Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 4 / 2005 vom 10.02.2005

Früher hieß es einmal Modezirkus. Das Bild mag schräg sein, doch es suggerierte Unterhaltung, Glamour und Spaß. In der Arena tummelten sich Models und zweimal im Jahr, das war so sicher wie das Amen in der Kirche, traf sich die Modewelt in Köln und Düsseldorf, um den neuesten Chic zu ordern. Was sich heute in der deutschen Modemessewelt abspielt, gleicht dagegen eher dem Aufmarsch der Gladiatoren. In den Arenen wird mit allen Bandagen gekämpft - um Aussteller, Termine und Orte.

Letzter Coup in der immer unübersichtlicher werdenden Modegeschichte ist der neue Termin für die Fashion-Sommer-Shows in Berlin. Unmittelbar vor der Düsseldorfer cpd, sogar mit einem Tag Überschneidung wollen die B-in-Berlin-, Preview- und Bread-&-Butter-Macher ihre Mode in der Hauptstadt auf den Laufsteg schicken, pardon, natürlich auch in alten Fabrikhallen, der U-Bahn oder sonst wo präsentieren. Man ist ja schließlich keine stinknormale Messe.

Der Krieg ist erklärt, ob es den Messebesuchern und damit Kunden gefällt, scheint wenig interessant. Im Konkurrenzkampf um Standorte und Konzepte drohen einige Veranstalter ihre Käufer aus den Augen zu verlieren. Aber genau diese sind es, die als Modenomaden von einem Fashionevent zum nächsten ziehen müssen, um den Überblick nicht zu verlieren - wenn dies noch möglich sein sollte.

Für sie, die die Mode an die Endverbraucher bringen wollen, ist die Zerrissenheit der Messewelt auf Dauer nur von Nachteil. Viele Selbstständige können es sich kaum noch leisten, immer mehr Zeit und Geld aufzuwenden, um den Modetrends hinterher zu reisen - auch wenn die Location noch so schick ist.

annic.kolbrueck@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.4 / 2005 vom 10.02.2005
m+a NEWSLINE vom 10. Februar 2005