Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 8 / 2006 vom13.04.2006

Auch wenn es schon eine Weile her ist - es passt doch zur Jahreszeit: Das Ei, das der VDW der Messe München ins Nest legte, hat sich inzwischen als Überraschungsei entpuppt - wenn auch keines von der süßen Sorte. Mitte März, drei Wochen vor der Metav in München, zeigte es sich als Faules. Vor zwei Jahren war der Verein Deutscher Werkzeugmaschinen (VDW) in der bayerischen Landeshauptstadt angetreten, in Süddeutschland eine Messe zu etablieren, "die den hohen Ansprüchen der Metallbearbeitungsbranche genügt" - so ein Zitat aus der damaligen Pressemitteilung. Nach zweimaliger (erfolgreicher) Durchführung zieht er sich dennoch aus München zurück.

"Werkzeugmaschinenwelt sortiert sich neu" heißt es im Jahresbericht 2005, den der VDW im letzten Monat herausgab. Die dazugehörige Messewelt auch. Der Unterschied: Im ersten Fall sorgt der Markt für die Neusortierung, im zweiten mischt der Verband tatkräftig mit. Aber das war ja auch ein Ziel: eine Konsolidierung der Messelandschaft in Deutschland im Bereich der Metallbearbeitung. Wenn es allein darum ging, den Veranstalter Paul Eberhard Schall mit seiner Fameta aus dem Rennen zu kicken, dann war der Schachzug Metav München erfolgreich. Bloß jetzt kommt es nur durch den Wegfall der Metav München zu besagter Konsolidierung in den geraden Jahren.

Andere Möglichkeit: Der VDW hat entweder seine Macht über- oder die Kraft der Stuttgarter Ausstellung für Metallbearbeitung, kurz AMB, schlicht unterschätzt (die schon immer erfolgreich war, daran haben auch die beiden Münchener Metavs nichts geändert). Jedenfalls hat es der Verein geschafft, binnen kurzer Zeit diverse Veranstalter und noch mehr Aussteller vor den Kopf zu stoßen. Dass die Entscheidung für Stuttgart ob der zentralisierten Marktmacht dort würde kommen müssen, war klar. Dass sie so schnell fallen würde, damit hat sicher keiner gerechnet.

Die Messe München indes versteht die Welt nicht mehr. Es ist ja auch schwer - vor allem, wenn man den Schlussbericht des VDW zur zweiten und - wie wir nun wissen - letzten Metav München liest, der da überschrieben ist mit dem Satz "Metav München schließt mit gutem Ergebnis". Und auch in den Ausstellerstimmen kommt das Wort Stuttgart nicht vor, dafür ist viel von "München" und "Erfolg" die Rede. Die Revanche der Messe München heißt metall München - Europäische Fachmesse für Metallbearbeitung in Industrie und Handwerk. Gestartet wird sie von der GHM Gesellschaft für Handwerksmessen ab 2007: ein halbes Jahr vor der internationalen Leitmesse des VDWs, der EMO in Hannover.

Es dürfte nicht das letzte Mal sein, dass Stuttgart mit seiner starken Nachfragemacht (und dem neuen Messegelände) punktet. Zu hoffen ist für die anderen Veranstalter nur, dass sie ihre Partner genau kennen und kein Kuckucksei unter ihren Fittichen haben.

Frohe OsternChristiane.Appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.8 / 2006 vom 13.04.2006
m+a NEWSLINE vom 13. April 2006