicht gefallen, die befürchten muss, dass die Rechtegeschäfte in größerem Umfang abwandern. Diese Gefahr hatte vor vier Jahren schon der damalige Buchmesse-Chef Lorenzo Rudolf gesehen, der für 2002 in New York eine Rechtemesse plante. Die aber wurde auf Eis gelegt. In der Zeit der Sparmaßnahmen hatten sich die Verantwortlichen gescheut, sich mit der etablierten Book Expo America (BEA), ebenfalls wie weitere Buchmessen der Reed-Gruppe gehörend, anzulegen. Dass sich die Frankfurter Buchmesse zu einem bloßen Repräsentationsereignis entwickeln könnte, befürchtet wohl auch Jürgen Boos, der aktuelle Direktor der Buchmesse - und fordert Reed, immerhin den größten Messeveranstalter der Welt, nun auch in seinem Heimatland heraus. Die ersten Verlage, darunter Branchenriesen, stehen hinter dem Konzept aus Deutschland. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Reed sich das gefallen lässt.

FKM - je tiefer man in diese Thematik einsteigt, desto klarer wird, dass eigentlich nichts klar ist. Denn eine weltweite Vergleichbarkeit der Daten ist nicht gegeben. Nicht nur, dass nicht alle wichtigen internationalen Messen weltweit nach einheitlichen Kriterien geprüft werden, nicht mal die Begrifflichkeiten sind klar. An der Definition Aussteller gibt es wenig zu rütteln, bei der des Besuchers umso mehr. Er ist und bleibt das "unbekannte Wesen", das aber immer wichtiger und deshalb immer mehr in den Fokus der Veranstalter rücken wird. Rücken muss. Ihre Aussteller werden genauer wissen wollen, wer auf die Messen kommt und von welchen Firmen. Und sie werden diese Daten einfordern. Und die Veranstalter werden sich Gedanken machen, wie sie auch diese Zielgruppe für ihre Branchenevents an sich binden. Nur: Wie sollen sie unbekannte Wesen binden? Die müssten vorher erst einmal identifiziert werden. Wenn Aussteller das genau wissen, werden sie den Nutzen von Messen erst recht checken. Christiane.Appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.10 / 2006 vom 11.05.2006
m+a NEWSLINE vom 11. Mai 2006