Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 19 / 2004 vom 30.09.2004

Wenn der Softwareriese Microsoft laut darüber nachdenkt, ob er bei der nächsten CeBIT noch vertreten sein wird, dann ist das für die Messe erst einmal ein Imageschaden. Zwar sind schon andere namhafte Unternehmen der weltgrößten Computermesse ferngeblieben, doch selten wurde eine eventuelle Abstinenz so verkündet: Man darf sich fragen, was Microsoft-Deutschland-Chef Jürgen F. Gallmann damit bezweckte, als er dies auf einer Veranstaltung des Hightech-Presseclubs Hamburg von sich gab. Wenn Gallmann davon spricht, dass seine Kunden sich schon früher gefragt hätten, was denn Microsoft auf "Wald-und-Wiesen-Messen" zu suchen habe, dann ist das für die Messeveranstalter nicht wirklich ein Kompliment. Wohlgemerkt, es geht um die CeBIT Hannover und auch die Systems in München.

Orts- und Themenwechsel: Für eines sorgt die neue Popkomm in Berlin auf jeden Fall - für ein gewaltiges Rauschen im Blätterwald. So gesehen ist sie ein voller Erfolg. Der Schwanengesang des Vorjahres über den Niedergang der Musikindustrie und ihrer Messe in Köln wurde ersetzt durch jede Menge publicitywirksamer und damit aus Sicht der Publikumsmedien berichtenswerter Action auf und hinter den Bühnen der Musikindustrie. Nicht zuletzt die neu entbrannte Diskussion um eine Deutschquote im Rundfunk trägt dazu bei, dass der Name Popkomm in aller Munde ist. 400 Bands in 36 Clubs, 50 messebegleitende Veranstaltungen und 300 Redner machen aus der Messe ein Mammutereignis.
Trotzdem: Wem nützt es? Steigt man tiefer ein in die Berichterstattung, dann mischen sich dunklere Töne unter die bunte Palette der Jubelmeldungen. Die Musikindustrie ist noch lange nicht der Krise entwachsen und nach wie vor auf der Suche nach neuen Konzepten. Große Labels gingen schon im Vorfeld auf Distanz zur Messe und die Berliner haben wenig Zeit, sie von der Notwendigkeit weiterer Popkomms zu überzeugen. Ob die hohen Eintrittspreise von immerhin 92 EUR für den Tagespass sich nicht als Hemmschwelle entpuppen, bleibt abzuwarten. Im Vergleich zu anderen großen Fachmessen wie zum Beispiel der Musikmesse, der Systems, Anuga, bauma oder auch der CeBIT, deren Tagesticketpreise sich im Rahmen von 20 bis 46 EUR bewegen, müssen die Besucher unterm Funkturm ganz gewaltig in die Tasche greifen.

annic.kolbrueck@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.19 / 2004 vom 30.09.2004
m+a NEWSLINE vom 30. September 2004