AuM, Frankfurt Mit Wirbel ins neue Amt

Warum denn einfach, wenn es auch anders geht. Drei Wochen vor Beginn der Frankfurter Buchmesse im Oktober letzten Jahres hatte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt mitgeteilt, den Vertrag mit dem 62jährigen Buchmessechef Volker Neumann nicht zu verlängern und stattdessen "frühzeitig und längerfristig" die 2006 zu besetzende Führung "neu ordnen zu wollen."
Die ist inzwischen gefunden. Jürgen Boos (43) ist der Neue, der zum 1. April 2005 als Sprecher der Geschäftsführung in die Frankfurter Buchmesse eintreten wird. Dies teilte der Aufsichtsrat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Beteiligungsgesellschaft mbH (BBG), der Muttergesellschaft der Ausstellungs- und Messe GmbH (AuM), mit. Zurzeit ist Jürgen Boos Mitglied der Geschäftsleitung im Verlag Wiley-VCH, Weinheim. Seit 1997 führt er den Bereich Marketing, Sales, Distribution. Der amtierende Buchmesse-Geschäftsführer Volker Neumann wird sein Amt neben Boos noch bis zum 31. Dezember 2005 ausüben. Dass Neumanns Vertrag nicht verlängert wurde, hatte der Börsenverein mit dessen Alter begründet. Tatsächlich dürfte der umtriebige Messechef sich mit seinem Wirbel um Hotelkosten und Umzugspläne nicht nur Freunde gemacht haben.
Auch mit der Berufung von Boos sorgt der Börsenverein für Wirbel: Der Weinheimer Fachverlag Wiley-VCH trat daraufhin aus dem Börsenverein aus. Das bestätigte Alleingeschäftsführer Manfred Antoni dem "Jaeckel-Report". Er habe am 29. Dezember zum 31. Dezember 2004 die Mitgliedschaft für alle deutschen Wiley-Verlage "aus wichtigem Grund" gekündigt. Anlass sei der angekündigte Wechsel Jürgen Boos zur Frankfurter Buchmesse. "Ich habe nichts gegen den Börsenverein als Verband, aber etwas dagegen, dass er leitende Mitarbeiter seiner Mitgliedsverlage abwirbt", erklärte Antoni dem Branchendienst. Seine Entscheidung sei auch nicht als Kritik an der Qualifikation des künftigen Messegeschäftsführers zu interpretieren. Boos sei "eine gute Wahl". Mit seiner Kündigung hat Antoni auch seine Ehrenämter im Börsenverein niedergelegt. Er war zuletzt Vorsitzender des Haushaltsausschusses und Mitglied des Verlegerausschusses. Der Jaeckel-Report: "Wie immer die Personalie Boos eingefädelt wurde: Dass nun Wiley-VCH aus dem Börsenverein austritt, zeigt, dass Entscheidendes schief gelaufen ist. Das Abwerben eines der wichtigsten Mitarbeiter ist ein unfreundlicher Akt gegenüber dem Beitragszahler und dem ehrenamtlich aktiven Geschäftsführer. Entsprechende Antworten bleiben da nicht aus. Verbände sind zunächst für ihre Mitglieder da. Das scheint einigen Verantwortlichen im Börsenverein nicht unbedingt klar zu sein.Vorgänge dieser Art erleichtern auch nicht den Start des neuen Messegeschäftsführers." ch

m+a NEWSLINE Nr.1/2 / 2005 vom 13.01.2005
m+a NEWSLINE vom 13. Januar 2005