Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 3 / 2005 vom 27. Januar 2005

Fachmessen und Fachpresse - ein altes Thema. Welcher Veranstalter kommt schon ohne fachlich versierte Journalisten aus? Sie transportieren die Nachrichten, ordnen Entwicklungen ein, kommentieren, analysieren, forcieren Trends, häufig bevor die Publikumspresse sie entdeckt und verbreitet.
Auch als Fachmesse-Veranstalter sind viele Verlage seit Jahren dabei. Der Vincentz Verlag etwa mit der Altenpflege oder Konradin mit der Einkäufer-Fachmesse E-Procure. Sie sind nah dran an der Zielgruppe und sehen eher Themennischen, die andere übersehen.
Nun steigt auch der Hamburger Verlag Gruner + Jahr ins Messegeschäft ein. Klein zwar, ganz klein sogar - mit Nanotechnologie, aber es ist ein erster Schritt. An sich ist das nichts Besonderes, könnte man meinen, es sind ja viele Verlage im Messewesen aktiv. Und doch ist die Situation hier eine andere: Erstens ist Gruner + Jahr kein Fachverlag im klassischen Sinne, zweitens hat er sich einen Messepartner gesucht, der bei dem ein und anderen zu verwundertem Augenreiben führen dürfte: die britische Expomedia-Gruppe. Ort der ersten beiden Veranstaltungen ist das neue Expo XXI in Köln.
Ein "urdeutscher" Verlag (der 65 % seines Umsatzes im Ausland macht) sucht sich einen britischen Partner, wenn auch der Vertrag mit der deutschen Tochtergesellschaft geschlossen wurde. Weshalb sich der Verlagsmulti die Expomedia-Gruppe als Partner ausgesucht hat und wer dabei auf wen zugegangen ist, war bislang nicht in Erfahrung zu bringen. Als wenn es die Erfolgsgeschichte "deutsches Messewesen" nicht geben würde und die hiesigen Gesellschaften nicht ebenso global agierten wie die Briten. Auf die Frage nach dem Warum musste der Verlagssprecher passen. "Sie kennen sich da besser aus."
Fest steht: Mit Wirtschaftstiteln wie Capital, impulse und Co verfügt Gruner + Jahr über eine geballte Medienmacht. Warten wir ab, wie er sie nutzen wird.Christiane.Appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.3 / 2005 vom 27.01.2005
m+a NEWSLINE vom 27. Januar 2005