Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 21 / 2005 vom 27.10.2005

Was die Teilnehmerzahlen angeht, rennt der internationale Weltmesseverband mit seinen Veranstaltungen von Rekord zu Rekord. Das tut der Bedeutung des Verbandes gut und seiner Kasse, aber auch seinen Veranstaltungen? Nach der 72. Generalversammlung in Moskau sind - finde ich - erste leise Zweifel angebracht.

Ursprünglich war die UFI ein Verband für Messeveranstalter. Es waren die Mitglieder selbst, die die Mitgliedskategorien im Rahmen einer neuen Verbandsstrategie öffneten. Das ist drei Jahre her. Heute bringt die UFI auf ihren Kongressen verschiedene Vertreter des Messewesens zusammen:
Veranstalter, Geländebetreiber, Zulieferer. Profilveränderung - das klingt in der Theorie gut. Doch die Praxis nach drei Jahren zeigt: Der gemeinsame Nenner der Mitglieder wird immer kleiner. Nicht alle sind bereit, diesen Weg mitzugehen. Mitgliedszuwächse sind die eine Seite. Die Kehrseite: Austritte, weil sich andere nicht mehr richtig aufgehoben fühlen. Und darunter sind durchaus renommierte Namen.
Die Kriterien, die die Veranstaltungen auszeichnen - aktuelle Brancheninformationen und die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen - haben sich gewandelt. Es gibt immer mehr "Sonderbestrebungen", bei denen es auch ums Geschäft geht - nur eben anders. Und die bereiten nicht jedem Teilnehmer Spaß. Das Verfolgen dieser Partikularinteressen verändert auch die UFI-Veranstaltungen und wird ihnen daher auf Dauer nicht gut tun.

Anzeichen sind bereits sichtbar. Erste Veranstalter testen mögliche Alternativen. Sie schauen sich nach anderen, neuen Veranstaltungen respektive CEO-Foren um, wo sie unter sich sind und sich in aller Ruhe ungestört austauschen und "konspirieren" können.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich möchte nicht der Rückkehr zu "alten Verhältnissen" das Wort reden (zumal ja auch Verlage von der Erweiterung des Profils profitieren), dennoch ist das Ganze eine Gratwanderung. Mit diesem Dilemma ist die UFI indes nicht allein. Auch andere (Verbands)Veranstaltungen leiden darunter, dass "tout le monde" zu ihnen kommt und der ein und andere Veranstalter sich von den Vertretern der "Partikularinteressen" regelrecht genervt fühlt.
Zurück zu den Anfängen? Bitte nicht. Aber ein wenig Konzentration schadet sicher nicht. Manchmal kann weniger eben doch mehr sein.Christiane.Appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.21 / 2005 vom 27.10.2005
m+a NEWSLINE vom 27. Oktober 2005